Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)
fallenden Schneeflocken nicht mehr im Licht der Straßenlaternen, sondern als leuchteten diese Kristallgebilde von innen heraus, als seien sie Späne des unsichtbaren Mondes, jeder einzelne vom Mondschein erfüllt. Je länger Deucalion lebte, desto zauberhafter fand er diese heiß geliebte Welt.
Die Russell Street, eine der Durchfahrtsstraßen, war men schenleer; weder andere Fahrzeuge noch Fußgänger waren hier unterwegs. Von dieser Querstraße bis zur nächsten war kein Geschäft geöffnet, doch jeden Moment konnte ein Zeuge auftauchen.
Deucalion verfolgte die Reifenspuren zurück und blieb neben dem Individuum stehen, das er aus dem Lieferwagen geworfen hatte. Trotz ihrer zerquetschten Kehle versuchte die Laborratte immer noch zu atmen und die Finger in den von den Reifen zusammengepressten Schnee zu graben, in dem aussichtslosen Bemühen, sich auf die Knie zu ziehen. Mit einem Stiefeltritt in den Nacken bereitete er dem Leiden der Kreatur ein Ende.
Er trug die Leiche zu dem Lieferwagen und öffnete die Hecktür. Der Laderaum war leer; der nächste Schwung glückloser Menschen, die hingerichtet werden sollten, war noch nicht abgeholt worden. Er warf die Leiche in den Lieferwagen.
Dann zog er den Fahrer aus der Fahrerkabine, trug ihn um das Fahrzeug herum, warf ihn zu der anderen Leiche im Laderaum und schloss die Tür.
Als er hinter dem Lenkrad saß, ließ er den Motor an. Er setzte den Lieferwagen von dem Laternenpfahl zurück und fuhr rückwärts vom Randstein auf die Straße.
Der kleine Bildschirm im Armaturenbrett wurde hell und zeigte eine Straßenkarte mit einem Ausschnitt von Rainbow Falls. Ein blinkender roter Punkt zeigte den derzeitigen Standort des Lieferwagens an. Eine grüne Linie verwies auf die Route, die der Fahrer offenbar einschlagen sollte. Oben auf dem Bildschirm stand FAHRTROUTE TRANSPORT NR . 3. Daneben konnte man zwischen zwei Optionen wählen, von denen eine LISTE hieß, die andere STRASSENKARTE . Im Moment war die zweite Option gewählt.
Deucalion drückte mit dem Zeigefinger auf LISTE . Die Straßenkarte verschwand von dem Bildschirm, und an ihrer Stelle erschien dort eine Auftragsliste. Die dritte Adresse war markiert, FALLS INN , an der Kreuzung der Beartooth Avenue mit der Falls Road gelegen. Offenbar wäre das der nächste Halt des Lieferwagens gewesen.
Auf der rechten Seite des Touchscreens befanden sich drei Kästchen untereinander, von denen jedes eine Zahl trug. Die 3 war markiert.
Als Deucalion seinen Zeigefinger auf die 1 legte, wurde die Liste auf dem Bildschirm durch eine andere Aufzählung von Adressen ersetzt. Der Text am oberen Bildrand lautete jetzt FAHRTROUTE TRANSPORT NR . 1.
Auch hier war die dritte Zeile markiert. Das zweiköpfige Team von Transport NR . 1 hatte die Menschen unter den beiden erstgenannten Adressen offenbar erfolgreich abgeholt und sie vielleicht in ihren Untergang befördert. Der nächste Halt schien KBOW zu sein, der Rundfunksender, den man nicht nur in Rainbow Falls, sondern auch in der gesamten Umgebung empfangen konnte.
Nachdem sie am früheren Abend die Angestellten der Telefongesellschaft durch Replikanten ersetzt und somit die Kontrolle über das gesamte Festnetz und die Handymasten an sich gebracht hatte, würde Victors Armee als Nächstes KBOW übernehmen, um die Übertragung einer Warnung an die Einwohner der Stadt oder an die Leute in den kleineren Ortschaften der näheren Umgebung zu verhindern.
Deucalion schaltete auf STRASSENKARTE und sah, dass der Rundfunksender in der River Road stand, nicht weit vom nordöstlichen Stadtrand und etwa zwei Meilen von seinem derzeitigen Standort entfernt. Transport NR . 1 sollte in weniger als vier Minuten dort eintreffen, um die Abendbelegschaft des Senders abzuholen, was die Vermutung nahelegte, dass der Angriff auf den Rundfunksender bereits begonnen haben könnte. Wenn er der Route zu KBOW folgte, die das Navigationssystem des Lieferwagens empfahl, würde zum Zeitpunkt seines Eintreffens dort bereits alles über die Bühne gegangen sein.
Er öffnete die Fahrertür, schwang sich aus dem Lieferwagen ... und begab sich mit einem einzigen Schritt von der Russell Street auf den Parkplatz der Sendeanstalt.
3.
Mr Lyss fuhr ziellos durch das Schneetreiben, während er darüber nachzudenken versuchte, was er als Nächstes tun sollte. Nummy O’Bannon fuhr ebenso ziellos mit ihm, denn Nummy fuhr nicht selbst, war aber ein guter Bei fahrer.
Nummy war nicht ganz wohl dabei zumute, in diesem Wagen
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