Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die tödliche Bedrohung

Die tödliche Bedrohung

Titel: Die tödliche Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
der die Menge unter Kontrolle zu halten versuchte, zeigte sie ihren Polizeiausweis vor, dann schlüpfte sie unter der Absperrung durch. Sie war froh, als sie Sweeney entdeckte, einen hartgesottenen Polizisten, der zweimal so lange im Dienst war wie sie, es aber immer noch nicht eilig hatte, seine Uniform an den Nagel zu hängen.
    „Lieutenant.“ Er nickte ihr zu, bevor er ein Taschentuch aus der Tasche zog und sich lautstark die Nase schnaubte.
    „Was ist denn passiert, Sweeney?“
    „Im Vorbeifahren. Das Opfer stand da vor der Kneipe und unterhielt sich.“ Der Polizist deutete auf die zersplitterte Glastür des Tick Tock. „Laut Augenzeugen fuhr das Auto mit hoher Geschwindigkeit heran, bremste scharf ab, dann fielen die Schüsse und gleich darauf raste der Wagen in Richtung Norden davon.“
    Althea konnte immer noch das Blut riechen, obwohl es nicht mehr frisch war. „Sonst noch jemand verletzt?“
    „Nichts Ernsthaftes. Ein paar Leute haben kleinere Schnitte von durch die Luft fliegenden Glassplittern abbekommen, das ist alles. Der oder die Täter haben ihr Ziel gleich getroffen.“ Er schaute über seine Schulter auf den Boden, wo der Tote lag. „Tut mir leid, Lieutenant, aber er hatte keine Chance.“
    „Ja, mir tut es auch leid.“ Ihr Blick wanderte zu der Gestalt, die in einer großen Blutlache auf dem Gehsteig lag. Sie hatten nicht viel in der Hand, womit sie anfangen konnten. Er war fünfundfünfzig Jahre alt, ein Meter fünfundsechzig groß und klapperdürr, mit einem Gesicht, das zu lieben wahrscheinlich nicht mal seiner Mutter leichtgefallen war.
    Wild Bill Billings, Schmalspurzuhälter, Schmalspurganove und Polizeispitzel.
    Und zwar ihrer, verdammter Mist.
    „Der Gerichtsmediziner?“
    „Schon wieder weg“, erklärte Sweeney. „Können ihn auf Eis legen.“
    „Dann macht es. Gibt es eine Liste mit Zeugen?“
    „Ja. Aber die Aussagen kann man größtenteils knicken. Einmal war es ein schwarzes Auto, dann wieder ein blaues. Ein Besoffener behauptet steif und fest, eine von roten Teufeln gezogene Kutsche gesehen zu haben.“ Da er Althea gut genug kannte, um zu wissen, dass sie keinen Anstoß daran nehmen würde, stieß er eine Reihe äußerst erfindungsreicher Flüche aus.
    „Wir müssen uns mit dem, was wir bekommen, begnügen.“ Sie ließ ihre Blicke über die neugierige Menge schweifen – Kneipengänger, erlebnishungrige Jugendliche, ein paar Obdachlose und …
    Als ihr Blick auf einem der Umstehenden liegen blieb, gerieten ihre Sensoren in Schwingungen. Im Gegensatz zu allen anderen wirkte er weder beunruhigt noch abgestoßen oder aufgeregt. Er stand einfach nur ruhig da, mit offener Lederjacke, obwohl ein kalter Wind wehte. Unter der Lederjacke sah man ein Kambrikhemd, das am Hals, an dem eine Silberkette glitzerte, offen stand. An die langen Beine schmiegte sich eine enge, verwaschene Jeans, die über ramponierten Stiefeln endete. Seine Haare, eine Mischung zwischen Blond und Braun, waren leicht gewellt, windzerzaust und so lang, dass sie über den Kragen wuchsen.
    Er zog ab und zu an einer schlanken Zigarre, während seine Augen unablässig über den Tatort wanderten, als ob sie versuchten, sich jede Einzelheit genau einzuprägen. Trotz des fahlen Lichts wirkte er braun gebrannt, was gut zu seinen scharf geschnittenen Gesichtszügen passte. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und die Nase war groß und kräftig. Seine Lippen waren voll, aber man konnte sich gut vorstellen, wie sie unversehens schmal wurden und sich zu einem höhnischen Grinsen verzogen.
    Noch bevor sich ihre Blicke trafen und verhakten, sagte ihr Instinkt ihr aus irgendeinem Grund, dass sie es hier mit einem Profi zu tun hatte.
    „Wer ist denn der Cowboy dort, Sweeney?“
    „Der … oh.“ Sweeneys müdes Gesicht verzog sich zu etwas, das ganz knapp noch für ein Lächeln durchgehen konnte. „Ein Zeuge“, gab er zurück. „Er hat sich gerade mit dem Opfer unterhalten, als geschossen wurde.“
    „Ach ja?“ Sie hörte, wie die Leiche eingeladen wurde, aber sie drehte sich nicht um. Sie wusste auch so genau, was hinter ihrem Rücken vorging.
    „Er ist der Einzige, der uns eine vernünftige Schilderung des Tathergangs geben konnte.“ Sweeney zog sein Notizbuch heraus, leckte sich über den Daumen und blätterte die Seiten durch. „Sagt, dass es eine schwarze ’91er Buicklimousine war, mit Nummernschildern aus Colorado. Behauptet, dass er die Zahlen nicht erkennen konnte, weil die

Weitere Kostenlose Bücher