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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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„Darrach hat es beim Übersetzen alter Schriftrollen herausgefunden. Es war von einer Prophezeiung die Rede, die sich hundertfünfzig Jahre nach dem Krieg gegen Feringhor erfüllen sollte. In dieser war die Rede von einer jungen Frau mit außergewöhnlichem Haar, das im Dunkeln rot leuchte, und mit einem Mal am unteren Ende des Rückens, das einer Rosenknospe ähnle. Sie würde den letzten Drachen finden und über ihn herrschen.“
    „ Und wie soll ich ihn finden?“
    „ Laut der Schriftrollen befindet er sich im Akrachón. Und falls Ihr noch keine Ahnung habt, wie Ihr ihn dort finden könnt, dann hoffe ich in Eurem Interesse, dass der Stein und der Stab, die Ihr mit Euch führt, Euch zu gegebener Zeit den Weg zu ihm weisen werden.“ Der drohende Ton in Roghans Stimme war nicht zu überhören. Elea ging jedoch nicht darauf ein und löcherte den König weiter beharrlich mit Fragen. Sie wollte herausfinden, ob sich ein Teil ihrer Prophezeiung mit dem Teil deckte, den Darrach Roghan preisgegeben hatte. „Mehr stand nicht darüber in der Prophezeiung? Zum Beispiel: Wer die junge Frau ist? Warum sie den Drachen finden soll? Und warum dies plötzlich einfach so nach hundertfünfzig Jahren?“
    „ Elea, die Schriftrollen, die Darrach übersetzt, sind viel, viel älter als hundertfünfzig Jahre. Sie wurden von verschiedenen Gelehrten, die im Dienste meiner Vorfahren gestanden haben, über Jahrhunderte hinweg angefertigt. Sie stammen zum Teil aus Zeiten, in denen die Menschen mit den Drachen verfeindet waren und wiederum aus Zeiten, in denen sie friedlich zusammenlebten. Ich habe die Schriftrolle, die Euer Erscheinen betrifft, gesehen. Sie war in einem schlechten Zustand. Ein Teil war wohl einem Feuer zum Opfer gefallen, sodass der Text nur bruchstückhaft von Darrach übersetzt werden konnte.“
    „ Dann bin ich aber mal neugierig, was es nun mit meiner Unberührtheit auf sich haben soll?“
    „ Dieses Wissen stammt von einer Schriftrolle über die Drachen. Sie ist laut des Textes notwendig, damit zwischen Euch und dem Drachen ein unsichtbares Band geknüpft werden kann. Dieses Band erlaubt es euch, miteinander zu kommunizieren und wird euch euer Leben lang untrennbar miteinander verbinden, es sei denn einer von euch stirbt.“ Elea spürte bereits, wie sich schon wieder ein Kloß in ihrer Kehle bildete, den sie kaum hinunterschlucken konnte. Die Vorstellung, auf immer und ewig an einen wilden Drachen gebunden zu sein, war im Moment nicht gerade ein verlockender Gedanke – noch nicht zumindest. Sie zwang sich rasch, sich den Drachen aus ihrem Traum in Erinnerung zu rufen, der auf sie keineswegs angsteinflößend gewirkt hatte – im Gegenteil, er machte eher den Eindruck, als sei er ein Freund. Schließlich formte sich in ihrem Kopf noch eine Frage, die im Grunde genommen die alles entscheidende Frage war. „Was würde passieren, wenn ich mich weigere, den Drachen für Euch zu finden und zu reiten?“ König Roghan ließ laut die Luft durch die Nase entweichen und sah Elea eine kleine Weile ernst in die Augen, bevor er eindringlich zu sprechen begann. „Ich hoffe inständig, dass es nicht dazu kommen wird. Aber wenn Ihr Euch weigert, dann werde ich zu gewissen Druckmitteln greifen müssen, die Euch dazu bewegen werden.“ Elea fragte mit leiser Stimme: „Und wie sehen diese Druckmittel aus?“
    „ Ich weiß, wo Eure Familie lebt... Muss ich noch weiter reden oder könnt Ihr Euch vorstellen, worauf ich hinaus will?“ Elea saß wie ein Häuflein Elend in dem Stuhl, dessen Rückenlehne weit über ihren Kopf hinausragte. Sie betrachtete verzweifelt den Stab, den sie die ganze Zeit nervös mit ihren Händen knetete. Hätte Roghan ihr Folter angedroht, so hätte sie sich ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, widersetzt – vorerst zumindest. Aber das Wohl ihrer Familie stand entschieden über ihrem eigenen. Es wäre unerträglich für sie, wenn einer von ihnen für sie leiden müsste. Nach einer Weile, in der ein schweres Schweigen in dem eckenlosen Turmzimmer herrschte, blickte Elea auf, direkt in Roghans Gesicht, und nickte ihm resigniert zu. Sie wollte gerade ansetzen, ihrer Zustimmung noch mit Worten Ausdruck zu verleihen, als es laut an der Tür klopfte. „Das wird Darrach sein. Ja! Trete ein!“ Jeder einzelne Muskel in Elea begann, sofort sich zu versteifen. Sie schaute gebannt auf die Tür, die aufschwang und Eleas Blick auf die riesige, magere Gestalt des Zauberers freigab. Sein ausdrucksloses Gesicht wurde

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