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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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den Boden berührten, hatte das Hämmern bereits wieder meine Schläfen erreicht. Im Schneckentempo bewegte ich mich durchs Zimmer. Das Knarren der Holzdielen schien so laut wie noch nie, es tat mir in den Ohren weh. Im Flur nahm ich meine Sonnenbrille aus dem Bücherregal und setzte sie auf, bevor ich mich in die lichtdurchflutete Küche wagte, um zwei Kopfschmerztabletten aufzulösen. Mit dem Glas in der Hand schlich ich zurück ins Schlafzimmer, schloss das Fenster und kroch unter die Decke.
    In kleinen Schlucken trank ich die nach Orangen schmeckende Flüssigkeit und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass sie Turboteilchen enthielt, die mit dem Schmerz kurzen Prozess machten. Während ich noch darüber nachdachte, musste ich eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal auf den Wecker schaute, war es kurz nach eins. Die Sonnenbrille war von meiner Nase gerutscht und lag neben mir auf dem Kopfkissen. Vorsichtig reckte ich die Arme hinter den Kopf und gähnte. Dann stand ich auf, öffnete die dunkelblauen Vorhänge einen Spalt und blinzelte in den Hochsommerhimmel.
    Über Nacht war der Juli in den August übergegangen, und ich hatte beschlossen, mir eine kreative Auszeit zu gönnen, nachdem ich im vergangenen Dreivierteljahr fast ohne Pause gearbeitet hatte. Und das nicht etwa im eigenen Atelier wie viele meiner Künstlerkollegen. Im Gegensatz zu ihnen ging ich zu den Menschen nach Hause oder in ihre Büros und malte meine Motive auf die Innenwände. Diese fremden Wände inspirierten mich weit mehr, als es einer Leinwand je gelingen würde.
    Jetzt würde ich mich zwei Monate lang durch die Tage treiben lassen, ohne ihnen eine Struktur oder eine Richtung vorzugeben. Allein die Vorstellung tat gut. Mit ausgebreiteten Armen ließ ich mich zurück aufs Bett fallen. Mein Blick wanderte über die Decke zu den Wänden. Es faszinierte mich, den Einfluss von Licht auf Farben zu studieren. Die Wand am Kopfende meines Bettes war nicht einfach nur dunkelrot, sie hatte viele Nuancen – je nachdem, wie das Licht im Raum beschaffen war. Das Gleiche galt für die gegenüberliegende Wand, die ein früherer Kommilitone von der Kunsthochschule für mich mit einer Unterwasserlandschaft bemalt hatte. Auf dem Meeresgrund, umgeben von Seegras, waren ein alter orangefarbener VW -Käfer zu sehen, ein Eisenbahnwaggon, über und über mit Graffiti bemalt, und ein verrostetes Fahrrad, das an einem Schiffscontainer lehnte. Dazwischen schwammen Fische und Seeschlangen.
    Die meisten, denen ich das Bild gezeigt hatte, fanden es bedrückend. Aber das war es nicht nur, denn die Meerestiere wussten, den Müll zu nutzen. Die Mikroorganismen, die sich darauf angesiedelt hatten, dienten als Nahrungsquelle, die Hohlräume als Schutz. Für mich war es Sinnbild für das Überleben unter widrigen Umständen.
    Mit einem Gähnen stand ich auf, trottete ins Bad und stellte mich minutenlang unter die Dusche. Erst als der gesamte Raum von heißem Dampf erfüllt und der Spiegel beschlagen war, drehte ich den Temperaturregler in die entgegengesetzte Richtung. Das kalte Wasser vertrieb den letzten Rest von Müdigkeit. Einen Song von Amy Macdonald summend trocknete ich mich ab, zog ein leichtes Sommerkleid an und schlang ein Handtuch um den Kopf.
    Schließlich machte ich mir einen Kaffee, öffnete beide Flügel des Küchenfensters und lehnte mich in den Rahmen. Es war völlig windstill an diesem Tag, die Mittagshitze hatte längst den Innenhof erobert und eine Sonnenanbeterin aus dem Vorderhaus angelockt. In einem verwitterten Liegestuhl vor sich hin dösend verscheuchte sie halbherzig eine Fliege. Während ich das Handtuch vom Kopf zog und meine noch feuchten schulterlangen Haare schüttelte, begann mein Magen zu knurren.
    Ich schnappte mir Portemonnaie, Flip-Flops und Schlüssel, zog die Wohnungstür hinter mir ins Schloss und lief barfuß die ausgetretenen Holzstufen hinunter. Im Treppenhaus begegnete mir der Student, der seit kurzem über mir wohnte. In jeder Hand einen Bierkasten prophezeite er mir eine ebenso lautstarke wie lange Nacht und meinte, es kämen auch einige seiner Hetero-Freunde, für die eine so hübsche Blondine wie ich sicherlich das Highlight des Abends bedeutete. Ob ich nicht auch kommen wolle? Ich schüttelte den Kopf und antwortete lachend, dass ich als vierunddreißigjährige Dunkelblonde mit braunen Augen nicht unbedingt in dieses Raster passte.
    Am Fuß der Treppe schlüpfte ich in die Flip-Flops und lief über den kühlen

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