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1750 - Die Zeitmühle

1750 - Die Zeitmühle

Titel: 1750 - Die Zeitmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Das war der nächste Tiefschlag, der mich erwischte. Ich gab keine Antwort, stellte erst mal meine Reisetasche ab, bevor ich die Frau mit den naturroten Haaren umarmte. Sie drückte sich fest an mich und ich spürte, dass sie zitierte. Die Welt um uns herum schien nicht mehr zu existieren. All die Stimmen, das Rollen der Koffer über den Boden sowie die Schritte der Menschen in der Flughafenhalle. Das war plötzlich weg. Es gab nur noch Dagmar Hansen und mich, bis sich Harry Stahls Partnerin schließlich von mir löste.
    »Es ist schon okay, John«, sagte sie und holte tief Luft. Dann wischte sie über ihre Augen und zog die Nase hoch. »Ich kann es einfach nicht glauben, dass es aus ist.«
    »Ich auch nicht, und deshalb bin ich ja nach Hamburg gekommen.«
    »Als letzte Hoffnung«, fügte sie hinzu.
    »Nein, sag das nicht. Wir werden uns schon darum kümmern. Was sagt man denn in der Firma über Harrys Verschwinden?«
    Dagmar verzog die Mundwinkel. »Nichts, John. Man nimmt es hin. Du weißt selbst, dass nicht wenigen Menschen Harrys Job suspekt ist. Das ist anders als bei dir. Dich hat man akzeptiert, es ist okay, dass du andere Kreaturen jagst als normale Verbrecher. Das war bei Harry auch so, aber er hat immer wieder Probleme bekommen, und man hat ihn manchmal hinter der vorgehaltenen Hand verspottet. Jetzt ist er verschwunden und niemand will sich darum kümmern.«
    Ich hob eine Hand. »Ausnahme.«
    Sie drückte meinen Arm. »Ja, das ist wohl wahr. Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du gekommen bist.«
    »Jetzt trinken wir erst mal einen Kaffee und du erzählst mir, was genau passiert ist.«
    »Gern.«
    Ich hob meine Reisetasche an. Weit hatten wir nicht zu laufen, um die kleine Cafeteria zu erreichen. Dort gab es Kaffee und auch eine Kleinigkeit zu essen. Ich war schon sehr früh von London aus gestartet und spürte meinen Magen. Im Flieger hatte ich nichts gegessen, und hier entschied ich mich für ein ofenfrisches Croissant als Wachmacher. Es gab einige Stehtische mit hohen Stühlen davor, auf denen wir Platz nahmen. Ich trug die beiden Kaffeetassen, Dagmar den Teller mit den Croissants.
    »Das war eine gute Idee«, lobte sie mich.
    »Ja, denke ich auch. Wie ich hörte, haben wir noch eine kleine Reise vor uns.«
    Sie winkte ab. »Reise ist zu viel gesagt. Wir müssen nach Ostfriesland fahren in Richtung holländischer Grenze. Dort gibt es einen Ort namens Wiesmoor. Ich habe zwei Zimmer in einem Hotel für uns reservieren lassen.«
    »Sehr gut.« Der Kaffee war stark. Ich hatte etwas nachgesüßt und auch ein paar Tropfen Milch hineingekippt.
    »Weniger gut ist Harrys Verschwinden.« Dagmar räusperte sich. »Ich habe wirklich keine Ahnung, wo er sein könnte und ob man ihn schon umgebracht hat.«
    »Was weißt du überhaupt?«
    Sie sah mich an. Sie legte ihre helle Stirn in Falten und sah dabei aus wie jemand, der stark nachdenken musste. Rote Flecken erschienen auf ihren Wangen. Ein Zeichen dafür, dass sie erregt war.
    »Erst mal muss ich dir sagen, dass wir nicht aus Spaß in die flache Landschaft um Wiesmoor herum fahren, denn dort in der Gegend ist Harry verschwunden.«
    »Weil er da einem Job nachging?«
    »Ja.«
    »Und welchem?«
    Dagmar sagte erst mal nichts. Sie hob die Tasse an und setzte sie an die Lippen. Ihr Blick verirrte sich dabei. Sie wurde sehr schmallippig, als sie dann sprach.
    »Es ist ein Fall gewesen, dem Harry nachgehen wollte. Um es auf einen Punkt zu bringen, John, es ging um die Rückkehr von Toten.«
    Jetzt horchte ich auf. »Ein Zombie-Fall?«
    »So ähnlich.« Sie lachte leise auf. »Das glaube ich jedenfalls.«
    »Kennst du denn Einzelheiten?«
    »Ja, aber zu wenige. Ich weiß, dass Menschen erschienen sind, die schon lange tot waren. Über viele Jahre hinweg. Plötzlich waren sie wieder da.«
    Ich hing mit meinen Gedanken noch immer bei den Zombies fest. »Dann sind sie aus ihren Gräbern gekommen, denke ich.«
    »Eben nicht«, erklärte sie.
    »Und wieso nicht?«
    Dagmar schüttelte den Kopf. »Das ist kaum zu glauben, was ich dir jetzt sage, aber es ist leider eine Tatsache. Diese Menschen sind als Tote wohl nicht normal begraben worden, und deshalb sahen sie auch nicht aus, als wären sie aus den Gräbern geklettert. Sie sind auch nicht gealtert. Sie waren da, sie wurden erkannt von den jetzt lebenden Menschen, die sie früher mal gesehen haben. Zum Beispiel auf Bildern oder die sie von Beschreibungen her kannten. Auf jeden Fall haben die Menschen es mit der Angst

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