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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonke Dragt
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am rechten Handgelenk eine Armbanduhr; sie war stehen geblieben und begann auch dann nicht wieder zu ticken, als ich sie mit steifen Fingern aufzog. »Das ist bestimmt nicht meine eigene Uhr.«
    Die Zeiger standen – und stehen noch – auf kurz nach halb fünf. Ich überlegte, wie spät es jetzt sein mochte. »Viel später.« – Wieso wusste ich das? Es war Tag und der Himmel bewölkt. Ich steckte die Hände in die Taschen meines Anoraks. Das hätte ich sofort tun sollen: nachsehen, was ich bei mir hatte. Das Erste, was ich fand, war ein zerbeultes Päckchen. Den Inhalt konnte ich sofort beim Namen nennen: Es war Brot. Ich aß ein wenig davon, das tat mir gut. Außerdem entdeckte ich die Scherben eines kleinen, zerbrochenen Spiegels – daran also hatte ich mich geschnitten. Was aber hatte der Spiegel in meiner Tasche zu bedeuten? Ich versuchte, mich darin zu betrachten; ich sah jedoch immer nur die Bruchstücke eines Gesichts, das ich nicht kannte: immer wieder diese ängstlichen Augen. Schließlich warf ich die Scherben weg. Danach sah ich mir alle Gegenstände an, die ich sonst noch bei mir hatte: einen rechteckigen Lappen, an dem ich mir die Finger abwischte und mit dem ich mir die Nase putzte. Fünf oder sechs blinkende Scheiben, von denen ich nicht wusste, wozu sie dienten. (Inzwischen weiß ich es wieder; der alte Mann hat es mir gesagt und da fiel es mir wieder ein: Geld, Münzen.) Außerdem fand ich eine Taschenlampe (kaputt), ein Klappmesser, einen Gegenstand zum Schreiben (Stift) und ein kleines Buch. Ein Notizbuch.
    Es ist dieses Buch, in das ich nun schreibe. Ich wusste sofort, was es war, und sagte es vor Freude laut vor mich hin. Ich schlug es auf, um meinen Namen zu finden. Zuerst sah ich nur leere Seiten, aber ganz hinten waren einige Blätter beschrieben. Ich versuchte sie zu lesen und glaubte erst, dass ich das Buch vielleicht falsch herum hielt, so dass es auf dem Kopf stand. Als ich es jedoch umgedreht hatte, blieb das Geschriebene genauso unlesbar wie zuvor. Dann entdeckte ich auf der letzten Seite fünf Buchstaben: TIW .HT. Und darunter ein Gekrakel, aus dem ich noch immer nicht schlau geworden bin. Auf der vorletzten Seite steht ein Wort, das ich zwar lesen und auch aussprechen kann, das aber keinerlei Sinn ergibt. Ich habe es genau nachgemalt:

    Die letzten zwölf Blätter in diesem Buch sind voll beschrieben, aber ich kann nichts davon lesen (außer den paar Buchstaben oder Worten). 24 Seiten (ich habe sie gezählt) in einer sonderbaren, rätselhaften Schrift. Als ich sie zum ersten Mal sah, dachte ich schon, ich könnte nicht mehr lesen. Inzwischen weiß ich, dass ich es doch noch kann; ich habe nämlich alles noch einmal durchgelesen, was ich selbst geschrieben habe.
    Hintendrin befindet sich auch eine Zeichnung – mit Kreisen, Linien und Pfeilen. Kann es sein, dass ich so eine ähnliche Zeichnung schon einmal gesehen habe? Ich weiß es nicht. Das Wort MOIXA steht auch noch einmal daneben.
    Wer hat die Blätter hinten in diesem Büchlein beschrieben? Ob es überhaupt mir gehört?
    Eine ganze Stunde lang habe ich geschrieben, aber klüger bin ich dadurch nicht geworden. Wer bin ich? Was tue ich hier im Februar? Wie komme ich an dieses Buch? Was bedeutet MOIXA? Der alte Mann weiß es auch nicht. Er möchte, dass ich weiterschreibe, aber ich habe keine Lust mehr.
    »Ich kann es ja für dich tun«, sagte er, »erzähle es einfach, diktiere es mir.« Aber dann schreibe ich doch lieber selbst, denn jetzt kommt das Allerwichtigste.
    (Es handelt sich immer noch um Dinge, die heute passierten:)
    Ich steckte das kleine Buch wieder in meine Tasche und ging den Sandweg hinauf, der in die Dünen führte. Ich wiederholte noch einmal alle Worte, deren Bedeutung ich kannte: »See, Strand, Fußspuren, Dünen, See …« Die See war wichtig, dachte ich. (See … Schiff.)
    In den Dünen war es still. Sie waren dicht bewachsen, aber ziemlich farblos: viel hohes Gras, das gelblich-grau-grün aussah, und auch Sträucher. Die meisten Zweige waren fast kahl oder trugen nur ganz kleine, blasse Blätter. – Kein Wunder, sagt der alte Mann, so ist es nun mal im Februar. – Zuerst hinaufklettern, dann wieder herunterlaufen … Es gab noch mehr Wege als diesen einen; ich bog nach rechts ab und begann erneut emporzuklimmen. Und da sah ich sie.
    Eigentlich hätte ich nur zwei Sätze aufzuschreiben brauchen:
Ich sah die See.
Ich sah die Türme.
    Ja, ich sah die Türme – weit weg und doch nicht allzu weit entfernt.

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