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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Ködermann.“
    „Fünf Jahre sind zu lang.“
    „Unter deiner dicken Haut muß irgend etwas stecken, das die Leute mögen“, murmelte er, „sonst würde ich nicht so reden. Vielleicht erinnerst du uns Menschen an einen wirklich häßlichen Köder, der uns leidgetan hat, als wir Kinder waren. Jedenfalls will dich irgendjemand nach Hause bringen und dich aufziehen, und dann spielt auch mit, daß man Bettlern keine Speisekarte vorlegt.“
    „Kumpel“, grinste ich, „weißt du, was ich tue, wenn ich wieder in Lifeline bin?“
    „Das kann ich mir vorstellen.“
    „Dann irrst du eben. Ich fliege mit einem Fackelschiff zum Mars, und dann mache ich eine Kreuzfahrt nach Hause, erster Klasse. Die Bankrottvorschriften der Venus gelten nicht für Anlagekonten auf dem Mars, und ich hab’ dort noch einen Batzen Geld versteckt. Und dann kaufe ich mir eine schöne alte Villa am Golf. Und wenn du je einen Job brauchst, kannst du ja vorbeikommen und mir die Flaschen aufmachen.“
    „Du bist ein feiger Hund“, meinte er.
    „Na schön“, räumte ich ein, „aber ich denke dabei auch an sie.“
    „Ich hab’ die Stories über euch beide schon gehört“, sagte er. „Du bist ein Schweinehund, und sie ist ein Miststück. Heutzutage nennt man so was Kompatibilität. Du bist eben nicht der Mann, etwas festzuhalten, was du einmal eingefangen hast.“
    Ich drehte mich herum.
    „Wenn du den Job einmal haben willst, dann besuch mich.“ Ich schloß die Tür leise hinter mir. Er konnte lange darauf warten, daß sie zuknallte.
     
    Der große Tag der Bestie begann wie jeder andere. Zwei Tage nach meiner feigen Flucht aus leeren Wassern ging ich wieder hinunter, um den Köder zu erneuern. Nichts zu sehen. Ich bereitete nur alles für einen Routineversuch vor.
    Vor dem Gleiter schrie ich: „Guten Morgen“, und bekam sogar eine Antwort von drinnen, ehe ich hinunterkletterte. Ich hatte mir das, was Mike gesagt hatte, noch einmal überlegt, ganz objektiv. Zwar teilte ich seine Meinung nicht, hatte mich aber für die höfliche Art entschieden.
    Hinunter also, weit hinunter und weg. Diesmal hatte sie etwa zweihundertneunzig Meter weit geworfen, ganz gut. Die Kabel hingen links von mir, und ich folgte ihren Schlangenlinien durch das Gelbgrün bis ins Finstere.
    Ich fing an, die Köder auszulegen. Eine eisige Welle umspülte mich. Es war gerade, als hätte jemand unter mir eine mächtige Tür geöffnet. Aber das konnte ja nicht sein.
    Ich trieb auch nur sehr langsam nach unten ab. Und das bedeutete, daß etwas Großes nach oben zog, etwas, das groß genug war, um eine Menge Wasser zu verdrängen. Ich glaubte immer noch nicht, daß es Ikky war. Irgendeine unbekannte Strömung vielleicht, aber nicht Ikky.
    Ich hatte gerade die Kabel befestigt und den ersten Schalter umgelegt, als eine riesige zerklüftete schwarze Insel unter mir anwuchs …
    Ich richtete meine Scheinwerfer nach unten … und starrte in einen offenen Schlund.
    Ich wurde wieder zum Kaninchen.
    Wellen der Todesangst überfluteten mich. Mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Benommenheit.
    Nur eines, eines nur zu tun. Ein paar Bewegungen. Schließlich schaffte ich es. Ich legte die restlichen Schalter um.
    Ich konnte bereits die Schuppen zählen, die seine Augen umgaben.
    Der Zappler wuchs, rötete sich, begann zu phosphoreszieren … zappelte!
    Meine Lampe! Ich mußte sie ausschalten, damit nur noch der Köder vor ihm war.
    Ein hastiger Blick zurück, als ich die Düsen einschaltete.
    Er war so nahe, daß der Zappler sich in seinen Zähnen, in seinen Augen spiegelte. Vier Meter, ich kitzelte ihn mit dem Strahl meiner Düsen. Dann wußte ich nichts mehr, ob er mir folgte oder zum Stillstand gekommen war. Ich wartete darauf, gefressen zu werden, und meine Sinne begannen zu schwinden.
    Die Düsen erstarben, ich ruderte schwach empor.
    Zu schnell. Ich spürte wieder den Krampf in mir aufsteigen. Nein, Kaninchen, wir rennen nicht, wenn die Jäger näherkommen. Bleib!
    Grüne Wasser, schließlich gelbgrüne, dann war ich oben.
    Ich jagte auf „Zehn-Quadrat“ zu. Die Wellen einer Explosion hinter mir trieben mich weiter vorwärts. Die Welt hatte mich wieder, und in der Ferne schrie jemand: „Er lebt!“
    Ein riesiger Schatten, ein Schock. Die Leine war noch in Ordnung. Petri Heil. Vielleicht hatte ich etwas falsch gemacht …
     
    Ein paar Millionen Jahre vergingen. Ich erinnere mich daran, wie ich als einzelliger Organismus begonnen hatte, mit Schmerzen zur Amphibie

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