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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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bringen!«, brüllte ich. Das Besatzungsmitglied, mit dem ich zuvor geredet hatte, stand wie betäubt an der Treppe, die Hand über dem Mund. Zu den Füßen des Mannes befand sich Erbrochenes. »Matrose! Unter Deck mit dir, und bring die Motoren zum Laufen!«
    Wilson stürmte an mir vorbei, hastete die Treppe zum Maschinenraum hinunter und stieß dabei obskure Flüche der Art aus, wie ich sie selten zu hören bekam. Damit waren die Motoren in guten Händen. Oder zumindest in verzweifelten, kompetenten Händen.
    Ich hastete die Stufen zum Hochstand des Kapitäns hinauf, wo ich von der Tür zurückprallte. Hinter dem Fenster konnte ich den Kapitän sehen. Er hielt eine Schrotflinte, Lauf und Kolben abgesägt für den beengten Einsatz an Bord. Er hatte das Schloss seiner Tür blockiert und starrte mich mit großen, weißen Augen an.
    »Sie müssen das Boot in Bewegung setzen, Kapitän! Wir müssen ans Ufer. Sofort!«
    Er schüttelte den Kopf wie ein Mann, der träumt, und wich zur gegenüberliegenden Wand der Kabine zurück. Ich verzog das Gesicht und rannte die Treppe wieder hinunter. Inzwischen hatten die Kreaturen das Boot erreicht und kletterten mit vor Blut glitschigen Händen über die Reling. Vor Blut oder Öl, ich vermochte es nicht zu sagen.
    Es spielte eigentlich auch keine Rolle.
    Ich brach eine Werkzeugkiste am Fuß der Treppe auf und holte eine Spleißklinge daraus hervor. Es handelte sich um eine schwere, lange, dicke Klinge, die verwendet wurde, um verhedderte Leinen und in den Propeller geratene Netze zu durchtrennen. Auf einem Schiff wie diesem mochte sie auch bei Entermanövern zum Einsatz kommen. Ich wog sie in den Händen ab und schwang sie versuchsweise einige Male, um mich an das Gewicht zu gewöhnen. Eine rasche Zählung ergab, dass sich höchstens zehn der Kreaturen an Bord befanden, allerdings hatten uns Dutzende bereits fast erreicht, und Aberdutzende bemühten sich nach wie vor, zu uns zu gelangen.
    »Die Motoren, Kapitän!«, brüllte ich und stürzte mich auf die wandelnden Schrecken.
    Den ersten Wiedergänger schaltete ich mit der Klinge aus, indem ich zweimal flink über seine Brust hieb, Rippen brach und madenbleiche Haut aufschlitzte. Das Blut jagte mir Angst ein – es war schwarz wie Pech und heiß, als es auf meinen Arm spritzte. Fehn bluteten nicht. Die Fehn waren kalt und tot wie Flussschlamm. Der Wiedergänger taumelte gegen die Reling zurück und kippte darüber. Ein weiterer tauchte hinter ihm auf. Von seinen knochigen Schultern perlte Flusswasser ab. Ich trat ihm in die Zähne und zuckte zusammen, als sie wie Porzellan brachen, dann wandte ich mich den anderen zu. Mittlerweile befanden sich etliche weitere an Bord, und es wurden mit jeder Minute mehr.
    Ich kämpfte mir den Weg zurück zu den Kabinen. Dabei kam ich nur langsam voran – die Kreaturen mochten schwerfällig sein, aber sie erwiesen sich als zäh wie Leder. Es bedurfte einer kräftigen Hand, um sie zu Fall zu bringen. Als ich mein Ziel erreichte, verteidigten dort einige Besatzungsmitglieder mit Kohlenschaufeln und Tauhaken die Treppe, die in den Bauch des Schiffs hinunterführte. Die Ungetüme waren die Stufen zum Hochstand des Kapitäns hinaufgeschlurft und hämmerten mit flachen, aufgedunsenen Händen gegen das Glas. Der Kapitän verlor die Nerven. Ein Schuss der Schrotflinte zerschmetterte eines der Fenster und zersprengte mehrere der Kreaturen. Die verbleibenden Wiedergänger wankten auf die neue Öffnung zu und begannen, hindurchzukriechen. Ein zweiter Schuss hinterließ wenig mehr als leblose Körper und pechschwarzes Blut auf der Treppe. Ich wandte mich einem der Männer der Besatzung zu, der vor dem Zugang zum Maschinenraum stand.
    »Wie sieht’s da unten aus?«
    »Die Antriebswelle ist geknickt. Ihr Freund begradigt sie im Moment, aber wer weiß, ob sie halten wird?«
    »Sie wird halten«, gab ich zurück. »Celesten, steht uns bei, sie muss halten. Ich wollte noch nie ein Wasserbegräbnis.«
    »Aye«, knurrte der Mann, dann waren wir wieder damit beschäftigt, uns zurück an Land zu kämpfen.
    Die Dinge wandten sich rasch gegen uns. Aus der Woge der Kreaturen wurde eine wahre Flut. Von oben hörte ich mehrere Schüsse, gefolgt vom unverkennbaren Krachen eines Türrahmens und entsetzten Schreien des Kapitäns. Ich konnte nicht zu ihm, konnte mich nicht durch die Mauern der nach mir greifenden, stöhnenden Ungetüme mit den toten Augen kämpfen. Die Männer rings um mich erbleichten und sahen einander nicht

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