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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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schwächer.“ Maél kam ihnen eilig entgegen. „Bist du dir sicher?“
    „ Ganz sicher nicht, aber ziemlich sicher.“ Er betrachtete sie nachdenklich mit gerunzelter Stirn. Finlay kam näher an Elea heran, nahm den Stein zwischen Zeigefinger und Daumen und fixierte ihn eine Zeit lang. Schließlich ließ er verlauten: „Sie hat recht. Er blinkt langsamer als zu dem Zeitpunkt, als ich auf ihn aufmerksam wurde. Lass uns umkehren und in die entgegengesetzte Richtung nach Westen gehen! Ich dachte mir schon, dass zu unserer ohnehin schon prekären Lage noch erschwerende Umstände hinzukommen werden. Da hilft uns auch nicht dein grimmiger Blick weiter. Los kommt! Diesmal gibt aber Elea das Tempo vor!“ Er warf Maél noch einen bösen Blick zu, ergriff dann Eleas Hand und zog sie einfach mit sich, während sie dem überrumpelten Mann rasch noch ein flüchtiges Lächeln schenkte. Erst eine ganze Reihe beschleunigter Herzschläge später setzte Maél sich in Bewegung, um die beiden einzuholen. Wenn er Finlay nicht noch für seinen Plan brauchen würde, hätte er ihn schon längst davongejagt.
    Sie kamen wieder an die Stelle, wo sie Jadora und die Krieger zuvor verlassen hatten. Die Männer hatten bereits begonnen, das Lager aufzubauen. Sie hatten eine Stelle gefunden, wo ihnen von einer Seite keine Gefahr drohen würde, da die Zelte sich direkt an einer steilen Felswand befanden. Rechts davon, nur wenige Schritte entfernt, begann bewaldetes Gelände mit kahlen Bäumen, an die die Pferde fest gebunden waren.
    „ Also gut. Dann such du dir einen Weg, Elea. Aber du musst die westliche Richtung beibehalten“, meinte Maél in etwas versöhnlichem Ton zu Elea gewandt. Finlay würdigte er jedoch keines Blickes. Elea ging zur Überraschung der beiden Männer sofort in einen Trab über. Die beiden Männer folgten ihr. Finlay fragte sie verständnislos: „Wieso rennst du jetzt? Eben wärst du ständig hingefallen, hätte ich dich nicht aufgefangen, weil du nur auf deinen Stein geachtet hast. Als ob das Gehen in dem tiefen Schnee nicht anstrengend genug ist!“
    „ Jetzt jammere nicht rum wie ein Mädchen, Finlay!“, neckte Elea ihn. „Es dämmert bereits. Wir sollten also möglichst schnell zu einem Ergebnis kommen. Wir rennen einfach eine ganze Strecke lang. Dann bleiben wir stehen und sehen nach, wie der Stein reagiert. Oder bin ich dir zu schnell?“ Maél machte aus seiner Belustigung keinen Hehl. Ein spöttisches Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus. „Nein, überhaupt nicht... ähm ... oder zumindest noch nicht“, erwiderte Finlay etwas verlegen. Nach einer Weile wollte er von den beiden wissen: „War es Teil eures Täuschungsmanövers oder hat es sich wirklich so zugetragen, dass du Elea als Bestrafung vor dir hast herrennen lassen?“ Maél antwortete ohne zu zögern, aber merklich in einem Ton, aus dem man leicht seinen verletzten Stolz heraushören konnte: „Ganz so hat es sich nicht zugetragen. Leider! Sie hat mir vielmehr sehr drastisch meine Grenzen aufgezeigt.“ Elea musste daraufhin lachen. Sie verringerte ihr Tempo, da es auf Dauer auch an ihren Kräften zehrte, durch den tiefen Schnee mit der schweren Fellkleidung zu rennen. Kurz darauf blieb sie stehen, was die beiden Männer stillschweigend begrüßten. Während Finlay sich einfach in den Schnee fallen ließ, um wieder zu Atem zu kommen, stützte Maél sich mit den Armen auf seinen Oberschenkeln ab und beobachtete Elea, die der Lauf offensichtlich viel weniger angestrengt hatte als die beiden Männer. Sie sah sich ihren Stein an und umschloss ihn mit ihrer Hand. Dann öffnete sie sie wieder und besah ihn sich erneut. „Wir sind auf dem richtigen Weg. Sein Pulsieren ist bedeutend schneller als vorhin. Diesmal bin ich mir ganz sicher.“ Maél ging zu ihr und nahm den Stein zwischen seine Finger. „Und wie fühlt er sich an? Ist er wärmer geworden?“
    „ Das kann ich jetzt nicht sagen. Mein ganzer Körper ist vom Laufen erhitzt.“
    „ Gut. Dann lasst uns jetzt zu den anderen zurückgehen, bevor die Sonne untergegangen ist.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und marschierte los. Finlay hatte sich in der Zwischenzeit erhoben und den Schnee, der an seiner Fellkleidung haften geblieben war, abgeklopft. Er nahm wieder Eleas Hand und wollte Maél folgen. Doch die junge Frau zögerte. „Wartet! Was hat Finlay vorhin mit erschwerenden Umständen gemeint, als klar war, dass wir den Drachen wahrscheinlich in westlicher Richtung suchen müssen?“

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