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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Autos, Treppenstufen, fremde Geräusche, Wasser und Seife, sogar Streicheln – einen gefährlichen Schock herbeiführen konnten. In den meisten Fällen waren chronische Dehydrierung oder unbehandelte Infektionen die Ursache des Schocks, aber es kam auch vor, dass Cammy ihn nichts anderem als der Belastung durch das Neue zuschreiben konnte.
    Wenn sie von ihren Krankheiten und Leiden geheilt werden konnten, brauchten die Hunde noch Monate, um sich an ihr neues Umfeld zu gewöhnen. Doch mit der Zeit würden sie ihren Mut und die Lebensfreude wiederfinden, die für einen Golden Retriever so typisch ist. Sie würden lernen zu vertrauen, zu lieben und sich lieben zu lassen.
    Während sie die Außentreppe, die zu ihrer Wohnung führte, hinunterstieg, betete sie, dass all diese Hunde überleben, sich prächtig entwickeln und nicht einer von ihnen Infektionen, Krankheiten oder einem Schock zum Opfer fallen würde.
    Cammy betrat die Praxis durch den Haupteingang. Sie eilte durch das Wartezimmer, einen Flur, an dem vier kleine Untersuchungsräume lagen, und durch eine Schwingtür in den großen Raum mit gefließtem Boden. Hier waren unter anderem Behandlungs- und Pflegeeinrichtungen untergebracht.
    Ein ganz anderer Anblick als die Krise, mit der sie gerechnet hatte, erwartete sie. Jede einzelne dieser brutal
misshandelten Hündinnen schien ihre Ängste abgeworfen zu haben, schien schon jetzt zugunsten eines neuen Lebens die Erinnerung an erlittene Qualen verdrängt zu haben. Schwanzwedelnd, mit leuchtenden Augen und dem berühmten Grinsen von Goldens ließen sie sich von den Freiwilligen von Rocky Mountain Gold die Bäuche und die Ohren kraulen. Sie stupsten einander an und erkundeten den Raum, schnupperten an diesem und jenem und waren neugierig auf Dinge, die ihnen noch vor wenigen Minuten Angst eingejagt hatten. Keins der Tiere lag mehr schreckensstarr da, verbarg sein Gesicht, duckte sich oder zitterte.
    Dieser unglaubliche Anblick verblüffte Cammy derart, dass sie wie angewurzelt stehenblieb. Als sie dann weiter in den Raum hineinging, eilte ihr Ben Aikens entgegen.
    Ben war siebenundzwanzig und hatte ein sonniges Gemüt, doch selbst er wirkte jetzt ungewohnt überschwänglich. Er strahlte geradezu vor Begeisterung. »Ist das nicht fantastisch? Hast du so was schon mal gesehen? Jetzt sag schon, Cammy, ja oder nein?«
    »Nein. Noch nie. Was ist hier denn vorgefallen?«
    »Wir wissen es auch nicht. Die Hunde waren vorher ängstlich, unruhig, bemitleidenswert. Dann sind sie … also, sie sind … sie wurden plötzlich ganz still und ruhig, alle auf einmal. Sie haben die Ohren gespitzt und gelauscht, alle miteinander, und dann haben sie etwas gehört. «
    »Was haben sie gehört?«
    »Ich weiß es nicht. Wir haben nichts vernommen. Sie haben die Köpfe gehoben. Sie sind alle aufgestanden.
Sie haben still dagestanden, vollkommen regungslos, sie lauschten auf etwas.«
    »Was haben sie dabei angesehen?«
    »Nichts. Alles. Ich weiß es nicht. Aber sieh sie dir jetzt an.«
    Cammy hatte die Mitte des Raumes erreicht. Die geretteten Tiere um sie herum benahmen sich so lebhaft wie ganz gewöhnliche Hunde.
    Als sie sich hinkniete, kamen zwei Goldens schwanzwedelnd auf sie zu, auf der Suche nach zärtlicher Zuwendung. Dann ein weiterer und noch einer. Und ein fünfter. Wunde Stellen, Narben, Ohrenentzündungen mit Blutergüssen, Dermatitis durch Fliegenbisse: Nichts von all dem schien für die Hunde jetzt noch von Interesse zu sein. Eine Hündin war von einer unbehandelten Augenentzündung halbblind, eine andere humpelte aufgrund einer Kniescheibenverrenkung, aber sie schienen glücklich zu sein, und sie nahmen ihr Leid klaglos hin. Struppig, lädiert, ausgemergelt und seit weniger als vierundzwanzig Stunden aus einem Leben voller Grausamkeit und Misshandlungen befreit, waren sie plötzlich und unerklärlicherweise zutraulich und furchtlos.
    Rebecca Cleary, die Vorsitzende der Rettungsgruppe, kniete neben Cammy. »Kneif mich mal. Das muss ein Traum sein.«
    »Ben sagt, sie seien alle gleichzeitig aufgestanden und hätten gelauscht.«
    »Mindestens eine Minute lang. Sie haben gespannt gehorcht. Wir waren überhaupt nicht mehr da.«
    »Wie meinst du das?«
    »Als hätten sie uns nicht mehr wahrgenommen. Fast … wie in Trance.«
    Cammy hielt den Kopf eines Retriever in ihren offenen Handflächen und rieb mit ihren Daumen seine Lefzen. Der Hund, der kurz vorher noch so furchtsam und scheu gewesen war, nahm die Gesichtsmassage mit

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