Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)
reichhaltige Lebensmittellager geraten und fürchten, dass sich andere daran beteiligen könnten. Hätte jedenfalls keinen Sinn gehabt, ein Risiko einzugehen, so ließ ich sie schmoren. Dennoch schlossen sich uns eine ganze Menge an. In einem Jahr wuchsen wir bis auf etwa dreihundert an – nicht alle sehfähig natürlich.
Es ist erst einen Monat her, dass ich auf Coker und seine Gruppe stieß – und eine seiner ersten Fragen war übrigens, ob Sie bei uns aufgekreuzt seien. Sie hatten eine schlimme Zeit, besonders anfangs.
Ein paar Tage nach seiner Rückkehr nach Tynsham waren zwei Frauen aus London gekommen und hatten die Seuche mitgebracht. Coker sonderte sie bei den ersten Symptomen ab, aber es war zu spät. Er entschloss sich zu einem schnellen Umzug. Miss Durrant war nicht zum Weggehen zu bewegen. Sie wollte bleiben, die Kranken pflegen und, wenn möglich, später nachkommen. Sie kam nicht.
Sie nahmen die Ansteckung mit. Erst nach drei weiteren eiligen Umzügen gelang es ihnen, sie abzuschütteln. Sie waren dabei immer weiter nach Westen gekommen, nach Devonshire, und fanden dort eine Zeit lang Ruhe. Aber dann tauchten bei ihnen die gleichen Schwierigkeiten auf, die wir hatten – und die Sie haben. Coker hielt fast drei Jahre durch und kam dann zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie wir. Nur dachte er nicht an eine Insel. Stattdessen entschied er sich für eine Flussgrenze und eine Umzäunung, um eine Ecke von Cornwall abzuschneiden. Die ersten Monate verwendeten sie dort zum Aufbau einer Sperre und machten sich dann an das Ausrottungswerk, wie wir auf der Insel. Sie hatten allerdings ein weit schwierigeres Gelände, und eine vollkommene Säuberung gelang ihnen nie. Die Umzäunung bot zwar einen wirksamen Schutz, war aber nicht so verlässlich wie das Meer; zu viel Arbeitskraft musste mit der Bewachung vertan werden.
Coker ist der Meinung, sie hätten es geschafft, sobald die Kinder zur Mitarbeit herangezogen werden könnten; aber eine beschwerliche Sache wäre es immer geblieben. Sie zögerten daher nicht lange, auf meinen Vorschlag einzugehen. Fingen gleich an, ihre Fischerboote zu beladen, und waren alle innerhalb von vierzehn Tagen auf der Insel. Als Coker sah, dass Sie nicht bei uns waren, beschrieb er uns, wo in etwa Sie zu finden wären.«
»Sie können ihm ausrichten, dass aller Groll zwischen uns begraben ist«, sagte Josella.
»Er hat sich als ein sehr fähiger Mann entpuppt«, sagte Ivan. »Und nachdem, was er uns erzählt hat, sind Sie das auch«, fügte er mit einem Blick auf mich hinzu. »Sie sind doch Biochemiker, nicht wahr?«
»Biologe«, berichtigte ich, »mit einem bisschen Biochemie.«
»Diese Feinheiten müssen wir Ihnen überlassen. Die Sache ist die: Michael hat versucht, ein wissenschaftliches Verfahren zur Vernichtung der Triffids entwickeln zu lassen. So etwas muss gefunden werden, wenn es weitergehen soll. Die Schwierigkeit ist nur, dass die Leute, die sich jetzt mit dieser Sache beschäftigen, ihre biologischen Schulkenntnisse zumeist vergessen haben. Wie wär’s – wollen Sie sich nicht als Dozent etablieren? Wäre doch eine Aufgabe, die Sie reizen müsste.«
»Wüsste keine, die mich mehr reizte«, erklärte ich.
»Soll das heißen, dass Sie uns alle auf Ihre Insel einladen?«, fragte Dennis.
»Nun, auf Probe zumindest«, antwortete Ivan. »Bill und Josella werden sich noch an die allgemeinen Grundsätze erinnern, die damals auf der Universität erklärt wurden. Sie gelten noch immer.
Wir sind nicht darauf aus, das Alte wiederherzustellen – wir wollen etwas Neues und Besseres aufbauen. Eine Sache, für die sich manche nicht eignen. Die können wir nicht brauchen. An einer Oppositionspartei, die die alten Missstände verewigen will, haben wir kein Interesse. Es ist uns lieber, diese Leute gehen anderswohin.«
»Anderswohin ist leicht gesagt«, bemerkte Dennis.
»Oh, nicht dass wir sie zu den Triffids zurückschicken. Wir hatten solche Leute bei uns, und es musste ein Platz für sie gefunden werden; zu diesem Zweck ging ein Trupp auf die Kanalinseln und führte dort die gleiche Säuberung durch wie wir auf der Insel Wight. An die hundert zogen hinüber. Auch ihnen geht es gut.«
»Wir haben nun eine Probezeit eingeführt. Neuankömmlinge bleiben sechs Monate, dann folgt eine Verhandlung vor dem beratenden Ausschuss. Gefällt es ihnen nicht bei uns, sagen sie es; und halten wir sie für ungeeignet, sagen wir es auch. Sind sie geeignet, bleiben sie; wenn nicht,
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