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0800 - Luzifers Höllenfestung

0800 - Luzifers Höllenfestung

Titel: 0800 - Luzifers Höllenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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»Who wants to live forever?«
    (Queen)
     
    Der hoch gewachsene, dunkelblonde Mann mit dem markanten Gesicht lehnte sich zurück. Er versuchte das Gähnen zu unterdrücken, gab sich ihm dann aber doch resignierend hin und hätte sich dabei fast den Unterkiefer ausgerenkt. Er war müde, absolut müde. Fast dreißig Stunden hatte er an der uralten Schrift gearbeitet, jetzt war er endlich fertig. Eine Unmenge an Informationen, an Wissen hatte er dabei in sich aufgesogen wie ein Schwamm das Wasser. Er würde sicher einige Tage brauchen, es zu verarbeiten.
    Im Grunde war es unvernünftig, so mit sich Raubbau zu treiben. Aber nun hatte er endlich mal Zeit gefunden, sich mit dem Material zu befassen, da wollte er sich möglichst nicht wieder durch irgendein Ereignis herausreißen lassen. Einem solchen Ereignis zuvorkommen, das war es!
    Also hatte er seine Arbeit nur durch kurze Pausen unterbrochen, um Mahlzeiten zu sich zu nehmen und einige Kannen Kaffee zu leeren. Aber jetzt hatte er es endlich geschafft.
    Sorgsam schloss er den Folianten. Handgeschrieben war jede Zeile, jedes Wort, und die Seiten waren mit Zeichnungen versehen, die einen normalen Menschen erschreckten und vom Lesen des Buches fernhalten sollten. Zeichnungen, die zu leben schienen, die sich bewegten und veränderten, sobald man zu lange hinsah. In ihnen geschahen Dinge… die Professor Zamorra lieber nicht selbst erleben wollte.
    Und der Text…
    Er veränderte sich nicht. Aber er konnte etwas bewirken, wenn man konsequent nachvollzog, was hier beschrieben wurde. Abgefasst in einer Sprache, die nur noch wenige Magier beherrschten, und geschrieben mit dem Blut eines Dämons. Reine Magie lauerte in diesem Buch darauf, freigesetzt zu werden.
    Gleichzeitig verschloss sie Teile des Buches. Dreizehn Kapitel waren nicht zugänglich; ihre Seiten wirkten wie verschweißt, ließen sich nicht voneinander lösen. Nur das mutmaßliche Vor- und Nachwort -immerhin über hundert Seiten - offenbarten sich dem Betrachter.
    Zamorra erhob sich von seinem Stuhl. Es war dunkel im Raum. Nur ein paar Kerzen brannten auf seinem Arbeitstisch, an dem er gesessen hatte, um zu lesen. Die flackernden Flammen warfen bizarre Schatten durch den Raum. Sieben Kerzen, die er nacheinander entzündet hatte, je dunkler es draußen wurde. Das elektrische Licht hatte er nicht eingeschaltet. Auf manche Dinge wirkte es zerstörerisch, und er wollte nicht das Risiko eingehen, dass diese alte Handschrift verblasste und das Wissen darin für alle Zeiten ausgelöscht wurde.
    Erst jetzt, da er den Folianten geschlossen hatte, schnipste er mit den Fingern. Der Akustikschalter aktivierte die künstliche Beleuchtung des »Zauberzimmers«. Für ein paar Sekunden überlegte Zamorra, ob er den Folianten mitnehmen und wieder in der Bibliothek ablegen sollte, von wo er ihn entnommen hatte. Aber dann entschied er sich dagegen. Es gab ein paar Dinge im Text, die er noch einmal überprüfen wollte, und da wäre es doppelte Arbeit gewesen, den Folianten erst zurückzulegen und dann wieder hervorzuholen.
    Es war gefahrlos, das wertvolle Stück hier liegen zu lassen. Die einzigen beiden, die sich dafür interessiert hätten, waren Sir Rhett und der Jungdrache Fooly. Aber Fooly hatte absolutes »Zauberzimmer«-Verbot, und der Junge schlief um diese Uhrzeit schon und musste am nächsten Morgen früh zur Schule. Zudem hatte er selbst in Zamorras oder Nicoles Begleitung eine Scheu davor, das Zimmer zu betreten.
    Zamorras Hand bewegte sich; drei ausgestreckte Finger zeichneten ein unsichtbares Symbol in die Luft. Die sieben Kerzen verloschen, in der gleichen Reihenfolge, wie er sie entzündet hatte, nur wesentlich rascher. Es roch nach heißem Wachs.
    Der Mann, den man den Meister des Übersinnlichen nannte, lächelte. Er verließ das »Zauberzimmer« und trat auf den Gang hinaus. Links war der untere Eingang der Bibliothek, rechts ging es zum Turm, in dem sich sein Büro und die Wege zum Gästetrakt befanden. Château Montagne war ein Gebäude, das nur zu einem geringen Teil überhaupt genutzt wurde; der Südflügel stand seit jeher vollkommen leer. Möbel, die dort seit Jahrhunderten standen, waren längst verrottet und zerfielen teilweise, aber niemand räumte sie weg. Wozu auch, wenn die Räume nicht genutzt wurden? Selbst das Hauptgebäude und der Nordflügel waren nicht vollständig belegt. Zamorra legte keinen Wert darauf, endlose Gänge zu durchwandern, um einen zweckbestimmten Raum zu erreichen. Er hatte lieber

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