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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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aufgeführt«, sagte sie. »Aber sie lebt wenigstens wieder. In den letzten Monaten habe ich mir große Sorgen um sie gemacht. Hast du das nicht auch so gesehen?«
    »Doch«, meinte Vater, »jetzt, wo du es sagst; du bist doch die Allerbeste, meine Hadewigis, und ebenso klug wie schön. Komm mal her zu mir.«
    Da machte ich schleunigst, daß ich in meine Kammer kam. Obwohl sie so klein war, daß ich mich kaum darin umdrehen konnte, tanzte ich vor Freude und Glück.
     
    Am nächsten Morgen hielt mich nichts im Bett. Ich stand im Morgengrauen auf, und als die Köchin früh wie immer erschien, kochte bereits der Morgenbrei. Ich deckte den Tisch besonders liebevoll und stellte einen Rosenstrauß
darauf, den ich, noch naß vom Tau, im Garten geschnitten hatte. Meine Mutter sah es sofort, sah mich belustigt an und gab mir einen Gutenmorgenkuß. Vater hatte weniger ein Auge für die Blumen, aber das kroß gebratene Stück Speck auf dem Morgenbrei gefiel ihm.
    »Und warum ißt meine Prinzessin nichts?« fragte er mit vollem Mund und blickte auf meinen unberührten Teller.
    »Ich habe keinen Hunger«, erklärte ich. »Ist heute nicht ein wunderschöner Tag?«
    Vater drehte sich um und sah aus dem Fenster. »Es sieht nach Regen aus«, bemerkte er.
    »Macht nichts«, rief ich fröhlich. »Es ist trotzdem ein herrlicher Tag.«
    »Sophia, du bist heute morgen aber wirklich überdreht. Und was hat dieser verzehrende Blick zu bedeuten?«
    Ich setzte mich auf seinen Schoß und legte die Arme um seinen Hals. »Gehst du gleich zu Kaufmann Regenzo?« flüsterte ich in sein Ohr.
    Vater schüttelte den Kopf. »Doch nicht gleich heute, Sophia. Wie sieht das denn aus, wenn wir solche Eile zeigen? Man muß doch sein Gesicht wahren.«
    »Vater, bitte!« flehte ich.
    »Nein. Eltern sollten nicht gleich mit gezücktem Segen hinter der Tür stehen, wenn ein Freier anfragt!«
    Ich hatte keinerlei Sinn für diese äußerst gelungene Formulierung.
    »Bitte!« Und schon rollte eine Träne.
    Vater schob mich zurück. »Kommt nicht in Frage!« sagte er streng. »Und nun iß deinen Morgenbrei.«
    Ich sah zu Mutter hinüber. Sie zog ganz leicht eine Augenbraue in die Höhe. Das beruhigte mich, und ich schaffte es, zwei Löffel meines Breis hinunterzuwürgen. Und tatsächlich - Vater ging gleich nach dem Frühstück zu Regenzo.

    Ja, mein Kind. So war das damals, und so ist es auch noch heute. Die Familienväter besprechen die eheliche Verbindung ihrer Kinder, was die einen Eltern und was die anderen Eltern dem jungen Paar mitgeben, was mit diesem Besitz wird, falls ein Ehepartner den anderen überlebt - das wird dann alles schön sauber in den Schreinsbüchern aufgeschrieben, damit man es später nachlesen kann, falls jemand aus der Verwandtschaft sich im Erbschaftsfall nicht so recht erinnern kann.
    Ob Gottschalk bei dieser Unterredung anwesend war, weiß ich nicht. Meine Anwesenheit war jedenfalls nicht gefragt.
    Ehrlich gesagt, diese Absprache war mir damals völlig gleichgültig. Später, am Vorabend meiner Hochzeit, teilte mir Vater die Einzelheiten des Vertrags mit. Ich erfuhr, daß meine Eltern mir ein schönes Haus als Mitgift schenken wollten und eine ganz erhebliche Summe Geld dazu. Ich wußte, daß meine Eltern beide sehr wohlhabend waren und ich als einziges Kind eines Tages all ihren Besitz erben würde. Mein Bräutigam war verglichen mit mir zu dieser Zeit arm wie eine Kirchenmaus. Zwar war Regenzo ein Tuchhändler mit guten Verbindungen, aber er hatte viel Geld, auch geliehenes, in die Byzanzfahrt gesteckt, und gerade sein Wagen mit wertvoller Ware war im Besitz der Räuber geblieben. Er mußte jedes Silberstück, das er nicht unbedingt brauchte, zur Abzahlung dieser Schulden verwenden, um seine Kreditwürdigkeit in den Kreisen der Kölner Kaufmannschaft nicht noch mehr zu gefährden.
    Darum konnte er Gottschalk im Augenblick nur die Hälfte des Kellers unter seinem Wohnhaus überschreiben, in dem der Sohn dann seinen Laden eröffnen sollte. Mein Vater hatte darum unnachgiebig darauf bestanden, daß meine Mitgift mir allein gehören solle und Gottschalk nicht darüber verfügen durfte. Als ich das erfuhr, schien mir dies wie eine
schreckliche Demütigung für meinen Bräutigam - was mein war, sollte doch auch sein eigen sein. Ich bat und bettelte um eine Änderung dieser Bestimmung, aber hier gab Vater auch nicht um einen Deut nach.
    An diesem Tag jedoch schenkte ich diesem Umstand nicht die geringste Aufmerksamkeit. Wichtig war mir nur

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