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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Constantin, und mit einem Handschlag besiegelten die beiden Männer das Geschäft. Hildebrand rief seine sämtlichen Gehilfen, damit sie die Pelze für die Reise sicher verpackten.
    »Und du, liebe Sophia, kommst bitte mit mir«, sagte er dann und führte mich in sein Kontor. Ich wartete neugierig, während er in einem Schrein kramte.
    »Meine Eltern lebten beide nicht mehr lange, nachdem Hadewigis uns verlassen hatte«, sagte er dann. »Sie haben niemals erfahren, wie es um ihren Enkel Hildebrand stand,
und glaubten bis zu ihrem Tod, er würde sich wieder erholen. Darum haben sie ihn als einziges Kind meines Bruders auch als ihren Erben betrachtet. Sie starben beide im nächsten Sommer an einer Seuche. Von ihren Kindern lebte nur noch ich, und so beerbte ich sie.«
    Er sah mich prüfend an. Ich zog ratlos die Schultern hoch. »Das ist doch auch in Ordnung so, oder?« fragte ich unsicher.
    »Ich hätte mit meinem Neffen teilen können«, erklärte Hildebrand.
    Ich dachte darüber nach, was ich vom Kölner Erbrecht wußte. »Bei uns in Köln ist das so: Es hängt von der Heiratsvereinbarung ab. Man kann bestimmen, daß beim Tod eines Ehepartners, sofern keine Kinder da sind, der Besitz an den Überlebenden fällt. Oder auch, daß der Besitz an die Sippe des Verstorbenen zurückgeht«, sagte ich dann.
    »Bertram und Hadewigis hatten aber ein Kind, das seinen Vater beerbte. Also konnte es auch seine Großeltern beerben«, sagte Hildebrand.
    »Aber mein Bruder hätte mit einem halben Handelsunternehmen nichts anfangen können. Er freute sich an Dingen wie Sägespänen, Blumen, einem Stoffball, einer Puppe, die ich für ihn machte, als ich noch recht klein war. Er blieb immer ein Kind«, sagte ich.
    Hildebrand gab sich mit dieser Antwort zufrieden.
    »Das sagte deine Mutter auch, als ich sie das letzte Mal vor ihrer Heirat sah. Ich bin nämlich kein Lump, liebe Sophia. Ich habe ihr selbstverständlich angeboten, das Erbe meiner Eltern zu teilen. Aber Hadewigis wollte nichts davon nehmen.
    Nun hat meine Mutter aber eine sehr schöne Kette besessen, die ihr mein Vater von einer Reise ins Morgenland mitbrachte. Sie hat auf ihrem Sterbebett zu mir gesagt, diese Kette solle Hildebrand eines Tages seiner Braut schenken.
Du bist seine Halbschwester, ich denke, du sollst sie haben. Nimm sie als Vermächtnis deines Bruders an.«
    Und er reichte mir eine feingliedrige, unglaublich filigran geschmiedete Kette, in deren Mitte eine kleiner Goldanhänger baumelte, der mit einem roten Stein und winzigen Perlen besetzt war. Ich hatte nie ein schöneres Schmuckstück gesehen.
    Mir stockte der Atem. Eine solche Kostbarkeit für mich? »Warum hast du diese Kette nicht deiner Frau gegeben?« fragte ich.
    Hildebrand sah mich reumütig an. »Ich muß gestehen, das hatte ich. Da warst du allerdings noch gar nicht geboren, und daß es niemals eine Braut für Hildebrand geben konnte, war leider gewiß. Adelgunde hat die Kette auch lange getragen. Sie hat erst vor eurem Besuch erfahren, daß Hildebrand eine junge Schwester hat; und nun hat sie selbst darauf bestanden, daß ich dir diese Kette gebe.«
    Er hielt mir das Schmuckstück hin. Ich schüttelte den Kopf und machte keine Anstalten, es zu nehmen.
    »Damit würdest du Adelgunde sehr kränken, das darfst du nicht«, sagte Hildebrand und lächelte. »Und mein Gewissen würde es auch beruhigen.«
    Mein Gesichtsausdruck war jetzt offenbar nicht mehr ganz so ablehnend, denn er trat auf mich zu, legte mir die Kette um den Hals und schob dann sorgfältig meinen Kragen darüber.
    »Es muß nicht jeder sehen, was du Kostbares besitzt«, erklärte er.
    Da erschien Frau Adelgunde. Ich wollte ihr für die Kette danken, aber sie wehrte nach den ersten Worten entschieden ab.
    »Sie ist schon immer dein Eigentum gewesen. Hätte ich früher von dir gewußt, dann hätte ich diese Kette nicht getragen«, sagte sie bestimmt und sah ihren Mann strafend
an. Dann nahm sie mich bei der Hand, wie das ihre Art war, und zog mich hinaus.
    »Du mußt auch etwas von unserer schönen Stadt sehen«, erklärte sie. »Meine Söhne warten schon darauf, dich herumzuführen.«
    »Etwa alle vier?« entfuhr es mir. Es waren wirklich nette Jungen, aber ich fand es doch ziemlich anstrengend, wenn sie alle vier auf mich einredeten - und das meist auch noch gleichzeitig.
    Adelgunde schaute etwas pikiert. Ihre Söhne waren ihr ein und alles. »Nein, nur Patroklus und Reinhold«, antwortete sie. »Friedrich ist im Handelshof und

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