Die Tuer zur Zeit
kann ich wieder stehen. Los, kommt
schon!«
»Was siehst du?«, fragte Rick und bedeutete Julia
vorauszurobben.
»Hier ist der Gang höher. Er macht nach ein paar
Metern einen Knick nach links«, antwortete Jason.
Julia kauerte sich auf den Boden. Der Fels war kalt
und fühlte sich feucht an. Sie kniff die Augen zusammen und krabbelte durch die Öffnung, in der ihr Bruder verschwunden war. Wie von ihm angekündigt, konnte sie
sich schon nach kurzer Zeit wieder aufrichten. Sie drehte
sich noch einmal um und fragte sich, warum der Gang
eigentlich so schmal sein musste. Wenn sie alle drei nicht
so schlank wären, hätten sie keine Chance gehabt, dort
hindurchzukommen.
Zum Glück hatte Julia jetzt nicht mehr dieses Gefühl,
ersticken zu müssen, denn die Luft war hier frisch und
kalt. Allerdings ließ der Luftzug die Kerzenflammen
bedenklich erzittern.
Sie strich sich die Haare aus der verschwitzten Stirn
und versuchte zu erkennen, was um sie herum war, da
tauchte auch schon Rick schnaufend aus dem Durchgang
auf. Er schob das
Wörterbuch der vergessenen Sprachen
vor
sich her, von dem er sich nicht trennen wollte. »Wir hätten
Taschenlampen mitnehmen sollen«, sagte er und schützte
die Kerzenflamme mit der Hand vor Zugluft.
Jason ging wieder voran. Julia hatte eine Hand auf
seine Schulter gelegt und blieb dicht hinter ihm. Rick
folgte den beiden.
Wie Jason vorhergesagt hatte, beschrieb der Gang
wenige Meter nach dem engen Schlupfloch eine Kurve.
Plötzlich schlug ihnen eine Windböe entgegen und löschte
die drei Kerzen. Nun konnten sie überhaupt nichts mehr
sehen. Julia schrie auf und klammerte sich an Jason.
Die Böe verschwand pfeifend zwischen den Felsen,
wehte die Treppe hinauf und erreichte das runde Zimmer, ihren Ausgangspunkt. Dann hörten sie einen fernen
Knall.
»Oh nein«, sagte Rick und drehte sich im Dunkeln
um.
»Wa... was ist, Rick?«, rief Julia. »Jason? Jason, bist du
da?«
»Ja, hier bin ich!«, vernahm sie ihren Bruder direkt vor
sich. »Was ist passiert?«
»Ich fürchte, dass der Wind die Tür zugeschlagen hat«,
antwortete Rick.
»Welche Tür?«, wollte Julia erschrocken wissen.
»Die einzige Tür, die zugehen konnte: die, durch
die wir reingekommen sind. Hast du den Knall nicht
gehört?«
Etwas Lebendiges, Kühles streifte Julias Arm und sie
schrie auf.
»Das bin bloß ich«, sagte Jason. »Wir bleiben ganz
ruhig, okay? Es ist überhaupt nichts geschehen. Rick, wir
müssen die Kerzen wieder anzünden.«
Rick holte das Feuerzeug aus seiner Tasche und versuchte die Dochte anzuzünden, aber kaum zeigte sich
auf dem Feuerzeug eine Flamme, da hatte der kalte Luftzug sie schon wieder ausgeblasen. »Hier ist es unmöglich«, klagte er.
Die drei schirmten das Feuerzeug mit ihren Körpern
gegen den Wind ab, aber die kleine Flamme brannte nie
lange. Von nun an musste ihnen ihr kurzes Aufleuchten
genügen.
»Lasst uns umkehren«, sagte Julia, inzwischen fest
davon überzeugt, dass es Wahnsinn war, diesem Gang
weiter zu folgen.
»Hast du nicht gehört, was Rick gesagt hat?«, fragte
Jason. »Die Tür zur Villa Argo ist zu!«
»Wir brauchen sie doch nur wieder zu öffnen. Wir
haben die Schlüssel. Rick hat sie mitgenommen.«
»Waren auf der Innenseite der Tür auch Schlösser?«
»Natürlich waren da welche ...«, antwortete Julia. Doch
dann stutzte sie. Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher,
auch auf der anderen Seite der Tür Schlösser gesehen zu
haben. »Hat jemand von euch darauf geachtet?«
Auf ihre Frage folgte betretenes Schweigen.
»Ich nicht.«
»Rick?«
Auch Rick, der so viel wusste und an so vieles dachte,
konnte sich nicht erinnern. »Wartet hier. Ich gehe noch
mal rauf und schaue nach.«
»Nein!«, schrie Julia. »Wir bleiben alle zusammen.«
Jason stimmte seiner Schwester zu und machte sich
daran, die Stelle zu untersuchen, an der sie sich befanden.
»Als wir um die Biegung kamen, war da plötzlich dieser
Wind. So als hätten wir durch das Wegrollen der Steine
eine Art Luftschacht erzeugt, der von hier bis zur Villa
reicht und daran schuld ist, dass die Tür zuschlug.«
»Die Stelle, wo die Luft rauskommt, muss hier doch
irgendwo sein ... Oh nein!«, rief Jason plötzlich, als er sie
entdeckte. »Wir können nicht mehr weiter!«
»Was soll das heißen, ›wir können nicht mehr weiter‹?«,
fragte Julia.
»Das heißt, dass der Gang im Nichts aufhört«, erklärte
Jason. »Hier ist so etwas wie
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