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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Grund auch die Waffen).
    MSV nennen sie uns deswegen manchmal – Menschenschutzverein –, und aus diesem Grund hat jedes meiner hundertdreißig Augen sechs Wimpern vom Kaliber 45.
    Da gibt es Biester wie den süßen kleinen „Panda“ – oh, vielleicht achtzig Zentimeter hoch an den Schultern, wenn er sich wie ein Teddybär hinsetzt. Er hat große, seidene Ohren, ein gelocktes Fell, große, feuchte braune Augen, eine rosa Zunge, Knopfnase, scharfe weiße kleine Zähne und ist giftiger als eine Kreuzotter.
    Dann gibt es den „Schnapper“, der genauso bösartig aussieht, wie er klingt: Es handelt sich um ein gefiedertes Reptil mit drei Hörnern auf dem knochigen Schädel – unter jedem Auge eines wie ein Stoßzahn und ein weiteres, das auf der Nasenspitze zum Himmel ragt –, die Beine sind etwa vierzig Zentimeter lang, dann besitzt er einen ein Meter langen Schweif, den er schnurgerade in die Luft streckt, wenn er mit der Geschwindigkeit eines Windhundes herumrennt, und mit dem er um sich schlagen kann wie mit einem Sandsack. Und zu allem Überfluß hat das Biest noch ein Maul voller langer, scharfer Zähne.
    Außerdem gibt es noch amphibische Viecher, die gelegentlich durch den Fluß vom Meer hereinkommen. Von denen möchte ich lieber nicht sprechen. Wirklich widerlich!
    Jedenfalls sind das einige der Gründe, weshalb es Hell Cops gibt, nicht nur auf Cyg, sondern auch auf einer ganzen Menge anderer Grenzwelten. Ich habe diesen Beruf auf einigen ausgeübt und festgestellt, daß ein erfahrener H.C. hier draußen immer einen Job finden kann. Das ist genauso wie zu Hause, wenn man Buchhalter ist.
    Chuck brauchte länger, als ich angenommen hatte, und kam erst zurück, als ich genaugenommen schon dienstfrei hatte, sah aber so glücklich aus, daß ich überhaupt nichts sagte. Er hatte einen hellrosa Lippenstiftfleck am Kragen und ein Grinsen im Gesicht. Also wünschte ich ihm einen guten Morgen, nahm meinen Stock und entfernte mich in Richtung auf die große Waschmaschine.
    Der Regen war wirklich zu heftig, als daß ich die zwei Häuserblocks weit zu Fuß zu meinem Wagen hätte gehen wollen.
    Ich rief mir ein Taxi und wartete noch einmal fünfzehn Minuten. Elianor hatte sich dafür entschieden, die Privilegien ihres Amtes auszunutzen, und war bereits kurz nach dem Mittagessen weggegangen. Ein Großteil des Personals war wegen des Wetters ebenfalls eine Stunde früher nach Hause entlassen worden. Das Rathaus war demzufolge voll dunkler Büros und Echos. Ich wartete im Flur hinter dem Haupteingang, lauschte dem beständigen Trommeln des Regens und seinem Gurgeln, wenn er in die Abflußkanäle rann. Er prasselte auf die Straße nieder, ließ die Fensterscheiben erzittern und ließ die Scheiben ganz kalt werden.
    Ich hatte vorgehabt, den Abend in der Bibliothek zu verbringen, änderte aber meine Pläne, als ich das Wetter betrachtete. Morgen und am Tag darauf, entschied ich. Das war ein Abend für ein gutes Essen, ein heißes Bad, meine eigenen Bücher und einen Brandy, und dann früh ins Bett. Gutes Schlafwetter, wenn es auch sonst zu nichts taugte.
    Ein Taxi hielt vor dem Rathaus und hupte.
    Ich rannte.
     
    Am nächsten Tag ließ der Regen am Morgen vielleicht eine Stunde lang nach. Dann ging er in leichten Nieselregen über, hörte aber nicht auf.
    Am Nachmittag war ein gleichmäßiger Landregen daraus geworden.
    Der folgende Tag war ein Freitag. Freitags habe ich immer frei, und ich war froh darüber.
    Sie brauchen bloß „dito“ unter den Wetterbericht vom Donnerstag schreiben, dann haben Sie den Freitag.
    Aber ich beschloß, trotzdem etwas zu tun.
    Ich wohnte in dem Stadtviertel am Fluß. Der Noble war angeschwollen, und der Regen ließ ihn noch weiter steigen. Die Abflußkanäle fingen schon an überzulaufen, und auf den Straßen stand das Wasser. Es regnete weiter, und die Pfützen und kleinen Seen wurden immer größer. Trommelsolos am Himmel und das Fallen grellgelber Gabeln und Sägeblätter begleiteten das Ganze. Tote Himmelskröten wurden wie ausgebranntes Feuerwerk durch die Abflußkanäle gespült. Kugelblitze trieben über den Stadtplatz; Sankt-Elms-Feuer hing an der Fahnenstange, dem Wachturm und der großen Statue von Wyeth, der versuchte, heroisch zu blicken.
    Ich hielt auf die Bibliothek zu und lenkte meinen Wagen langsam durch die zahlreichen Perlenvorhänge. Die großen Möbelpacker am Himmel waren offenbar keine Gewerkschaftsmitglieder, denn sie nahmen sich nicht einmal eine Kaffeepause.

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