Die Totenmaske
gibt neue Spuren in dem Fall, der, kurz bevor ich nach Birkheim kam, zu den Akten gelegt worden war.«
Ihm lag viel an der Auflösung. Das konnte sie ebenso sehen, wie sie wusste, dass ihm auch viel an ihr lag. Die Vorstellung, mit ihm nach Mainz zu gehen, war verlockend, doch dort müsste sie von vorn anfangen. In ihrer Branche war es nicht leicht, sich zu etablieren, wenn man noch jung war. Hier gab es weit und breit kein konkurrierendes Bestattungsunternehmen. Dass ihre Mutter des Mordes überführt worden war, verschreckte einen Teil der Kundschaft. Doch die Leute würden sich früher oder später wieder einkriegen. Zoe war es gewohnt, immer wieder geächtet zu werden. Ihr Vorteil bestand letztlich in der Tradition in Birkheim. Und sie war ein Teil davon.
Sie strich Leon über die stoppelige Wange und lächelte. Seit Tagen hatte er sich nicht rasiert, weil sie beide keine offiziellen Termine hatten. Urlaub war wie ein Leben im Ausnahmezustand. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wusste nicht, ob ihre junge Beziehung längere Trennungen verkraften würde.
»Es geht nicht. Ich habe ein Geschäft zu führen. Im gewohnten Umfeld kann ich mich besser meinem Studium widmen.«
Sie war gerade dabei, ihr Abitur nachzuholen. Außerdem hatte sie bereits eine geeignete Universität gefunden, an der sie sich für ein Fernstudium in Forensik einschreiben wollte, wenn es so weit war. Ein Umzug und die damit verbundene Eingewöhnung würden sie um Monate zurückwerfen. Vielleicht war es auch nur Angst vor dem Neuen, gerade jetzt, wo das Altbewährte Risse bekommen hatte.
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Wenn der Fall abgeschlossen ist, komme ich wieder für ein paar Wochen hierher.«
Sein Kuss schmeckte nach Aufrichtigkeit. Eine Welle der Erleichterung zog über sie hinweg. »Und ich werde vielleicht ein Praktikum am Institut für Rechtsmedizin in Mainz machen.«
Gemeinsam stiegen sie von der Plattform herab. In ihrem unbeschwerten Lachen schwang ein Hauch Melancholie mit. Die Landstraße lag friedlich und leer vor ihnen.
Noch war sie nicht zu sehen, die Gabelung, die ihre Wege trennen sollte, und dennoch lauerte sie im Irgendwo. Und irgendwann würden sich diese Wege wieder kreuzen. Nichts war vorhersehbar, schon gar nicht das Leben.
– ENDE –
Über Helene Henke
Helene Henke, geboren 1964, hat erst nach zwei verschiedenen Berufsausbildungen ihre wahre Leidenschaft entdeckt: das Schreiben. Nach vier erfolgreichen Romanveröffentlichungen im Sieben Verlag ist »Totenmaske« nun ihr erster Thriller bei Droemer. Die Autorin ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Krefeld.
Mehr Informationen unter www.helene-henke.de
Über dieses Buch
Die 21jährige Zoe versteht es meisterhaft, Verstorbene für das Begräbnis herzurichten. Nach dem Tod ihres Großvaters übernimmt sie das traditionelle Familienunternehmen. Respektvoll bereitet sie die Verstorbenen für ihre »letzte Reise« vor und macht sich schnell einen Namen als jüngste Bestatterin Deutschlands. Die Bewohner des kleinen Dorfs im Hunsrück stempelnd die ungewöhnliche junge Frau jedoch schnell als Sonderling ab. Als eines Tages Boris und seine zwei Freund auf ihrem Behandlungstisch landen, findet sich Zoe rasch im Kreis der Verdächtigen wieder – hatte doch einer der jungen Männer Zoe vor ein paar Jahren beinahe vergewaltigt. Das BKA ermittelt. Die Stimmung im Dorf gleicht einem Hexenkessel, als Zoe plötzlich spurlos verschwindet.
Impressum
Copyright © 2013 der eBook Ausgabe by Knaur eBook.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Copyright © 2013 der Originalausgabe bei
Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Kathrin Stachora
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © plainpicture/Bildhuset; FinePic®, München
ISBN 978-3-426-41762-1
Wie hat Ihnen das Buch 'Totenmaske' gefallen?
Schreiben Sie hier Ihre Meinung zum Buch
Stöbern Sie in Beiträgen von anderen Lesern
© aboutbooks GmbH
Die im Social Reading Stream dargestellten Inhalte stammen von Nutzern der Social Reading Funktion (User Generated Content).
Für die Nutzung des Social Reading Streams ist ein onlinefähiges Lesegerät mit Webbrowser und eine bestehende Internetverbindung notwendig.
Weitere Kostenlose Bücher