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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Gesicht, hatte Nase, Augen und Ohren. Dann verschwamm alles, löste sich auf, verging. Mechtel verlor das Bewusstsein.
     
    Als sie erwachte, waren die Soldaten fort. Ihr tat alles weh, da unten stach und brannte es wie Feuer. Blut klebte an ihren Oberschenkeln. Mühsam kam sie auf die Knie, stand auf. Es ging schon, wenn sie sich nur langsam bewegte. Der Brotlaib kam ihr in den Sinn, wo war der Brotlaib? Sie fand ihn nicht mehr. Aber beim Suchen fiel ihr endlich ein, wo sie hingehen konnte. Nach Farnroda. Einmal war beim Müller seine Schwester auf Besuch gekommen. So freundlich war die zu ihr gewesen, hatte ihr sogar ein Band geschenkt, eines, wie es die Dorfmädchen für die Haare nahmen. Nach Farnroda habe seine Schwester geheiratet, das hatte der Müller später erzählt. Ja, dachte Mechtel, dorthin würde sie gehen.

Creuzburg, Dezember 1212
    S ophia lehnte am Fenster des Palas und beobachtete die spielenden Mädchen. Wie unbeschwert sie im Schnee des Burghofs herumtollten in ihren Fellschuhen und dicken Wollmänteln! Jetzt kam auch noch der kleine Konrad auf seinem Steckenpferd dahergeritten, gefolgt von seinem Erzieher. Ihr jüngster Sohn war seit kurzem aus der gemeinsamen Kinderstube ausgezogen, er war jetzt alt genug, um mit seinen Brüdern unterrichtet zu werden, spielte aber immer noch lieber mit den Mädchen. Die Großen ließen ihn ja auch noch nicht recht mitkommen. Der zwölfjährige Ludwig kümmerte sich noch am ehesten, er war immer der Gutmütige, während Heinrich Raspe mit seinen acht Jahren meist nur Sticheleien für den Jüngsten übrig hatte.
    Helles Gelächter drang zur Landgräfin hinauf. Das war Agnes, immer die Lauteste von allen. Die Hände in die Hüften gestützt, stand sie da und schaute zu, wie die anderen einen Schneemann bauten. Gerade steckte die kleine Elisabeth eine Gelberübe mitten in seinen runden Kopf. Die Landgräfin seufzte. Sie hatte das Mädchen liebgewonnen im letzten Jahr. Ein herzgoldiges Ding fürwahr, nur manchmal ein bisschen zu stürmisch und unbändig, aber das war wohl die ungarische Wesensart. Schade, dass sie so fremdländisch aussah, das trug ihr viel Spott von den anderen Kindern ein. »Die Schwarze«, so nannten sie sie oft. Auch ihr Bayrisch, das sie von ihrer Mutter hatte, war oft Anlass für Häme und Gelächter, aber das würde sich schon noch abschleifen.
    Es klopfte, und ein Bote trat ein, noch in Reitkleidung und ganz außer Atem. Er überreichte seiner Herrin mit einer tiefen Verbeugung einen Ring – Erkennungszeichen dafür, dass seine Nachricht von Landgraf Hermann selber kam. »Herr Friedrich der Staufer, der zweite seines Namens, ist endlich in Mainz zum König gekrönt worden«, berichtete der Mann. »Euer Gatte, der Euch seinen Gruß entbietet, war dabei. Er ist wohlauf, aber er wird Weihnachten noch nicht zurück in Thüringen sein können, weil der Widerstand des Herrn Otto, der sich immer noch König nennt, erst gebrochen werden muss, was Gott befördern möge. Der Herr schütze Euch und Thüringen. Das war mein Auftrag, Euch zu künden.«
    Die Landgräfin nickte und bedeutete dem Boten mit einer Handbewegung zu gehen. Dann beugte sie sich zum Fenster hinaus und rief die Kinder herein.
     
    »Euer Vater hat Nachricht gesandt«, begann sie, als endlich auch Heinrich und Ludwig da waren. »Es gibt große Neuigkeiten: Friedrich der Staufer ist gekrönt, und bald wird mit vereinter Kraft der recht gesinnten Reichsfürsten der Welfe Otto niedergeworfen sein. Der böse Mensch, der unser schönes Land mit Krieg überzogen und so großes Leid über Thüringen gebracht hat, wird mit Gottes Hilfe besiegt werden.«
    Die Jungen brachen in Jubelgeschrei aus. »Unser Vater haut den Welfen aufs Haupt!«, brüllte Hermann Raspe und boxte mit geballten Fäusten in die Luft.
    Sophia drohte ihm mit dem Finger. »Alles liegt in Gottes Hand, mein Sohn. Dafür wollen wir jetzt alle beten.«
    Sie kniete nieder und faltete die Hände. »O Herr, der du Himmel und Erde lenkst, sieh gnädig auf uns, wie wir dich demütig um deine Hilfe bitten. Gib, dass bald Friede einkehrt und dass unser Vater gesund zurückkehrt.«
    »Amen«, fielen die Kinder mit ein.
    »Jetzt könnt ihr weiterspielen«, lächelte Sophia. »Husch!«
    Nachdenklich ging sie hinüber zum großen Lehnstuhl, wo ihre Handarbeit lag, setzte sich und griff zum Stickrahmen. Doch vor dem ersten Stich fiel ihr Blick auf die kleine Gestalt an der Tür. Es war Elisabeth.
    »Was willst du denn noch?«, fragte

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