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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Heinrich.«
    Ich schenkte Mathilde zum Abschied einen goldenen Gürtel, den meine Mutter mir für sie gegeben hatte. Sie freute sich sehr darüber. »Der ist aber schön! Er wird sicher auch Herrn Heinrich gefallen.«

    Ach ja, der Herzog. Von früh bis spät kreisten Mathildes Gedanken um ihren Löwen.
    »Du mußt mir versprechen, daß wir uns wiedersehen, wenn ich mit meinem Gemahl in seinem Herzogtum lebe. Sachsen ist doch nicht so weit von Köln, nicht wahr?« bestürmte mich Mathilde, und sie hatte feuchte Augen, denn auch ihr tat die Trennung weh.
    »Möchtest du nicht zu meiner Hochzeit nach Minden kommen? Ich lade dich herzlich ein!«
    Ich hatte wenig Hoffnung, daß ich Vater überreden konnte, mit mir nach Minden zu reisen, sagte das aber nicht. Und mit einer herzlichen Umarmung trennten wir uns.

    Früh am nächsten Morgen stand ich auf dem Deck unseres Schiffes, als wir aus dem Hafen glitten, und schaute die Themse hinauf zum Tower. Noch immer schien es mir kaum glaubhaft, daß ich zwei Wochen lang am Hof der Königin von England ein und aus gegangen war. Ein sanfter Rippenstoß holte mich aus meinen Träumen. »Los, Sophia, zieh dir die Jungenkleider an, und hilf uns ein wenig, falls das nicht unter deiner Würde ist, wo du doch jetzt die Lehrerin einer Prinzessin bist«, rief Theoderich und grinste mich an. Ich kletterte die Treppe hinunter in den Laderaum, der bis unter die Decke vollgestopft war mit Ballen bester englischer Wolle und Schaffellen, und kam bald darauf als Schiffsjunge wieder zum Vorschein. Vergnügt tummelte ich mich in den Segeln, während Vater das Steuer vom Lotsen übernahm und uns aus der Themse auf das Meer hinausführte.

    Wir nahmen wieder Kurs Richtung Calais. In Sichtweite des Landes drehte Vater dann nach Nordosten. Er wollte nach Brügge, der großen Handelsstadt, dem größten Wollmarkt Europas.

    Das Wetter war gut, noch fegten die gefürchteten Herbststürme nicht über das Meer. Als Vater auf die Küste zusteuerte, war ich enttäuscht, weil ich keine große Stadt entdecken konnte, aber Theoderich erklärte mir, daß Brügge landeinwärts lag und wir über den Meeresarm Zwin ins Land hineinfahren mußten. Vom Hafengebiet aus waren es noch einmal mehrere Meilen bis Brügge. Es standen darum viele Stauer bereit, die unsere Wolle entluden und unter vielen Rufen und auch Flüchen in kleinen Lastkähnen verstauten. Vater und Mutter stiegen in den ersten der Kähne, im nächsten durfte ich Platz nehmen, und die Brüder Theoderich und Heinrich folgten im letzten. Mein Vetter Helperich blieb als Wache an Bord unseres Schiffes zurück.
    Über verschlungene Wasserwege führte uns der Kapitän des ersten Frachtkahns nach Brügge hinein. Schöne große Wohnhäuser säumten die Grachten und zeugten vom Wohlstand der Bevölkerung. Wir landeten schließlich im Herzen der Stadt bei der Tuchhalle und fuhren durch ein großes Tor einfach mitsamt den Schiffchen hinein! So etwas hatte ich noch nie gesehen, und Vater sagte mir später, er kenne so eine vernünftige Einrichtung auch aus keiner anderen Stadt. Die Kähne wurden nun wieder entladen und unsere Wolle in einem Verschlag gestapelt, der dann versiegelt wurde. Ich glaubte, das geschehe, um uns vor Diebstahl zu schützen, und freute mich dankbar über die Fürsorge der Brügger Beamten. Es sollte aber nur verhindern, daß etwa ein Teil unserer Wolle verkauft wurde, ehe der Zoll dafür bezahlt war.

    Wir gingen dann vom Marktplatz Richtung Norden zum Quartier der Osterlinge; so hieß hier der Handelshof der deutschen Händler. Ich konnte gar nicht rasch genug nach links und nach rechts schauen, denn ein prächtiges Haus reihte sich an das andere.

    »Wieso sind diese Häuser denn alle noch so neu?«, wunderte ich mich.
    »Weil es noch gar nicht so lange her ist, daß Brügge zum ersten Handelsplatz dieser Küste aufstieg«, erklärte Vater. »In dem Jahr, als Konrad von Hohenstaufen zum König gewählt wurde, gab es eine gewaltige Sturmflut, die viel Land ins Meer gerissen hat. Der Zwin, über den wir nach Brügge gefahren sind, ist ein Meeresarm, der damals entstand. Es gibt bei Ebbe und Flut eine starke Sogwirkung zum Meer hin und dann wieder zum Land, das ist günstig für schwerbeladene Handelsschiffe. Wir sind hier mehr als zehn Meilen von der offenen See entfernt, die Schiffe sind also bestens geschützt. Deswegen kamen sehr viele Kaufleute mit ihrer Ware hierher, und die Handelsherrn von Brügge wurden in wenigen Jahrzehnten

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