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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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zerquetschen suchte, und im nächsten Augenblick verwandelte sie sich m einen schwarzen Riesenskorpion, der mit seinem Giftstachel nach seinem unglücklichen Opfer schlug.
    Der Kampf zwischen den beiden gewaltigen Wesen war fürchterlich. Der Glücksdrache verteidigte sich noch, indem er blaues Feuer spie, das die Borsten des wolkenartigen Geschöpfes versengte. Rauch quoll auf und wirbelte in Schwaden durch die Felsenspalte. Der Gestank machte Atréju das Atmen fast unmöglich. Einmal gelang es dem Glücksdrachen sogar, seinem Gegner eines seiner langen Beine abzubeißen. Doch das abgetrennte Glied fiel nicht etwa in die Tiefe des Abgrunds, sondern bewegte sich einen Augenblick allein in der Luft und kehrte dann an seinen vorigen Platz zurück und vereinigte sich wieder mit dem dunklen Wolkenkörper. Und so geschah es immer wieder, der Drache schien ins Leere zu beißen, sobald er eines der Glieder mit seinen Zähnen fassen konnte.
    Nun erst bemerkte Atréju, was ihm bisher entgangen war: Dieses ganze grausige Geschöpf bestand gar nicht aus einem einzigen, festen Körper, sondern aus unzähligen kleinen stahlblauen Insekten, die wie zornige Hornissen summten und im dichten Schwärm immer neue Gestalten bildeten.
    Es war Ygramul, und nun wußte Atréju auch, warum sie »die Viele« genannt wurde. Er sprang aus seinem Versteck hervor, griff nach dem Kleinod auf seiner Brust und schrie, so laut er konnte:
    »Halt! Im Namen der Kindlichen Kaiserin! Halt!«
    Doch im Brüllen und Fauchen der kämpfenden Geschöpfe ging seine Stimme unter. Er selbst hörte sie kaum.
    Ohne zu überlegen, lief er über die klebrigen Seile des Netzes auf die Kämpf enden zu. Das Netz schwirrte unter seinen Füßen. Er verlor das Gleichgewicht, fiel durch die Maschen, hing nur noch an den Händen über der finsteren Tiefe, zog sich wieder hinauf, klebte fest, kämpfte sich wieder frei und eilte weiter.
    Ygramul fühlte plötzlich, daß sich ihr etwas näherte. Sie fuhr blitzschnell herum, und ihr Anblick war entsetzlich: Sie war jetzt nur noch ein riesenhaftes stahlblaues Gesicht mit einem einzigen Auge über der Nasenwurzel, das mît einer senkrechten Pupille voll unvorstellbarer Bosheit auf Atréju starrte.
    Bastian stieß einen leisen Schreckenslaut aus.
    Ein Schreckensschrei hallte durch die Schlucht und wurde als Echo hin-und hergeworfen. Ygramul drehte ihr Auge nach links und rechts, um zu sehen, ob da noch ein anderer Ankömmling war, denn der Junge, der wie gelähmt vor Grausen vor ihr stand, konnte es nicht gewesen sein. Aber da war niemand.
    »Sollte es am Ende mein Schrei gewesen sein, den sie gehört hat?« dachte Bastian zutiefst beunruhigt. »Aber das ist doch überhaupt nicht möglich . «
    Und nun hörte Atréju Ygramuls Stimme. Es war eine sehr hohe und etwas heisere Stimme, die ganz und gar nicht zu ihrem Riesengesicht passen wollte. Auch bewegte sie den Mund nicht beim Sprechen. Es war das Surren eines riesigen Hornissenschwarms, das sich zu Worten formte:
    »Ein Zweibein!« hörte Atréju, »nach so langer, langer Zeit des Hungers gleich zwei Leckerbissen! Was für ein Glückstag für Ygramul!«
    Atréju mußte alle Kraft zusammennehmen. Er hielt den »Glanz« vor das einzige Auge des Ungeheuers und fragte:
    »Kennt ihr dieses Zeichen?«
    »Komm näher, Zweibein!« surrte der vielstimmige Chor. »Ygramul sieht nicht gut.« Atréju trat einen Schritt weiter auf das Gesicht zu. Es öffnete jetzt den Mund. Anstelle der Zunge hatte es zahllose flimmernde Fühler, Zangen und Greifer.
    »Noch näher!« summte der Schwarm.
    Noch einmal tat er einen Schritt und stand nun so nahe vor dem Gesicht, daß er deutlich die zahllosen stahlblauen Einzelwesen sehen konnte, die wie wild durcheinander wirbelten. Und doch blieb das schreckliche Gesicht im ganzen reglos.
    »Ich bin Atréju«, sagte er, »und stehe im Auftrag der Kindlichen Kaisenn.«
    »Du kommst ungelegen«, antwortete das zornige Surren nach einer Weile. »Was willst du von Ygramul? Sie ist sehr beschäftigt, wie du siehst.«
    »Ich will diesen Glücksdrachen«, antwortete Atréju, »gebt ihn mir!«
    »Wozu brauchst du ihn, Atréju Zweibein?«
    »Ich habe in den Sümpfen der Traurigkeit mein Pferd verloren. Ich muß zum Südlichen Orakel, denn nur die Uyulála kann mir sagen, wer der Kindlichen Kaiserin einen neuen Namen geben kann. Bekommt sie den nicht, muß sie sterben und ganz Phantasien mit ihrauch ihr, Ygramul, die man die Viele nennt.«
    »Ah!« klang es gedehnt von

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