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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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    »Das ist also der Vorschlag, Herr Marineoberingenieur?«
    Es war eigentlich unüblich, dass Rheinberg im engsten Führungskreis die Dienstgrade betonte, aber der leicht ungläubige Unterton, untermalt durch ein belustigtes Kopfschütteln, nahm sogleich die Strenge aus der Anrede. Dahms grinste Rheinberg an. Sie saßen in der engen Messe an Bord der Saarbrücken. Der Kleine Kreuzer war am eigens für das Schiff erbauten Pier der »deutschen Stadt« festgemacht, einer Ansiedlung, die sich mittlerweile zu einem veritablen Stadtviertel Ravennas entwickelt hatte.
    Dahms malte mit dem Finger Kreise in die kleine Weinlache, die der ungeschickte Langenhagen verursacht hatte. Der Erste Offizier der Saarbrücken blickte den Ingenieur ebenfalls etwas irritiert an, bemerkte jedoch wie alle anderen den Schalk in den Augen des Mannes. War der Vorschlag also gar nicht ernst gemeint?
    »Oh ja, Herr Kapitän«, zahlte Dahms mit gleicher Münze zurück und sein Grinsen wurde breiter. »Das ist der Vorschlag.«
    »Ich wünschte, Köhler wäre hier«, murmelte Langenhagen. Der Hauptbootsmann hätte seinem Unwillen über die Idee des Ingenieurs mit durchaus treffenden Worten Luft gemacht.
    »Ich fasse das mal so zusammen, wie ich es verstanden habe«, meinte Rheinberg nun betont langsam und hob dozierend einen Zeigefinger. »Sie haben die Absicht, einen reichsweiten Scheiße-Sammeldienst einzurichten!«
    Dahms Gesicht wurde ernst. »Genau so ist es. Eigentlich geht es mir weniger um die Scheiße, mit Verlaub. Mir geht es um den Salpeter.«
    »Den Sie aus der Scheiße gewinnen wollen?«
    Dahms hob die Schultern. »Wir haben noch keine natürliche Salpeterquelle gefunden. Ich bin mir sicher, dass es eine solche im Reich gibt – vielleicht irgendwo in Kleinasien, jedenfalls gab es da zu unserer Zeit Vorkommen. Aber wir können nicht so lange warten, vor allem nicht in der derzeitigen Situation. Wir müssen von den Dampfkatapulten weg und richtige Kanonen bauen, und dazu benötigen wir Schwarzpulver. Was wir bisher haben sammeln können, reicht für den experimentellen Teil unserer Arbeit aus. Aber wenn wir in eine breite Produktion einsteigen wollen, genügt dies nicht. Wir benötigen Salpeter, und viel davon. Die beste Quelle ist Kuhscheiße. Wenn diese lagert, bilden sich Salpeterkristalle an der Unterseite des Dungs. Die brauchen wir. Ich will den Mist selbst gar nicht haben. Was ich möchte, ist eine Organisation von Leuten, die von uns geschult alle Latifundien und Höfe abklappern und mit geeignetem Werkzeug …«
    »… die Scheiße durchwühlen«, vervollständigte Langenhagen den Satz. »Der Imperiale Scheiße-Sammeldienst.«
    Dahms nickte. »Exakt. Das ist kurzfristig die beste Quelle für einen substanziellen Salpetervorrat – zumindest, bis wir ein natürliches Vorkommen gefunden haben. Ich hoffe, dass dies bald der Fall sein wird. Aber bis dahin …«
    Rheinberg sah Dahms noch einen kurzen Moment zweifelnd an, doch dann senkte er resignierend den Kopf. »Also gut«, sagte er leise. »Ich werde deine Bitte an den Kaiser herantragen. Er wird … irritiert sein.«
    »Wir tun seit unserer Ankunft viele Dinge, die irritierend wirken«, meinte Langenhagen trocken.
    »Ich kann dir nicht widersprechen«, meinte Rheinberg und griff nach seinem Weinglas, ohne es zum Mund zu führen. »Gratian ist so einiges von uns gewöhnt. Das wird ihn sicher nicht allzu lange außer Fassung bringen, auch, wenn es … sehr speziell ist.«
    »Ich bin für das Spezielle zuständig«, erinnerte Dahms seinen Vorgesetzten. »Ich stampfe hier die industrielle Revolution aus dem Boden. Und die basiert im Gebiet der Waffentechnik nun einmal auf einem Haufen Mist.«
    Rheinberg runzelte lächelnd die Stirn. »Ich bin mir sicher, dass ich mir für mein Gespräch mit Gratian eine andere Formulierung einfallen lassen muss.«
    »Das wird wohl besser sein«, bestätigte Dahms. »Aber um zum Ernst der Lage zurückzukehren: Ich stecke mit der Waffenentwicklung jetzt in einer Sackgasse. Wir sind so weit, kleinere Stücke mit gebohrtem Lauf herzustellen und auch erfolgreich testweise abzufeuern. Wenn das alles aber militärischen Sinn ergeben soll, wird es irgendwann Zeit, eine Artilleriekompanie aufzustellen. Die muss ausgebildet werden, und zwar sehr sorgfältig. Und dazu brauche ich einen Haufen Schwarzpulver. Ehe ich keine verlässliche Quelle für Salpeter habe, stecken wir wirklich fest. Ich habe mich jetzt weiter auf die Verfeinerung der Dampfkatapulte

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