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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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gesessen und sich über die leere Wiege gegrämt hatte, begann Bertram, sie auf seine Reisen mitzunehmen. Unsere Mutter regte sich darüber auf, aber Bertram erklärte, sie sei nicht nur seine große Liebe, sondern auch die beste Gehilfin, die er sich denken könne, und er habe keine Lust, immer wieder viele Wochen ohne sie verbringen zu müssen. Er brachte ihr alles bei, was ein Kaufmann wissen soll, und sie reiste mehrere Jahre lang mit ihm im Land herum. Oh, sie war eine großartige Frau! Blitzschnell konnte sie im Kopf rechnen, wußte alle Preise und Zölle, und handeln konnte sie wie der Teufel! Dabei war sie so schön - so anmutig, so gelassen. Du merkst schon, auch ich war in sie verliebt - wie das halt so bei sehr jungen Männern ist. Meine Frau kannte ich damals ja noch gar nicht, aber du brauchst es ihr trotzdem nicht zu erzählen. Und deiner Mutter natürlich auch nicht, hörst du, Sophia!«
    Jetzt wurden noch getrocknete Äpfel, süßer Brei und Honigplätzchen aufgetragen. Ich war schon bis zum Platzen satt und lehnte den Brei dankend ab, aber Hildebrand nötigte mir die schönsten Apfelschnitze und Plätzchen auf. Dann fuhr er fort:
    »Bis Hadewigis dann eines Tages doch schwanger war. Diese Freude in der ganzen Familie! Sie gebar einen wunderschönen, kräftigen Sohn und bat mich, die Patenschaft zu übernehmen. Sie hatte mich gern und neckte mich oft, hatte aber natürlich von meiner Schwärmerei für sie keine Ahnung.
    So hielt ich stolz den kleinen Hildebrand über die Taufe. Ich hatte meine Lehre inzwischen beendet und reiste bereits für meinen Vater; sooft ich konnte, kehrte ich in Soest ein
und spielte mit meinem Taufsohn. Natürlich reiste Hadewigis jetzt nicht mehr mit ihrem Mann, sondern hütete daheim ihr Kind.«
    Hildebrand seufzte tief und tat einen mächtigen Zug aus dem Pokal, der gerade in der Runde herumgereicht wurde. Dann fuhr er traurig fort:
    »Bis dann die schreckliche Seuche kam, die gerade unter den kleinsten Kindern so viele Todesopfer forderte. Als ich zu seinem ersten Geburtstag nach Soest kam, erkrankte auch unser kleiner Junge und schwebte lange zwischen Leben und Tod. Bertram befand sich auf einer Handelsreise, aber Hadewigis wich Tag und Nacht nicht von der Wiege ihres Kindes. Sie wechselte die schweißnasse Wäsche, sie kühlte ihm die Stirn und flößte ihm tropfenweise Wasser und Milch ein. Wenn sie vom Schlaf übermannt wurde, nahm sie ihr heftig fieberndes Kind in die Arme, damit es sie jederzeit aufwecken konnte. Ich flehte sie an, sich auszuruhen und mir die Sorge für ein paar Stunden zu überlassen, aber nichts konnte sie von der Seite des kleinen Hildebrand reißen. Und endlich kam der Tag, wo es dem Kleinen besserging. Das Fieber sank, und Hadewigis weinte vor Glück.
    Am gleichen Tag kam Bertram zurück. Hadewigis und ich redeten gleichzeitig auf ihn ein, um ihn an dem großen Glück der Gesundung des Kindes teilhaben zu lassen. Er eilte in die Schlafkammer und trat an die Wiege. Lange betrachtete er seinen kleinen Sohn, und sein Gesicht war ernst und wurde immer blasser. Hadewigis und ich sahen uns an.
    »Es ist doch überstanden, Liebster«, sagte sie und legte die Hand auf seinen Arm.
    Es dauerte noch eine Weile, bis er mit belegter Stimme herausbrachte: »Seht ihr denn nicht, was mit ihm ist?«
    Wir schauten in die Wiege. Die Stirn des Kindes war endlich trocken, die zarten braunen Löckchen nicht mehr schweißverklebt. Mir fiel nichts Sonderbares auf.

    »Seine Augen«, sagte Bertram dumpf. »Und seine Hände.«
    Nun sahen wir es auch. Die Augen des Kindes fixierten uns nicht, sondern wanderten ziellos durch den Raum, schielten sogar ein wenig. Die kleinen Fingerchen waren nicht zu Fäustchen geballt, sondern wirkten wie verrenkt.
    »Das gibt sich wieder«, sagte Hadewigis hoffnungsvoll. »Du weißt ja nicht, wie schlimm es mit ihm war. Wie er von Krämpfen geschüttelt wurde, gewimmert und vor Fieber geglüht hat! Jetzt ist er ruhig. Es geht ihm schon viel besser.«
    Bertram schwieg noch immer und betrachtete seinen Sohn. »Ist ein Arzt dagewesen?« fragte er dann. Hadewigis nickte. »Bruder Melchior von Sankt Patrokli, er kommt jeden Abend«, sagte sie.
    Bertram strich dem Kind sanft über die Stirn; der Kleine reagierte nicht.
    Bald darauf kam Bruder Melchior. Seine geübten Hände befühlten das Kind.
    »Deine Gebete und deine hingebungsvolle Pflege haben geholfen, Hadewigis«, sagte er. »Gott hat dich erhört, dein Kind wird leben.«
    Das löste

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