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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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besaßen. Auf diese Entfernung konnte Grady nicht bestimmen, ob es sich um Fleischfresser, Allesfresser oder Pflanzenfresser handeln mochte, doch die letzte Kategorie war wohl die unwahrscheinlichste.
    Merlin schien keine Angst zu haben. Aufgrund ihrer Körpergröße, ihrer Kraft und ihrer Tradition als Jagdhunde waren Irische Wolfshunde so gut wie furchtlos. Ungeachtet ihrer friedfertigen Veranlagung und ihrer liebevollen Wesensart war es schon vorgekommen, dass sie sich Wolfsrudeln entgegengestellt oder einen angreifenden Pitbull mit einem einzigen Biss und einem brutalen Schütteln getötet hatten.
    Als die Geschöpfe mit dem weißen Fell noch etwa zwanzig Meter weit entfernt waren, nahmen sie wahr, dass sie beobachtet wurden. Sie blieben stehen und hoben ihre Köpfe.
    Der vogellose Himmel, die schattigen Wälder und die Wiese lagen weiterhin in gespenstischer Stille da. Grady hatte die eigentümliche Vorstellung, wenn er sich bewegte, würden seine Stiefel dem Boden keinen Laut entlocken, und wenn er riefe, würde er keine Stimme haben.
    Um den Mann und den Hund besser sehen zu können, erhob sich eines der weißen Geschöpfe und hockte sich nach Art eines Eichhörnchens auf seine Hinterläufe.
    Grady wünschte, er hätte ein Fernglas dabei. Soweit er erkennen konnte, hatte das Tier keine vorspringende Schnauze; seine schwarze Nase befand sich fast auf einer Ebene mit den Augen. Die Entfernung verhinderte jede eingehendere Analyse.
    Abrupt stieß der Tag die angehaltene Luft aus. Eine Brise seufzte in den Bäumen hinter Grady.
    Auf der Wiese ließ sich das Geschöpf wieder auf alle viere fallen und raste mit dem anderen davon, wobei die Tiere eher zu gleiten als zu rennen schienen. Schon bald verschwanden ihre geschmeidigen weißen Umrisse in dem goldenen Gras.
    Der Hund blickte fragend zu ihm auf. Grady sagte: »Lass uns doch mal nachsehen gehen.«
    Dort, wo die mysteriösen Tiere herumgetollt waren, war das Gras plattgedrückt und zertrampelt. Kein nackter Erdboden bedeutete: keine Abdrücke von Pfoten.
    Merlin führte seinen Herrn über den Pfad, bis die Wiese endete und der Wald weiterging.
    Der Schatten einer Wolke glitt über sie und schien in den Wald gezogen zu werden wie Rauch in einen Abzug.
    Als er durch die dichten Bäume ins düstere Waldesinnere blickte, fühlte Grady sich beobachtet. Falls die beiden Geschöpfe mit dem weißen Fell klettern konnten, hielten sie sich möglicherweise in einem hoch gelegenen grünen Unterschlupf auf, von Kiefernzweigen verhüllt und nicht leicht zu entdecken.
    Merlin, durch Züchtung und von Natur aus ein Jagdhund mit der Spürnase eines Privatdetektivs, der dem dünnsten Faden eines aufgedröselten Geruchs folgen
konnte, zeigte allerdings keinerlei Interesse, die Fährte aufzunehmen.
    Sie liefen am Waldrand erst nach Westen, dann nach Nordwesten, folgten dem Rund der Wiese und machten sich im weiten Bogen auf den Heimweg, als die Luft zu neuem Leben erwachte und in den Gräsern wisperte.
    Um sie herum erhob sich von neuem der liebliche Chor der Natur: Vogelgezwitscher, das Surren von Insekten, das arthritische Knirschen der Äste von Nadelbäumen, die schwer an ihrem eigenen Gewicht trugen.
    Obwohl die unnatürliche Stille gebrochen war, beunruhigte Grady immer noch das Gefühl, etwas Gespenstisches spiele sich ab. Wenn er sich umsah, wies nie etwas darauf hin, dass sich jemand an sie heranpirschte, und doch hatte er das Gefühl, er und Merlin seien nicht allein.
    Auf einem langen Hang kamen sie an einen Bach, der über glattgeschliffene Felsplatten hinabstürzte. Dort, wo sich die Bäume lichteten, zeigte die Sonne silberne Schuppen auf dem Wasser, das ansonsten dunkel und glatt war.
    Da andere Geräusche vom Plätschern und Gluckern des Bachs übertönt wurden, wuchs Gradys Verlangen, hinter sich zu blicken. Er widerstand dem paranoiden Drang, bis sein Gefährte stehen blieb, sich umdrehte und starr den Hügel hinunterschaute.
    Er brauchte sich nicht hinzukauern, um dem Wolfshund eine Hand auf den Rücken zu legen. Merlins Körper war vor Anspannung gestrafft.
    Der große, kräftige Hund suchte die Wälder ab. Seine hoch angesetzten Ohren kippten eine Spur nach vorn. Seine Nasenlöcher weiteten sich und bebten.
    Merlin blieb so lange in dieser Haltung stehen, dass Grady schon glaubte, der Hund suche gar nichts, sondern wolle vielmehr einen Verfolger abschrecken. Dennoch knurrte er nicht.
    Als der Wolfshund schließlich den Weg nach Hause einschlug, bewegte er sich

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