Die Toechter der Familie Faraday
alle bleibt. Ich wollte es euch ja bald erzählen, wirklich. Heute Abend. Morgen. Nachdem ich David …«
»Du hast David noch nichts gesagt?« Leo war fassungslos.
»Ich wollte es nach der Premiere tun.«
Miranda schnaubte. »Damit die Neuigkeit ihm nicht seinen großen Auftritt versaut?«
»Miranda, ich warne dich. Halt den Mund.« Leo griff nach seinem Mantel. »Na schön, zieh dich an, Clementine. Dann gehen wir jetzt zu ihm und teilen es ihm mit. Du und ich. Dann sehen wir ja, was er und seine Eltern dazu zu sagen haben.«
»Ich sag ihm das nicht vor dir. Das wäre nicht fair.«
»Hier geht es aber nicht um fair.« Die Diskussion fand jetzt nur noch zwischen Leo und Clementine statt. Leo fuhr sich durchs Haar. Die dunkelrote Tolle stand wieder ab. »Du wirst es ihm vor meinen Augen sagen, und dann legen wir gleich heute noch den Hochzeitstermin fest. Du bist im dritten Monat, sagst du. Wenn wir uns beeilen, können wir noch heute Nachmittag zu Vater Cavalli und alles veranlassen, bevor …«
»Dad, ich werde David nicht heiraten.«
»Keine meine Töchter wird in Sünde leben.«
»Ich will gar nicht mit ihm zusammenleben. Ich würde euch alle zu sehr vermissen.«
»Willst du etwa …«
»Nein, ich will auch nicht abtreiben.«
»Was, zum Teufel, willst du dann tun? Das Kind zur Adoption freigeben?« Er setzte sich wieder. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Natürlich, das ist die Lösung.«
»Das habe ich auch nicht vor. Ich werde es behalten. Sie oder ihn.«
Er lachte hämisch. »Aber sicher. Sechzehnjährige geben ganz großartige Mütter ab. Vermutlich hast du auch schon ein paar Kindermädchen, oder? Die sich um das Kind kümmern, während du mit deinen Freunden in die Disko gehst?«
»Nein, aber ich habe schon ein paar Ideen. Ich wollte heute Abend mit dir darüber sprechen. Ich habe nämlich Neuigkeiten.«
»Noch mehr? Da bin ich aber gespannt.«
»Das Studienfach, für das ich mich einschreiben will, ist eingerichtet worden.«
»Umweltwissenschaften? Aber das ist ja großartig.« Der Stolz stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dann änderte sich seine Miene schlagartig. »Du kannst doch jetzt unmöglich studieren.«
»Warum nicht?«
»Ja, warum nicht?«, fragte Juliet.
Er ruderte verzweifelt mit den Armen durch die Luft. »Kapiert ihr es denn nicht? Sie bekommt ein Baby. Sie kann es wohl kaum in einem Körbchen ablegen und dann zu ihren Vorlesungen gehen.«
Juliet stand auf, stellte sich hinter Clementine und legte die Arme um sie. »Doch. Und ich werde ihr helfen.«
Miranda zögerte nicht. »Ich auch.« Sie stand auf und stellte sich auf die andere Seite neben Clementine. Sadie und Eliza folgten. Schließlich standen sie alle fünf am einen Tischende, Clementine in der Mitte, und sahen ihrem Vater entgegen. Clementine nahm Juliets Hand und drückte sie.
»Ihr könnt doch nicht alle helfen. Ihr müsst doch auch arbeiten und studieren. Wann wollt ihr das denn noch tun?«
»Wir wechseln uns ab, wie bei der Hausarbeit.«
»Ich würde allerdings lieber keine Windeln wechseln«, sagte Miranda.
»Dann mache ich das«, beharrte Clementine.
»Nein, Clemmie, da muss Miranda durch«, sagte Juliet. »Du kannst dir nicht nur die angenehmen Seiten aussuchen, Miranda. Was soll das arme Wesen denn machen, wenn es die Hosen voll hat? Auf eine seiner nicht so zimperlichen Tanten warten?«
»Dann muss es eben ein wenig Selbstdisziplin lernen«, sagte Miranda trocken. »Dann werden wir eben verhandeln. Nach dem Motto ›Hör zu, Goldstück, du behältst alles bei dir, bis deine Mutter nach Hause kommt, dafür gehe ich morgen mit dir in den Park‹.«
»Mädchen, das ist doch vollkommen unrealistisch. Ihr werdet doch in null Komma nichts den Spaß daran verlieren. Das wird wie bei Kindern, die einen Welpen zu Weihnachten bekommen – Silvester ist er schon lästig.«
»Das wird es nicht«, sagte Juliet. »Wir schließen einen Pakt. Hier und jetzt. Wir versprechen dir, Clementine, dass wir dir helfen, bis dein Kind in die Schule kommt. Ihr seid doch alle dabei, oder?« Sie sah zu Miranda, Eliza und Sadie.
»Selbstverständlich«, sagte Miranda. »Sie wird doch bestimmt vorzeitig eingeschult. Mit, sagen wir, sechs Monaten.«
»Bis sie oder er fünf ist«, sagte Juliet mit fester Stimme. »Miranda? Eliza? Sadie?«
Eliza und Sadie nickten.
»Sagtest du gerade fünf?« Miranda sah entsetzt aus.
»Es trägt ja nicht fünf Jahre lang Windeln.«
»Na schön, aber wenn wir zustimmen, dürfen wir
Weitere Kostenlose Bücher