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Die Tuer zur Zeit

Die Tuer zur Zeit

Titel: Die Tuer zur Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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den Abholschein gefunden hatten.
    Rick prüfte, ob sein Feuerzeug noch funktionierte.
Dann lief er in die Küche, um ein Messer zu holen, und
war schon kurze Zeit später wieder zurück. »Ein Seil
habe ich auch noch gefunden«, verkündete er triumphierend. Zusammen mit den anderen Sachen legte er es auf
ein Geschirrhandtuch, das er zu einem Bündel knotete.
    »Was für ein Theater!«, stöhnte Julia. »Wir reisen doch
nicht zum Amazonas. Wir wollen uns nur ein bisschen
umschauen.«
    Und dann ging sie durch die Tür.
    Jason folgte ihr. Die Zwillinge wurden von der im
Raum herrschenden Dunkelheit verschluckt.
    »Passt auf, da drinnen könnte es einen Brunnen oder
sonst was geben«, sagte Rick und setzte seinen rechten
Fuß über die Türschwelle.
    Plötzlich wurde den Geschwistern bewusst, dass sie
nicht wissen konnten, welche Gefahren sie umgaben, und
sie erstarrten wie zwei verschreckte Eidechsen.
    »Ri...ick«, stotterte Jason, »kaa...nst du bi... bitte mit
dem Feuerzeug kommen?«
    Rick steckte die vier Schlüssel und eine Kerze ein und
folgte seinen Freunden.
    Sie befanden sich in einem kleinen runden Raum mit
unverputzten, nackten Steinwänden. Einschließlich der
Tür, durch die sie eingetreten waren, gab es in ihm vier
Ein- oder Ausgänge. Den Fußboden bildeten große rechteckige Steinblöcke. Es kam ihnen vor, als befänden sie
sich in einem mittelalterlichen Turm.
    Mit der Flamme seiner Kerze zündete Rick die der beiden anderen an. Der Kerzenschein und das wenige Licht,
das durch die offene Tür in den Raum fiel, ermöglichten
ihnen sich ein wenig umzusehen. »Vier Ausgänge«, sagte
Rick. »Genau wie es in der Botschaft steht. Der Dritte
zeigt das Motto an und bringt uns nach unten, wohingegen die anderen zwei in den Tod führen.«
    Die Ausgänge waren einfach nur dunkle Öffnungen,
eingerahmt von je zwei Steinpfeilern und einer Platte, die
ein umgekehrtes U bildeten.
    »Au!«, schrie Jason, als ihm heißer Wachs über die Finger lief.
    In die Türstürze, die Steinplatten über den Ausgängen,
waren unterschiedliche stilisierte Figuren eingemeißelt.
    »Oh nein!«, jammerte Julia. »Schon wieder Tiere!«
Auf dem Türsturz, vor dem sie stand, war eine Herde fliehender Rinder abgebildet. »Das sind Bisons oder Stiere,
ich weiß nicht, das sieht wie diese Zeichnungen von Steinzeitmenschen aus«, sagte sie.
    »Bei mir sind es Fische ... ein Schwarm Fische«, verkündete Jason.
    »Schmetterlinge«, sagte Rick. »Oder, nein, Motten.«
    »Motten?« Julia sah ihren Schulkameraden ungläubig an.
    »Diese Schmetterlinge, die abends wach werden. Wie
nennt ihr sie? Nachtfalter? Die dunklen, pelzigen ...«

    Julia verzog angeekelt das Gesicht und sah nach, was
über dem Ausgang ins steinerne Zimmer in Stein gemeißelt war. »Diese hier ist die Tür der Vögel«, sagte sie, nachdem sie sie mit ihrer Kerze abgeleuchtet hatte.
    »Was für Vögel?«, wollte Jason wissen.
    Rick ging zu Julia und betrachtete die Figuren auf
dem Türsturz. »Albatrosse. Wanderalbatrosse, die wir
hier ›Schreiende Albatrosse‹ nennen.«
    Als die Zwillinge ihn fragend ansahen, erklärte er:
»Die Albatrosse sind die Vögel der Seeleute. Es sind Zugvögel. Und wenn sie am Himmel ihren Ruf ausstoßen,
hört sich das wie ein Schrei an.«
    »Nett.« Julia fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    Draußen donnerte es wieder. Das elektrische Licht der
Villa Argo wurde schwächer, flackerte und erlosch.
    »Na toll.« Julia stemmte die Hände in die Hüften.
»Jetzt stehen wir wirklich im Dunkeln da.«
    Instinktiv hielten sie ihre Kerzen weit von sich gestreckt
und drängten sich im pechschwarzen Raum dicht aneinander.
    Jason entdeckte als Erster die Buchstaben.
    Das elektrische Licht war nicht wieder angegangen
und in dem Raum herrschte ein starker Luftzug, der die
Kerzenflammen ständig auszulöschen drohte, sodass sich
Julia, Jason und Rick nur sehr langsam bewegen konnten.
    Als er von einem Ausgang zum anderen ging, merkte
Jason, dass unten am Fußboden entlang Buchstaben in die
Wand eingemeißelt worden waren. »Vielleicht ist dieser
Schriftzug ein Hinweis auf das Motto!«, rief er. »Kommt
und seht ihn euch an!«
    Julia und Rick traten zu ihm. Jason hatte sich hingekniet und strich mit der Hand über die in den Stein
gehauenen Buchstaben. Die Abstände zwischen ihnen
waren überall gleich. Es war, als bildeten sie zusammen
ein einziges, endloses Wort.
    »O ... M ... E ... M ... O ... T ...«, begann

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