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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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mit einem Entsetzensschrei vor der heransausenden Feile in Sicherheit gebracht, aber Wanja fischte das Werkzeug so ruhig aus der Luft, als wäre es ein Spielball.
    »Na vielen Dank«, murrte sie. »Hast du etwa Angst vor Rubin? Du solltest dich mit ihm vertragen, er bleibt bei uns. Je eher ihr euch aneinander gewöhnt, desto besser.«
    Das Pferd schenkte ihm ein zähnefletschendes Gähnen. Tobbs schluckte. Vielleicht hieß das Fletschen so viel wie: »Ich kann warten«?
    Wanja stützte sich auf den Pferderücken auf wie auf ein Fensterbrett und lächelte Tobbs voller Besitzerstolz zu.
    »Guter Kauf, was? So hübsch, als wäre er direkt von einem der Lackdöschen gesprungen, die mit Pferden bemalt sind. Und er ist so stark, dass er eine Ladung Weinfässer ohne Mühe vom Taldorf zur Taverne tragen kann!«
    Sie strahlte über das ganze sommersprossige Gesicht. Braune Locken fielen ihr über die muskulösen Schultern. Wanja sah so aus, wie Tobbs sich die Dämonenfrauen aus dem Süden des kargen Olitai-Gebirges vorstellte – stark und schrecklich und auf seltsame Weise schön.
    »Bisher haben wir doch auch kein Pferd gebraucht«, wandte er lahm ein. Die Vorstellung, diesem Ungetüm jeden Tag begegnen zu müssen, war ungefähr so verlockend wie die Aussicht auf Pfeffersahne zum Frühstück.
    Wanjas Augen blitzten auf.
    »Etwas zu brauchen ist die eine Sache«, antwortete sie verschmitzt. »Aber etwas zu wollen eine ganz andere. Und darum geht es letztendlich. Alles geschieht, weil wir etwas wollen – und nur selten dann, wenn wir etwas nur brauchen.«
    Sie lachte und bückte sich wieder nach dem Huf.
    Tobbs seufzte tief. Das Gefühl der Leere war wieder da – und die Unruhe, die ihn seit Wochen immer wieder ohne Vorwarnung überfiel. Oh ja, er verstand Wanjas Worte, sie waren wie für ihn gemacht. Denn Tobbs wollte etwas, er wollte etwas so sehr, dass er manchmal glaubte, verrückt zu werden, so sehr drehten sich all seine Gedanken darum. Er sehnte sich danach zu wissen, woher er kam. Und gleichzeitig fürchtete er sich davor – jetzt, da dieses Ziel nur noch einige Stunden entfernt war.
    »Freust du dich schon auf die Feier?«, kam Wanjas Stimme hinter dem Pferd hervor.
    »Und wie!«, rief Tobbs. »Natürlich! Dopoulos hat schon die Kerzen für meine Geburtstagstorte …«
    »Nicht der Geburtstag!«, gab Wanja ungeduldig zurück. »Die Hochzeit meine ich!«
    Tobbs seufzte wieder. Wollte denn heute niemand außer Anguana über seinen Geburtstag sprechen?
    »Früher bin ich oft mit den Dämonen tanzen gegangen«, sagte Wanja. »Als ich jünger war. Richtig schöne Feste waren das! Mitten im Winter, auf der Spitze eines vereisten Berges. Oh, gute Pferde brauchte man, um dort hinaufzugelangen. Mit geschärften Hufeisen aus den Kronen gefallener Könige …«
    »Dopoulos sagt, wir sollen die Tische aufbauen«, unterbrach Tobbs sie grob. Wenn Wanja nicht über seinen Geburtstag reden wollte, hatte er auch keine Lust, sich ihre Geschichten über Dämonenfeste anzuhören. Wanjas verträumtes Lächeln verschwand schlagartig.
    »Dopoulos, Dopoulos!«, rief sie ärgerlich. »Meine Güte, immer das gleiche Theater, weil er denkt, wir werden nicht rechtzeitig fertig. Dabei haben wir doch noch Stunden Zeit!« Sie kam auf Tobbs zu, beugte sich zu ihm hinunter und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Und für dich haben wir heute sogar eine besondere Aufgabe«, sagte sie mit einem schelmischen Grinsen. »Du kümmerst dich um den Kindertisch.«
    »Was?«
    »Hat Dopoulos es dir noch nicht gesagt? Die Dämonen haben einen kleinen Zusatztisch bestellt.« Sie lächelte ihm aufmunternd zu. »Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Dämonenkinder sehen ihren Eltern überhaupt nicht ähnlich. Das kommt erst viel später. Am Anfang sind sie alle hübsche kleine Engel. Allerdings sind sie hübsche kleine Engel, die nur Unsinn im Kopf haben. Du solltest ein Auge auf sie haben.«
    Tobbs verzog den Mund. Na wunderbar! Er würde also seinen dreizehnten Geburtstag damit verbringen, auf die Gören der dämonischen Gäste aufzupassen.
    »Kopf hoch, Junge!«, sagte Wanja und nahm endlich die Hand von seiner Schulter. »Das wird die Hochzeit des Jahrhunderts!«
    Der Saal konnte sich sehen lassen. Die Tische und Stühle waren mit Flechtwerk verziert – Steinranken und Wüstenröschen. Lampions aus hauchfeinen Salzkristallschalen verströmten heimeliges Licht.
    »So«, sagte Dopoulos und blickte sich zufrieden um. »Das hätten wir

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