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Die UnderDocks

Die UnderDocks

Titel: Die UnderDocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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stand, gelangte er zurück ins Labor. Dort suchten die beiden Männer nach ihm. Hinter den Wänden links und rechts befand sich nichts als Erde. Blieb nur der Weg durch die Tür gegenüber. Vielleicht führte sie in jenen Raum, in dem die seltsamen Betten standen, die Leon bereits auf den Monitoren gesehen hatte. Er vergewisserte sich mit einem Blick auf die Bildschirme, dass außer den beiden schlafenden Menschen niemand im Raum war. Zwar konnte er über die Kameras nicht den gesamten Raum überblicken. Aber er nahm an, dass niemand da war, wenn man an den Betten niemand sah.
    Leon ersparte es sich, durch die Wand zu gehen, da die Zugangstür nicht verschlossen war. Leise wagte er einen ersten Schritt in den Raum, der sofortein beklemmendes Gefühl in ihm auslöste. Auf den Monitoren hatte der Raum mit den Betten und den Menschen noch wie das Krankenzimmer einer Klinik gewirkt. Jetzt aber kam er sich eher vor wie – in einer Leichenhalle, einer Halle mit zwei toten Menschen! Noch schlimmer: mit zwei toten Kindern. Denn auf dem ersten Blick schienen ihm die beiden – ein Junge und ein Mädchen – nicht älter als dreizehn oder vierzehn Jahre zu sein, wenn überhaupt.
    Der Eindruck einer Leichenhalle wurde durch die niedrige Temperatur verstärkt, die hier herrschte. Leon konnte sofort seinen Atem sehen – nicht aber den der beiden Kinder! Das hieß, sie atmeten nicht! Er befand sich tatsächlich in einer Leichenhalle ...
    Moment mal!, widersprach sich Leon selbst. Auf den Monitoren hatte er doch die Überwachung der Herzfrequenzen und des Blutdrucks verfolgen können. Bei keinem hatten die Monitoren nur gerade Linien gezeigt. Demnach lebten die beiden. Wieso atmeten sie dann nicht?
    Leon spürte, wie seine Beine plötzlich weich wurden und sich in seinem Kopf alles zu drehen begann. Ihm wurde schwarz vor Augen und er wankte. Schnell hielt er sich an der Wand fest, um nicht umzukippen.
    In dem Moment öffnete sich eine Seitentür.
    »Ach du Schreck!«, fluchte Leon leise.
    Ein Mann in einem weißen Kittel betrat den Raum. Ob das einer von denen war, die ihn im Labor gesucht hatten? Glücklicherweise drehte sich der Mann gleich wieder nach hinten, um einem zweiten die Tür aufzuhalten. Genug Zeit für Leon, sich unter einem der leerstehenden Betten zu verstecken. »Der Auftauprozess verläuft gut«, sagte der eine Mann. »Wir werden sie nach der Amnesie-Behandlung morgen entlassen können.«
    »Und der Langzeitversuch?«, fragte der andere.
    »Wir haben einen ersten Probanden, den wir noch testen müssen«, entgegnete der erste. »Aber es sind aktuell ein paar Probleme aufgetaucht.«
    »Probleme?«, fragte der zweite erstaunt. »Was denn für Probleme?«

    »Nicht der Rede wert«, versicherte der erste. »Aber sie haben den Test ein wenig verzögert. Inzwischen wurde er gestartet. Es ist das erste Mal, dass wir jemanden für ein halbes Jahr frosten.«
    Leon hörte in seinem Versteck aufmerksam zu. Auftauen? Frosten? Tests? Langzeitversuch? Wovon um alles in der Welt sprachen die?
    Die beiden warfen – wie Leon annahm – einen routinemäßigen Blick auf die beiden Kinder in den Betten, drehten wieder um und verließen den Raum so plötzlich, wie sie gekommen waren.
    Ganz offenbar suchten sie ihn nicht mehr.
    Langsam kam Leon wieder unter seinem Bett hervor und wagte einen Blick zu den Kindern in den Betten. Sie schliefen noch immer tief und fest. Er schlich zur Tür und wollte nachsehen, wohin die Männer gingen. Doch die Tür war verschlossen. Leon hielt den Atem an, steckte den Kopf hindurch – und bekam einen gehörigen Schreck. Direkt vor ihm standen die beiden Männer zusammen und diskutierten. Sofort zog Leon den Kopf zurück. Himmel, das war knapp!
    Leon kauerte hinter der Tür und lauschte, ob die Männer etwas bemerkt hatten und noch einmal zurückkamen. Doch stattdessen hörte er deutlich Schritte, die sich langsam entfernten.
    Gerade wollte er durch die Tür verschwinden, als hinter ihm jemand hustete. Erschrocken drehte sich Leon um.
    Es war der Junge. Er bekam einen regelrechten Hustenanfall, setzte sich auf, hustete und schniefte weiter. Dann holte er tief Luft, hielt sich den Kopf und starrte auf sein Bett.
    Leon stand immer noch wie angewurzelt an der Tür. Wenn der Junge ihn jetzt entdeckte, konnte Leon nicht mehr einfach durch die geschlossene Tür verschwinden. Andererseits konnte er durch den Jungen vielleicht erfahren, was hier vor sich gingund was mit den Kindern und Jugendlichen hier

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