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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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umzuwenden.
    Renée blieb im Bahnhofe, bis der Pfiff der Lokomotive ertönte. Und als der Zug davonrollte, wußte sie in ihrer Verzweiflung nicht, was sie thun sollte; die nun folgenden Tage dehnten sich vor ihr aus, endlos und leer wie dieser große Saal, in welchem sie allein zurückgeblieben. Sie stieg wieder in ihren Wagen und befahl dem Kutscher, nach Hause zu fahren. Doch unterwegs besann sie sich; sie fürchtete sich vor ihrem Zimmer, vor der Langeweile, die ihrer harrte und sie fühlte nicht einmal den Muth in sich, nach Hause zu gehen und die Toilette zu ihrer gewohnten Fahrt ins Bois zu wechseln. Sie empfand das Bedürfniß nach Menschen und Sonnenschein.
    Sie befahl dem Kutscher, ins Bois zu fahren.
    Es war vier Uhr und das Bois erwachte aus seiner dumpfen Nachmittagsruhe. Längs der Avenue de l'Impératrice stiegen Staubwolken auf und man sah von Weitem die grünen Flächen, welche die Abhänge von Saint-Cloud und Suresnes bezeichneten, darüber hinaus die grauen Umrisse des Mont-Valerien. Die Sonne stand hoch am Himmel und erfüllte die Luft mit einem goldenen Staubschleier, verwandelte dieses Meer von grünem Laubwerk in ein Meer von Licht. Doch in der zum Teich führenden Allee war gespritzt worden; die Wagenräder rollten über den gebräunten Boden wie über weiches Moos, während der Geruch der feuchten Erde zu beiden Seiten emporstieg. Rechts und links reckten die Bäume und Sträucher ihre frischen Triebe empor, die in ein grünliches Licht getaucht waren, welches stellenweise von goldgelben Flecken unterbrochen ward. In dem Maße, als man dem Teiche näher kam, vermehrten sich die Stühle des Trottoirs und die Familien, welche dieselben besetzt hielten, betrachteten mit ruhiger, stiller Miene die endlose Reihe der Wagen. An der Wegkreuzung vor dem Teiche angelangt wurde man völlig geblendet; die schräge stehende Sonne hatte die große Wasserfläche in einen einzigen silbernen Spiegel verwandelt, welcher das flimmernde Abbild des strahlenden Gestirns zurückwarf. Die Augenlider blinzelten und man nahm links vom Ufer nichts weiter aus als den dunkeln Fleck der Barke. Die Sonnenschirme neigten sich in sanfter, gleichmäßiger Bewegung gegen diesen Glanz und wurden erst in der Allee wieder in die Höhe gehoben. Zur Rechten erstreckten sich die Reihen der Nadelhölzer, welche die Sonnenstrahlen leicht violett färbten; links breiteten sich die Rasenflächen, die in Licht gebadet, Smaragdfeldern glichen, bis zur Porte de la Muette aus. Und wenn man dem Springbrunnen nahe kam, sah man auf der einen Seite das Halbdunkel der Gebüsche neu beginnen, während sich auf der anderen, jenseits des Teiches, die Inseln in der blauen Luft badeten und die dunkeln Schatten ihrer Tannen sich scharf abhoben. Das in diesen Schatten ruhende kleine Schlößchen glich einem Spielzeug, welches ein Kind am Saume eines Waldes verloren hat. Das ganze Gehölz lachte und erschauerte in den warmen Sonnenstrahlen.
    Renée schämte sich an diesem herrlichen Tage ihres Wagens, ihres flohfarbenen Seidenkleides. Sie lehnte sich in die Kissen zurück und betrachtete durch die herabgelassenen Fenster das Spiel des Lichtes auf der Wasserfläche und dem grünen Laub. Wo die Allee eine Biegung machte, erblickte sie eine lange Räderreihe, die sich gleich glitzerndem Golde in dem blendenden Lichte drehte. Die glänzenden Wagen, das Schimmern der Stahl- und Messinggeräthschaften, die hellen Farben der Toiletten wechselten bei dem regelmäßigen Gange der Pferde unablässig, während sich das Ganze in den vom Himmel fallenden Lichtstrahlen wie eine lebende, dunkle Masse von dem Hintergrunde des Bois abhob. Und in diesem blendenden Schimmer unterschied die junge Frau mit halb geschlossenen Augen zeitweilig den blonden Chignon eines Frauenkopfes, den schwarzen Rücken eines Lakaien, das weiße Geschirr eines Pferdes. Die gewässerten Stoffe der Sonnenschirme funkelten dabei gleich Monden aus Metall.
    Angesichts dieses hellen Tages, dieser blendenden Sonnenstrahlen gedachte sie der grauen Dämmerung, welche sie eines Abends über das vergilbte Laub hatte sich herabsenken gesehen. Maxime begleitete sie damals. Es war zu jener Zeit, da das Verlangen, dieses Kind zu besitzen, in ihr wach zu werden begonnen. Und sie sah die vom Abendthau durchfeuchteten Rasenplätze, die dunklen Hecken, die verlassenen Baumgänge wieder vor sich. Mit einem traurigen Geräusch rollten die Wagen an den leeren Stühlen vorüber, während das Rollen der Räder, das

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