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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Augen und atmete tief durch. Keine Panik, dachte er, während sein Herz sich anstellte wie ein panischer Hofhund, der sich gegen seine Kette warf. Nur eine Katastrophe. Das Übliche. Nichts weiter. Kein Problem. Denk nach!
    Er war allein im Feindesland mit sehr vielen sehr wütenden Doman-Kriegern. Anguana befand sich vermutlich immer noch im Palast, der Wald brannte, Wanja und Dopoulos waren über alle Berge. Er hatte eine Axt, einen Spionspiegel, ein Messer und einen unterbelichteten Friedhofsgeist am Hals. Tja, heute musste das für Plan A reichen.
    »Wir suchen Anguana«, bestimmte er.
    »Oje«, meldete sich Mamsie Matata auf seinem Rücken zu Wort. »Erst einmal machen wir gar nichts. Wir haben nämlich Besuch.«
    Ankou Arnold schlug die Hand vor den Mund. Tobbs fuhr herum und erstarrte. Nun, es war wohl kein Fehler, auf Plan B auszuweichen.

AMATERASUS SPIEGEL
    Noch nie in seinem Leben war Tobbs so rasch auf einen Baum geklettert. Und das, obwohl sein Arm scheußlich wehtat. Ankou Arnold hatte seine Sache auch nicht schlecht gemacht – in Anbetracht dessen, dass er ein Kleid trug, hatte er es verblüffend schnell auf den höchsten Querast der Bergkiefer geschafft, auf dem sie nun schaukelten wie zu große Vögel. Tobbs linste vorsichtig nach unten. Eine Gruppe von Kriegern stand neben den Trümmern von Wanjas Tür, ohne sie als solche wahrzunehmen, und blickte talabwärts zu den terrassenartigen Felsrunden, auf denen sich der See und – weiter unten – der Palast befanden.
    Tobbs sah schlanke Schwerter, die den Widerschein des Feuers einfingen, und ernste Gesichter mit goldenen Augen. Ihre Rüstungen waren kupferfarben und matt wie gebürsteter Stahl. Es waren Kitsune-Krieger. Auch sie hatten Pferde, die jedoch nicht rot waren wie die der Tanukis, sondern weiß wie Inaris Füchse.
    Eine hochgewachsene Kriegerin saß in der Mitte der Gruppe auf einem prächtigen Schimmel. Ihr Haar war unter einem Helm verborgen, doch Tobbs konnte eine scharfe, schmale Nase und ein vorspringendes Kinn ausmachen, als die Frau sich umblickte und jemanden zu sich rief.
    Tobbs spähte zu der Frau, die dem Befehl folgte … und wäre um ein Haar vom Baum gefallen. Moriko! Sie lenkte ihr Pferd zu der großen Frau und neigte ehrerbietig den Kopf.
    »Majestät«, sagte sie unterwürfig.
    Tobbs schnappte nach Luft. Die Frau mit dem energischen Kinn war Königin Kitsune! Nach König Katuro gleich die Nummer zwei aller Leute, denen er um keinen Preis über den Weg laufen sollte.
    »Unser Tag ist endlich gekommen«, sagte die Königin mit einer Stimme, die wie ein wohlartikuliertes Knurren klang. »Heute jagen wir die Brut des Schlamms zurück in den Norden! Gib das Zeichen zum Sturm auf den Palast!«
    »Sturm!«, bellten die anderen Fuchskrieger.
    Tobbs begann zu schwitzen. Anguana war im Palast! Und Moriko – was spielte sie für ein Spiel?
    »Aaaaangriff!«, schrie Moriko und schwenkte ihre Fackel.
    Auch unten im Wald malten Fackeln feurige Achten in die Luft. Dann entflammte ein Baum links am Bergrand in grünem Signalfeuer. Und ein weiterer rechts.
    »Oh nein!«, flüsterte Ankou Arnold entsetzt.
    Morikos Fackel flog nach oben, drehte sich einmal elegant in der Luft – und landete direkt über Tobbs im Geäst der Baumkrone. Die Kiefernnadeln mussten relativ trocken sein, denn das Signalfeuer brach aus wie eine Explosion. Tobbs spürte, wie seine Augenbrauen verbrutzelten, und reagierte gerade noch schnell genug, um sich den Spiegel über den Kopf zu halten.
    »Angriff!«, brüllten die Fuchskrieger unter ihnen und gaben ihren geisterhaften Pferden die Sporen.
    »Runter vom Baum!«, befahl Mamsie Matata.
    Diesen Vorschlag hatte Tobbs auch gerade machen wollen. Noch im Sprung erwischte das grüne Feuer Ankou Arnolds Kleid und versengte den Rock, dann kamen sie schon mit einem harten Schlag auf einem Bett erdfeuchter Kiefernnadeln auf und wälzten sich unter dem brennenden Baum.
    Die Kitsune blickten sich nicht um, sondern galoppierten in Richtung Tal. Das Letzte, was Tobbs von Moriko sah, bevor sie zwischen Bäumen verschwand, war ihr wehendes Haar.
    »Wenn Anguana im Palast ist …« Arnold vollendete den Satz nicht, aber sein blasses Gesicht sprach Bände.
    Im geduckten Sprint hatten Tobbs und Ankou einen Abhang hinter sich gebracht. Nun liefen sie am Schluchtsaum oberhalb des Mondsees entlang. Tobbs hatte das Gefühl, dass seine Lunge genauso in Flammen stand wie der magische Wald. Rauch waberte über Felsen. Es roch nach

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