Die Tricks der Trickser
Wand. Sie geben lediglich darauf Acht, dass Sie in solchen Momenten nicht zwischen Stier und Wand stehen. Und das ist auch die ganze Kunst: Nerven behalten, wach bleiben, das rote Tuch griffbereit halten und den Trickser ins Leere laufen lassen. Olé!
Der Stier ist ein instinktiver Machtspieler, dabei eher in den lauten als in den leisen Tönen, mehr in den groben denn in den feinen Manipulationen zu Hause. Auch wenn er meint subtil vorzugehen, erkennen alle im Umfeld, was er da treibt – einzige Ausnahme: der Naive, aber der merkt ja ohnehin nicht viel.
Mit Einschüchterung und Kontrolle zu arbeiten ist für ihn selbstverständlich und ihm schon fast ,ins Blut‘ übergegangen. Freundlicherweise rennt er sich fest und bleibt auf die lange Strecke gesehen (im Sinne der Nachhaltigkeit) wenig erfolgreich. Er ist spontan und unbeherrscht und damit ebenfalls hervorragend manipulierbar für den Meistermanipulator. Wie auch der Naive merkt er es nicht, oder aber er merkt es und regt sich so auf, dass er schon wieder wutschnaubend durch die Decke geht. Dieser Kandidat verdient nicht unsere Angst, sondern unser Wohlwollen – das lässt ihn auch ruhiger werden.
Der Unterdrücker
Noch so ein wütender Kandidat. Doch seine Wut ist kälter, er kann sie besser steuern. Damit ist er weitaus gefährlicher als der hitzköpfige Stier.
Hier gibt es eine klare Devise: nicht mitmachen. Verlassen Sie die Arena, denn hier herrschen Terror und Gewalt.
Der Unterdrücker hat in seiner Biografie schon früh gelernt, dass eine feste Behauptung mehr ist als ein wackeliger Beweis und dass der, der auf den Tisch haut, auch recht bekommt. Er macht Angst. Doch er ist nur so lange erfolgreich, solange die anderen mitmachen.
Tipp Schauen Sie ihm direkt in die Augen, und dann kommt ganz erstaunt (wie es der Naive täte) das loriotsche „Ach!?!“. Weiter den Blickkontakt halten und erwartend schauen. Probieren Sie es aus – es klappt. Und es ist ein großer Spaß zu sehen, wie dieser Explodierer auf einmal implodieren muss, weil ihm nichts anderes mehr einfällt. Erfahrungsgemäß werden Sie feststellen, dass der Unterdrücker Sie nun nicht umbringen oder zermalmen möchte, sondern eher umarmen. Denn endlich hat er einen Sparringpartner gefunden, einen auf Augenhöhe. Er hat zwar eine etwas merkwürdige Beziehungsgestaltung, aber na ja, jeder Jeck ist anders. Ein Unterdrücker versucht jeden zu unterdrücken, das scheint seine Natur zu sein. Und er wird nur die Personen respektieren, die ihm gelassen standhalten. Nun wissen Sie, wie Sie es mit ihm zu halten haben: Augen auf und durch! Bloß nicht einschüchtern lassen, auf Fragen möglichst verzichten – die wertet er als Schwäche und Unsicherheit (Teamarbeit versteht er ja nicht) – und grade bleiben.
Die Mamas und Papas
Nanu, die sehen doch auf den ersten Blick ganz nett und niedlich aus. Genau – auf den ersten Blick. Wer aber in ihrem liebenden Krakengriff gefangen ist, hat wenig zu lachen – außer mit Mutti (wahlweise Papi).
Dieser Machtspieler ist ein Manipulator, der mit Hilfsangeboten einen ,Deal‘ einfädelt, um später unter Zuhilfenahme Ihrer Schuldgefühle abzukassieren. Dieser Typ weiß, was gut für Sie, den | die | das andere und überhaupt die ganze Welt ist. In dieser Rolle gefällt er sich.
Wir nehmen ihn im Kapitel Manipulation als Drama-Retter noch einmal genauer unter die Lupe.
Zu Ihrer Erstversorgung sei gesagt:
Handeln Sie strikt nach dem Endverbrauchergesetz! Solange man Ihnen bei Kauf (Einlassen auf das Hilfsangebot) nicht die Geschäftsbedingungen (den versteckten Vertrag für die spätere Einforderung interessanter Was-auch-immer-Rückzahlungen) transparent gemacht, erläutert und zur Unterschrift vorgelegt hat, bedeutet das, dass Sie nichts müssen: nichts und wieder nichts!
Die Machiavellisten
Diese Trickser verdienen ihren Namen mit ihrem Glauben an ein Werk des Fürsten Niccolo Machiavelli. Sein Name wird heute mit rücksichtsloser Machtpolitik unter Ausnutzung aller Mittel verbunden: Raffiniert, aber ohne ethische Einflüsse, ist das Ziel einzig und allein das eigene Wohl, die eigene Macht. Was die Generation der Machiavellisten von heute nicht bedenkt: Niccolo Machiavelli schrieb sein Werk ,Il Principe‘ in nachvollziehbarem Frust, nachdem er Folter überlebt, den Verlust all seiner Ämter und die Verbannung auf seinen Wohnsitz zu beklagen hatte. Sein Werk kündet also weniger von nachhaltiger Sicht und Weisheit als von schnöder Retaliation
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