Die Verführung einer Fremden - Teil 2 (German Edition)
am meisten, wenn sie auf den zahlreichen Dorffesten zu lauter Country-Musik tanzen und sich dabei mit Bier volllaufen lassen konnten. Ich liebte meine Eltern, keine Frage, und sie waren herzliche, wundervolle Menschen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, Ben besser auf ein Zusammentreffen vorbereiten zu müssen. Doch nun hatte er die Frage in den Raum gestellt, die Frage auf die ich im Grunde seit Monaten gewartet hatte. Ich sollte also übernächstes Wochenende seine Eltern kennenlernen.
„Klar... klar, wieso nicht. Ich würde mich sehr freuen, sie endlich kennenlernen zu dürfen.“
Ben lächelte und strich mir sanft das Haar aus dem Gesicht.
„Großartig. Ich sage ihnen gleich heute abend zu. Das wird eine Feier, die du niemals vergessen wirst.“
Das konnte ich mir vorstellen. Bens Eltern gehörten zur High Society Manhattans, lebten aber die meiste Zeit des Jahres in Miami, einfach „weil es da viel wärmer und das Leben so entspannt ist“, wie Ben mir erklärt hatte. Sein Vater war Bauunternehmer und hatte seine erste Millionen bereits mit 26 Jahren durch lukratives An- und Verkaufen , sowie durch den Neubau luxuriöser Wohnungen gemacht. Seine Mutter war, wie Ben, in der Finanzbranche tätig gewesen und die Beiden hatten über die Jahre ein beeindruckendes Vermögen angesammelt. Aus diesem Grund fiel es mir nicht besonders schwer mir vorzustellen, wie unglaublich teuer, oder besser verschwenderisch, eine Party dieser Familie werden konnte.
Auch nach all den Monaten mit Ben stand ich den „Schönen und Reichen“ Manhattans noch immer kritisch gegenüber. Noch immer vermied ich es möglichst, auf Parties der High Society zu erscheinen, in der Ben sozusagen Mitglied war. Seit wir zusammen waren, war auch Ben häuslicher geworden, aber dennoch gab es immer mal wieder Anlässe, auf denen er allein oder wir zusammen erschienen. Dabei handelte es sich aber meist nur um schicke Feiern seiner Freunde, eine zweitägige Party in den Hamptons mit seiner Familie dagegen war ein ganz anderes Kaliber. Dementsprechend nervös wurde ich bereits bei dem Gedanken, in gerade einmal fünf Tagen dort zu sein.
Würden sie mich, das Mädchen vom Land, als die Freundin ihres Sohnes akzeptieren? Würden sie ein Problem damit haben, dass ich als Kellnerin arbeitete und nicht in der Finanzbranche oder einem anderen lukrativen Sektor? Würden sie mich mit Alicia, Bens hübscher und hochgewachsener Exfreundin, vergleichen? Und würde ich in der Lage sein, mich in die Familie zu integrieren und mich angemessen zu verhalten?
Unendlich viele Fragen blitzten durch meinen Kopf, so viele, dass ich gar nicht hörte, dass Ben mich nun schon zum zweiten Mal fragte, ob ich auch ein Eis möchte.
Kapitel 2
Die darauffolgenden Tage hatte ich doch weniger Zeit, mich um ein passendes Kleid für den schicken Anlass zu kümmern, als ich gedacht hatte. Dienstag morgen, ich lag noch im Bett und erholte mich von meiner langen Schicht im „Blue Moon“ in der vergangenen Nacht, klingelte mein Handy. Ich war bei Ben zuhause, denn obwohl wir offiziell noch nicht zusammen wohnten, verbrachte ich doch die meisten Nächte in seinem Apartment. Verschlafen glitt ich mit der Hand über den Nachttisch neben dem Bett, wo ich mein Handy irgendwo gelassen hatte.
„Hallo?“
„Sarah? Hier spricht Larry Wiseman von Fantasma Moda. Haben Sie einen Moment Zeit?“
In Windeseile war ich hellwach und richtete mich kerzengerade auf. Fantasma Moda war ein großes italienisches Modehaus mit Sitz in New York, dort hatte ich vor einem Monat ein Vorstellungsgespräch als Schneiderin gehabt. Noch immer war mein Traum, als Designerin und Schneiderin in der Modebranche Fuß zu fassen, noch immer nähte ich selbst lässige Streetwear und versuchte, sie an den Mann zu bringen sowie mich mit meinen Werken bei Modehäusern zu bewerben um dort eine Stelle zu bekommen. Und vor eben einem Monat hatte ich ein Gespräch bei Fantasma Moda gehabt, die eine Praktikumsstelle mit anschließender Festanstellung ausgeschrieben hatten. Da sich danach niemand bei mir gemeldet hatte, obwohl es geheißen hatte man würde sich die darauffolgende Woche bei mir melden, war ich davon ausgegangen, dass die Stelle an jemand anderes vergeben wurde. Doch nun, Dienstag morgen um neun Uhr, hatte ich Larry Wiseman, den CEO von Fantasma Moda, in der Leitung, der mich auch noch
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