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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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verpfändete ihnen hierfür die Münze.Und weil das noch immer nicht reichte, nahm er bei Gerard Unmaze, der meiner Einschätzung nach der reichste Bürger unserer Stadt war, noch einmal sechshundert Mark auf. Dafür überließ er ihm den Zoll - ein Geschäft, das auch Constantin (übrigens ein Schwager des Gerard Unmaze durch seine erste Ehefrau Durechin) vor Jahren einmal gemacht hatte. Es hatte seiner Vermögenslage durchaus nicht geschadet, und ich bin sicher, auch Gerard Unmaze verdiente daran sehr gut. Im übrigen waren meine Verwandten zu einem guten Teil an den tausend Mark beteiligt: Vater, Constantin und sein Bruder Helperich sowie der Witwer ihrer Schwester Liveradis hatten Anteile daran. Auch die Scherfgin, Mutters Verwandte, hatten beigetragen - »ein Scherflein von den Scherfgin«, hatte Vetter Hermann Scherfgin gespöttelt.
    Auch ich hatte mit der vergleichsweise bescheidenen Summe von fünfzig Mark zu dem Darlehen beigetragen, natürlich unter Gottschalks Namen, das versteht sich. Aber es war Geld, das ich selbst mit den gemalten Bildern des neuen Heiligen Thomas verdient hatte, und darauf war ich sehr stolz. Die Münze warf einen glänzenden Ertrag ab, und als im darauffolgenden Jahr die Hardefusts dringend und schnell Geld brauchten, um ihren Sohn freizukaufen, der in die Hände von Seeräubern gefallen war, kaufte ich ihnen noch einmal einen Anteil über fünfzig Mark ab, so daß ich nun schon zu einem Zehntel an diesem glänzenden Geschäft beteiligt war. Meine Eltern lobten mich sehr und meinten, ich hätte alle Anlagen, die erfolgreichste Kauffrau von Köln zu werden.

    »Laß es dich aber nicht verdrießen, meine Sophia, daß immer nur der Name deines Mannes dabei genannt wird«,
ermahnte mich meine Mutter. »Und habe keine Angst, daß er etwa mit deinem Geld etwas gegen deinen Willen unternehmen könnte. Dafür haben wir im Ehevertrag schon Sorge getragen.«
    Aber diese Angst hatte ich keineswegs. Gottschalk neigte nicht zu unvernünftigen Spekulationen und auch nicht dazu, Geld aus dem Fenster zu werfen. Als Hausvater war er vernünftig und rechnete gut.

    Auf diesem Gebiet machte er mir also niemals Kummer, auf einem anderen Gebiet aber schon. Du merkst, meine Tochter, daß es mir schwerfällt, davon zu sprechen. Auch heute noch, wo dies alles vergeben ist und dein Vater - Gottes Arme mögen ihn umfangen - nicht mehr unter uns weilt. Aber der heiße Schmerz, den mir seine Anwandlungen von Untreue immer wieder verursacht haben, ist nicht vergessen.

    Ja, da schaust du ungläubig und erstaunt, und, so scheint es mir, sogar unwillig, meine Methildis. So sind Töchter nun einmal. Sie lieben ihren Vater, besonders, wenn er so hübsch, stattlich und lustig ist, wie mein Gottschalk war, und himmeln ihn an. Kein Mann kommt ihm auch nur annähernd gleich - solange sie sehr jung sind und die Liebe noch nicht mit gierigen Fingern nach ihnen selbst gegriffen hat. Sie mögen keinen Fehler an ihm erkennen, und schon gar nicht, daß er sich für Frauen interessieren könnte, die nicht zur Familie gehören.
    Du weißt es nicht, wie grausam es weh tut, und ich hoffe auch sehr, daß du es niemals erfahren mußt: zu fühlen, daß der dir angetraute Mann, der einzige, den du selber anschauen darfst, in seinen Gedanken nicht bei dir ist. Oder wenn du gar mit eigenen Augen sehen mußt, wie er mit einer anderen Frau scherzt und tändelt oder gar noch mehr. Wie er den Kopf zurückwirft und lacht, wie seine Augen blitzen,
und wie sie ihn kokett anlacht und scheinbar verschämt die Hand vors Gesicht hält. Und du siehst es und tust doch so, als würdest du es nicht sehen, und bemühst dich, auch zu lachen, damit niemand merkt, wie dein Herz bricht - wieder einmal.

    Warum ist es denn so, daß Männer sich so verhalten dürfen, und es wird nur nachsichtig über sie gelacht, und über Frauen wird sofort schlecht geredet, wenn sie Ähnliches tun?
    Was unsere Männer anstellen, wenn sie lange Zeit fort auf ihren Reisen sind, darüber mache ich mir lieber keine Gedanken. Das Thema wird auch von allen Kaufmannsfrauen sorgsam gemieden.
    Aber wehe, wenn eine Frau zu lange allein war und unruhig wird und sich anderweitig umschaut! Alle zeigen dann mit dem Finger auf sie, und ihr Mann erfährt es, kaum daß er wieder den Fuß in die Stadt gesetzt hat.

    Ich war von meiner Familie her auf männliche Unbeständigkeit nicht vorbereitet. Niemals habe ich meinen Vater mit anderen Frauen lüstern umgehen sehen, er hatte immer nur

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