Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Kisten der Ladung wurden zu einem chaotischen Haufen auseinandergespült. Ich rannte das geneigte Deck hinauf und hechtete auf das Floß. Das Wasser schwappte etwa einen Fuß hoch träge über das teerige Holzdeck. Die Besatzung des Floßes bemühte sich verzweifelt, unser Schiff zu lösen, um das eigene zu retten. Kisten rutschten langsam auf die sinkende Seite zu, sorgten für zusätzliche Schräglage und ließen weiteres Wasser auf das Deck gelangen.
Unsere Freunde waren mitgekommen.
Tötend und sterbend wandelten sie über das Deck. Die Besatzung des Floßes hatte Mühe, mit der doppelten Katastrophe zurechtzukommen. Die meisten hatten sich desjenigen Problems angenommen, das sie verstanden, sie scharten sich um unser havariertes Schiff und versuchten, es vom Deck des Floßes zu lösen. Nur wenige kümmerten sich um die grausigere Angelegenheit – die Dutzenden lebender Toten, die sich langsam und mordend den Weg über das Floß bahnten.
Ich stürzte mich in das Gefecht. Eine Hand voll der Kreaturen kämpfte sich an einigen umgestürzten Kisten vorbei, die zu einer improvisierten Barrikade geworden waren. Ich griff sie von hinten an, brach Schädel auf und trennte längst tote Gliedmaßen mit meiner Klinge ab. Der Rest der Besatzung, angeführt von Wilson, krachte mit der Kraft der Verzweiflung in die Wiedergänger. Die Männer brüllten dabei wie Wahnsinnige, wollten diesen Albtraum nur noch hinter sich bringen.
Zusammen rieben wir die letzten Wiedergänger auf. Rings um uns im Wasser trieben Leichen, aber anscheinend keine animierten mehr. Ich sammelte mich und hielt nach dem Kapitän des Floßes Ausschau. Plötzlich ertönte ein grauenhaftes Knirschen, und unser dem Untergang geweihtes Schiff löste sich vom Floß. Weitere Kisten stürzten um, als wir uns aufrichteten, und das Wasser auf dem Deck schwappte über den Rand. Ich lief zur Seite, um zu beobachten, wie das Schiff unterging, und um zu sehen, ob etwas wieder nach oben käme.
Das Schiff glitt rasch ins Wasser, ließ nur Treibgut und perlweiße Leichen zurück. Nichts rührte sich. Ich war umgeben von der ehemaligen Besatzung, die stumm hinabstarrte, während ihr Boot verschwand. Das Letzte, was wir sahen, waren die ausdruckslosen Augen der verheerten Kapitänskabine, von zerbrochenem Glas gesäumte Fenster, angesengt von seiner Schrotflinte.
Einer der Offiziere des Floßes kam mit vor Wut geröteten Zügen zu uns geeilt.
»Was hat das alles zu bedeuten? Uns zu rammen! Bei diesem Nebel mit so einer Geschwindigkeit zu fahren! Habt ihr den verdammten Verstand verloren?« Er zitterte in seinem schlecht sitzenden schwarzen Anzug. Die billigen Epauletten hatten sich durch zu viel Verschleiß und unzureichende Reinigung gekräuselt. »Ich verlange, mit eurem Kapitän zu sprechen. Sofort!«
Ich blickte auf die Klinge in meiner Hand hinab. Das schwarze Blut der Wiedergänger überzog sie glitschig, sammelte sich und tropfte auf das Deck des Floßes. Im Fallen gerann es vor meinen Augen und kristallisierte zu winzigen Zahnrädern, die geräuschvoll zu meinen Füßen landeten. Ich starrte auf die schneeflockenartigen Rädchen, die friedlich in zurückgebliebenen Wasserpfützen wirbelten und sich mit dem Blut der Männer vermischten, die im Kampf gestorben waren – und mit meinem Blut, das aus zahlreichen Schnitten und Quetschungen troff.
»Der Kapitän ist tot«, sagte ich zu dem aufgebrachten kleinen Mann. Ich schaute zu dem Strudel, der die letzte Ruhestätte des Schiffs, dessen Kapitäns und eines Großteils der Besatzung kennzeichnete. Wilson stand neben mir. Seine Knöchel traten weiß um den dreckigen Griff eines Hammers hervor, den er aufgehoben hatte.
»Vorerst jedenfalls«, flüsterte er und wandte sich ab.
Kapitel 3
GEZOGENES EISEN, GEZOGENER STAHL
Es gab eine sehr kurze, aber äußerst heftige Diskussion, als der Kapitän des Floßes entschied, wir sollten umkehren und nach Überlebenden suchen. Wilson und ich zeigten ihm die Überreste der Mechagentoten auf seinem Deck, stellten klar, dass es keine Überlebenden gab und ließen drohend durchklingen, was passieren würde, sollte er versuchen, das Floß zu wenden. Das nahm er zwar nicht allzu gut auf, aber immerhin fasste er das Steuerrad nicht an. Mehr interessierte mich nicht.
Durch den dichten Frühnebel hindurch geriet der Hafen auf der Seite des Ebd schemenhaft in Sicht. Unser Floß zog Wrackteile hinter sich her, eine regelrechte Flotte von zersplittertem Holz, zerbrochenen Kisten
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