Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
in ihre Haut geschlüpft.
Aber es fehlte noch etwas.
Sie fuhr mit beiden Händen unter die Wäsche im Schrank, sie wusste, dass sich dort ein Geheimnis von Mara verbarg. Ihr Freund sollte es nicht entdecken.
Da war es. Ihre Finger hatten es schon erspürt.
Sie nahm es hervor und spielte damit. Es war ein rotes Halsband, an dem eine tropfenförmige Perle hing. Die Perle hatte einen besonderen Schliff, so dass sich das Licht in ihr brach und sie zum Funkeln brachte. Auf der Rückseite hatte sie einen Kratzer in der Form eines M .
Es gefiel ihr so sehr. Sie musste es haben.
Entschlossen legte sie sich das Band um. Sie betrachtete sich lange verzückt im Spiegel, nun war sie eine Fremde im Negligé, darunter die Spitzenunterwäsche und am Hals dieses Schmuckstück.
Sie beäugte sich von allen Seiten. Dann ging sie zum Bett und schlug die Decke zurück. Die Laken waren kühl, und als sie sich hineinlegte, durchrieselte sie ein Glücksgefühl. Sie nahm Maras Kopfkissen – sie wusste, dass sie auf der linken Seite schlief – und roch daran.
Sie schloss die Augen.
Ihr war schwindlig vor Aufregung, ihr Atem ging stoßweise.
Und dann träumte sie doch noch einmal von dem weißen Pferd, sie war an seinen Rücken geschmiegt und ritt mit ihm davon, sie hatte keine Angst hinabzustürzen, konnte sich ganz auf seine Stärke verlassen, spürte unter sich das Spiel seiner Muskeln, den kräftigen Atem in seinen Flanken und roch seinen Schweiß. Sie wünschte sich, dass dieses Abenteuer niemals enden würde.
Plötzlich vernahm sie etwas, das nicht in diesen Traum passte. Ein monotones Brummen, mechanisch, laut. Sie schlug die Augen auf und erschrak.
Zunächst wusste sie nicht, wo sie war. Erst dann sah sie das Handy auf dem Nachttisch, es vibrierte. Endlich fiel ihr ein, dass sie vorsorglich den Alarm eingestellt hatte, falls sie einschlafen würde. Sie durfte doch nicht in dem fremden Bett erwischt werden. Sie schaltete das Handy aus.
Auf einmal meinte sie, Stimmen zu hören.
War da jemand ?
Rasch setzte sie sich auf. Um Himmels willen, kam da etwa jemand zur Tür herein ? Vor Scham und Angst konnte sie sich nicht rühren.
Schließlich entfernten sich die Stimmen wieder, vermutlich eine Unterhaltung im Treppenhaus.
Sie lauschte.
Jetzt war es still.
Sie stieß die Luft aus.
Stand auf, strich das Laken und die Bettdecke glatt. Sie tat es mit viel Sorgfalt, bis sie sicher war, dass keine Falte sie verraten würde. Die Kissen schüttelte sie auf und legte sie an ihren alten Platz. Alles musste so sein wie vorher.
Dann streifte sie das Negligé über den Kopf, nahm das rote Halsband ab und verstaute beides wieder im Schrank, genau dort, wo sie es hervorgeholt hatte. Sie glättete behutsam einige Kleidungsstücke und schloss die Schranktür.
Als sie die Vorhänge aufzog, blendete sie das Sonnenlicht. Es war bereits früher Nachmittag, sie musste sich beeilen, schließlich könnten Mara und ihr Freund auch früher als gewöhnlich nach Hause kommen.
Sie überprüfte noch einmal genau die Position des Vorhangs, bis sie schließlich ihre eigenen Sachen wieder anzog. Sie ließ ein letztes Mal den Blick durch den Raum gleiten, dann verließ sie die Wohnung und schloss von außen ab.
Jemand kam die Treppe herauf, eilig wandte sie sich von der Tür ab und kramte aus der Handtasche ihre Sonnenbrille hervor. Sie zog die Schultern hoch, setzte die Brille auf und ging grußlos an dem Hausbewohner vorbei. Erst auf der Straße konnte sie wieder aufatmen.
Am Kottbusser Damm winkte sie ein Taxi heran und ließ sich nach Hause fahren. Nur für den Fall, dass ihr Mann irgendwelche Fragen stellte, hatte sie einen Termin bei ihrer Kreuzberger Heilpraktikerin im Kalender notiert.
Sie lächelte. Alles lief nach Plan.
Es war nicht viel los im Büro. Nils Trojan war überwiegend mit Papierkram beschäftigt, mittags holte er für sich und seinen Kollegen Ronnie Gerber vom Laden an der Ecke Döner Kebab, den sie direkt aus der Alufolie verspeisten. Schließlich tippten sie weiter an den Abschlussberichten vergangener Mordfälle, eine Tätigkeit, die sie beide nicht sonderlich mochten.
Am frühen Abend – Gerber war längst heimgefahren – kämpfte Trojan noch immer gegen das Chaos liegen gebliebener Akten und Asservate auf seinem Schreibtisch an, als ihn Hilmar Landsberg in sein Büro rief.
Schon an der Miene seines Chefs bemerkte er, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
»Nils, ich hätte da eine persönliche Bitte an
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