Die Verführung einer Fremden - Teil 2 (German Edition)
zuerst. Mit einem strahlenden Lächeln winkte er uns zu, während der Fahrer ausstieg um uns die Tür zu öffnen. Dabei hätten wir das doch auch selbst gekonnt. Ich stieg zuerst aus und Bens Vater streckte mir sofort seine rechte Hand hin, die ich schüttelte, während ich ihn in Sekundenschnelle analysierte. Er hatte kurzes graues Haar, welches noch überraschend voll war, und strahlend smaragdgrüne Augen. Genau wie Ben. Seine Nase war sehr gerade und dominant, und er war groß gewachsen. Genau wie Ben. Im Grunde sah er aus wie eine deutlich ältere Version von Ben und das machte ihn mir gleich irgendwie sympathisch. Ich räusperte mich.
„Hallo, Mr. White. Wirklich schön, Sie endlich kennenlernen zu dürfen und vielen Dank für die Einladung.“
Obwohl ich die Nervösität in meiner Stimme relativ gut im Griff hatte, kam ich mir doch irgendwie blöd vor. Viel zu formell, fuhr es mir durch den Kopf. Ich klang, als hätte ich gerade einen Brief an eine x-beliebige Person geschrieben und nicht persönlich mit jemandem gesprochen. Bens Vater jedoch sah mich unbeirrt an und eine Sekunde später sollte ich feststellen, dass er mindestens genauso formell sprach.
„Die Freude ist ganz meinerseits, junge Dame. Willkommen. Mein Name ist Benjamin William White und das ist meine Frau Martha.“
Dann ließ er bereits meine Hand los um seinen Sohn zu umarmen, während ich nun schüchtern Bens Mutter anblickte, die zwar ein Lächeln aufgesetzt hatte, aber irgendwie nicht wirklich glücklich oder zufrieden aussah. Ihre Mundwinkel waren hochgezogen und ich sah einen Teil ihrer Zähne, aber ihre Augen strahlten nicht. Im Gegensatz zu Ben hatte sie blass-blaue Augen und viel zu dünn gezupfte Augenbrauen, fand ich. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem ordentlichen Dutt nach hinten gebunden und sie trug ein langes, schwarzes Kleid mit grauen Rosenabdrücken, was es aussehen ließ wie eine Tischdecke oder Gardinen. Wie eine sehr teure Tischdecke allerdings. Ich streckte die Hand nach ihr aus, die die sofort nahm und sachte drückte.
„Auch Ihnen vielen Dank für die Einladung. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Schön, Sie endlich kennenzulernen.“ sagte ich mit fester Stimme und schenkte ihr mein bezauberndstes Lächeln. Ihr Lächeln wurde nun noch etwas künstlicher. Sie nickte mir kurz zu, dann bereits richtete sie ihre Augen auf Ben und ließ mich verwirrt dort stehen. Bens Cousine Sophie drückte nun auch meine Hand und ihr Lächeln war breit und einladend. Sie war ungefähr 24 und sah sehr hübsch aus mit ihrem dunklen, glänzenden Haar, in welches sie heute sicherlich 200 Bürstenstriche investiert hatte. Ihre Augen waren, wie Bens Augen, grün und passend dazu trug sie ein grünes Kleid, dass ihre schlanke Figur angenehm umspielte.
„Hallo Sarah. Schön dass du hier bist. Fühl dich hier ganz wie zuhause.“
Wie zuhause, hallte er durch meinen Kopf. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, denn das hier war nicht einmal in einem anderen Universum vergleichbar mit meinem Zuhause in South Carolina. Mein Elternhaus war ein zweistöckiges Holzhaus ohne viel Schnickschnack und dort trug niemand Anzug oder Abendkleid. Dort gab es auch keinen hohen Zaun, der das Haus vor Einbrechern schützen sollte, denn das Haus war mit seinem bröckeligen und ständig undichten Dach für Einbrecher nicht mal ein kleines bißchen attraktiv.
Die Begrüßungszeremonie war beendet und es war Zeit, diesen Palast von innen zu begutachten. Natürlich wurde ich nicht enttäuscht. Dies war mit Abstand das größte und edelste Haus, das ich jemals von innen gesehen hatte. Die Eingangshalle war so groß wie das ganze Haus meiner Eltern, schätzte ich. In der Mitte gab es eine breite Treppe,die in den ersten Stock führte, prunkvoll verziert und mit einem purpurroten Teppich, der die Treppe fast königlich aussehen ließ. Den Boden zierten bräunlich-gelbe Fliesen und von der Eingangshalle konnte man bereits ins Esszimmer sowohl in einen Aufenthaltsraum mit breiten Ledersofas blicken. Ich erschrak ein wenig, als Ben auf einmal den Arm um mich legte. Zu sehr war ich abgelenkt von all diesen neuen Eindrücken, die für Ben so normal waren wie täglich Brot. Ben gab mir einen Kuss auf die Wange und im selben Augenblick bemerkte ich, wie seine Mutter uns mit einem äußerst unzufriedenen Gesichtsausdruck beobachtete. Ich schaute schnell weg.
Die nächste Überraschung folgte sogleich. Wir waren im ersten Stock
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