Die Tricks der Trickser
gegen die Medici. Und doch machen sich viele Jungkarrieristen seine Ideen zunutze und von ihnen Gebrauch, um ihre besondere Sorte des Wahnsinns zu rationalisieren.
Damit Sie ebenfalls auf dem Laufenden sind, hier ein kurzer Abriss seiner Schrift: Der Fürst (il principe) ist kein unmoralisches, sondern ein ,transmoralisches‘ Wesen, das sich im puren Streben nach Macht an jede Situation anpasst. Machiavellis Ratschläge für künftige ,Principe‘ sind nicht auf ein wünschbares ethisches Ideal ausgerichtet, sondern auf die reine Tauglichkeit für die Praxis. Das beinhaltet, dass bei Bedrohung moralische Bedenken keine Rolle spielen sollen, im Gegenteil sei man geradezu gezwungen, unmoralisch zu handeln. Zum Zwecke der Selbstbehauptung erteilt er seinen Lesern die Absolution: Es ist jedes Mittel erlaubt.
Diese Trickser mischen sich unter das Gros der Karrieristen, die auf ihre Aufstiegschancen keine großen Skrupel kommen lassen. Für Semi-Machiavellisten sind Ethik und Moral dagegen schon okay, solange sie nicht mit ihren darwinistischen Karriereverläufen kollidieren. Diese Trickser wissen, was sie tun, und finden das im Haifischbecken der Konkurrenz für sich auch so in Ordnung. Gern lassen sie sich in Manipulationstechniken schulen. Das Einzige, was sie stört, ist a) dass andere diese Techniken auch beherrschen und b) rudimentäre Reste ihres schlechten Gewissens, die ihnen die Lust an der Manipulation trüben.
Sie sind von der Vorteilen der Manipulation überzeugt und üben sich beständig auf dem Weg zur Profiliga. Sie beschäftigen sich mit allerhand psychologischer Ratgeberliteratur, buchen eine ganze Reihe ,Beeinflussungsseminare‘ und ... bleiben lustigerweise doch noch so naiv, einen wesentlichen Aspekt der Realität auszublenden:
Der große Witz für den Außenstehenden ist, dass Machiavellisten zur Optimierung ihrer Manipulationstechniken natürlich von Machiavellisten geschult werden. Doch was ist deren Ziel? Ebenfalls nur die Macht. Doch wenn jemand selbst in machiavellistischer Weise Macht will, wird er dann andere weiter befähigen? Natürlich nicht. Well, what comes around, goes around.
Der Meister-Manipulator
Jetzt wird es richtig ernst. Diese Trickser sind gefährlich – nicht nur ein bisschen, sondern sehr! Hauptmerkmal ist ihre Ausstrahlung, ein Charisma, das den Trickser reizvoll und interessant macht. Das ist nur logisch. Es ist die Kombination, das Wechselspiel: von totaler Nähe zu großer Distanz. Jemand, den man nicht einfangen kann. Ein gekonnter Trickser lässt großen Interpretationsspielraum, den die eher Naiven unter uns mit ihren Träumen füllen. Und kein Betrug ist effektiver als der Selbstbetrug.
Achtung Was hier wie Charisma, wie etwas Besonderes aussieht, ist nur besonders, weil pathologisch – es ist das große Vakuum, von dem sich der normale Mensch Substanz verspricht. Man geht einfach davon aus, dass da etwas besonders Spannendes versteckt sein muss, denn man kann schlicht nicht glauben, dass da so wenig ist. Alles andere, die tatsächliche Leere, der Mangel an Substanz, das kann man sich nicht vorstellen. Es sei denn, man ist einem solchen Trickser schon einmal auf die Schliche gekommen – hat unverfälscht in diese fremde Welt geblickt und sich hoffentlich schnell wieder zurückgezogen, bevor einen das schwarze Loch einsaugt und qualvoll verdaut.
Diese Trickser profitieren von der gekonnt inszenierten Fassade. Ihre vielleicht beeindruckendste Gabe ist die Fähigkeit, die völlige Leere ihres Herzens vor fast jedermann zu verbergen und das passive Schweigen der wenigen zu erzwingen, die davon wissen.
Diese Trickser sind fundamental anders, so anders, als wären sie von einem anderen Stern. Und da wir sie tatsächlich nicht begreifen (können), fehlinterpretieren wir konstant zu ihren Gunsten. Es sind Personen, die zwar frei herumlaufen, doch durchaus interessante psychiatrische Diagnosen erhielten. Es ist die Rede von Narzissten, Soziopathen und Psychopathen – dem ganzen Schreckenskabinett der Menschheit (und Menschlichkeit).
Diese Trickser sind fundamental anders, weil sie sich emotional auf nichts einlassen werden. Sie sind die Schachspieler unter den Tricksern. Natürlich haben Sie früh gelernt, wie effektiv es ist, Gefühle vorzutäuschen. Aber hinter der Maske der Menschlichkeit interessieren sie sich nicht für das Leid anderer. Ein solcher Trickser verfügt typischerweise über eine Historie nicht aktenkundiger ,Verhaltensauffälligkeiten‘ –
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