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Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Titel: Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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in Mithril-Halle«, erklärte Catti-brie mit ernster Miene. »Du wirst mich nicht umstimmen können.«
    Drizzt sagte eine ganze Weile gar nichts, sondern musterte nur die entschlossene junge Frau. »Hast du mit Bruenor gesprochen?« fragte er.
    »Natürlich«, erwiderte Catti-brie. »Glaubst du, ich würde das Haus meines Vaters ohne seinen Segen verlassen?«
    »Einen Segen, den er dir sicher mit knirschenden Zähnen erteilt hat«, meinte Drizzt.
    Catti-brie richtete sich in ihrem Sattel auf und schob kämpferisch das Kinn vor. »Bruenor hat viel zu tun«, sagte sie. »Und er hat Regis und dich...« Sie hielt inne, als sie die schweren Satteltaschen bemerkte, die auf Drizzts Pferd geschnallt waren. »Und Gandalug und Berkthgar noch dazu«, beendete sie den Satz. »Sie haben noch nicht einmal beschlossen, wer regieren und wer beobachten soll, obgleich ich glaube, daß Gandalug Bruenor weiter auf dem Thron sitzen lassen wird.«
    »Das wäre jedenfalls die klügere Entscheidung«, stimmte ihr Drizzt zu.
    Einen langen Moment herrschte Schweigen.
    »Berkthgar spricht davon fortzugehen«, sagte Drizzt plötzlich. »Er will zum Eiswindtal und der alten Lebensweise seines Volkes zurückkehren.«
    Catti-brie nickte. Sie hatte diese Gerüchte gehört.
    Erneut verfielen sie in dieses unbehagliche Schweigen.
    Schließlich wandte Catti-brie ihre Augen von dem Drow ab. Sie glaubte, daß er sie verurteilte, glaubte, daß er sie für eine schlechte Tochter hielt, schlecht und selbstsüchtig. »Mein Vater hat nicht versucht, mich aufzuhalten«, platzte sie heraus, und ihre Stimme klang sehr entschlossen. »Und du kannst es nicht!«
    »Ich habe nie gesagt, daß ich gekommen bin, um dich aufzuhalten«, erwiderte Drizzt ruhig.
    Catti-brie wartete. Sie war nicht wirklich überrascht. Als sie Bruenor gesagt hatte, daß sie gehen würde, daß sie Mithril-Halle für eine Weile verlassen und die Wunder der Welt sehen wollte, hatte der knorrige Zwerg so laut gebrüllt, daß Catti-brie gefürchtet hatte, die Felswände würden über ihnen beiden zusammenbrechen.
    Sie hatten sich zwei Tage später erneut getroffen, als Bruenor nicht mehr so voll heiligem Wasser gewesen war, und zu Catti-bries Überraschung und Erleichterung war ihr Vater jetzt viel vernünftiger gewesen. Er verstand sie, hatte er ihr versichert, obwohl seine knurrige Stimme bei diesen Worten brach, und er hatte erkannt, daß sie ihrem Herzen folgen mußte, daß sie fortgehen und herausfinden mußte, wer sie war und wo sich ihr Platz in der Welt befand. Catti-brie waren diese Worte für Bruenor ungewohnt verständnisvoll und philosophisch vorgekommen, und jetzt, da sie Drizzt gegenüberstand, war sie sicher, daß sie ihren Ursprung kannte. Jetzt wußte sie, mit wem Bruenor in jenen zwei Tagen gesprochen hatte.
    »Er hat dich geschickt«, beschuldigte sie Drizzt.
    »Du wolltest fortgehen, und das wollte ich auch«, erwiderte Drizzt einfach.
    »Ich könnte einfach nicht den Rest meiner Tage in den Höhlen verbringen«, sagte Catti-brie, die plötzlich das Gefühl hatte, sie müsse sich rechtfertigen und das Schuldgefühl offenbaren, das auf ihr gelastet hatte, seit sie die Entscheidung getroffen hatte, ihr Heim zu verlassen. Sie sah sich um und musterte den fernen Horizont. »Es gibt noch so viel anderes für mich. Das weiß ich tief in meinem Herzen. Ich habe es gewußt, seit Wulfgar...«
    Sie stockte, seufzte und sah Drizzt hilflos an.
    »Und auch für mich gibt es mehr«, sagte der Drow mit einem listigen Grinsen, »viel mehr.«
    Catti-brie warf einen Blick über die Schulter zurück nach Westen, wo die Sonne bereits im Sinken begriffen war.
    »Die Tage sind kurz«, meinte sie. »Und die Straße ist lang.«
    »Nur so lang, wie du sie machst«, sagte Drizzt und zog damit ihren Blick wieder auf sich. »Und die Tage sind nur so kurz, wie du es ihnen erlaubst.«
    Catti-brie sah ihn fragend an, da sie die Bedeutung seines letzten Satzes nicht verstanden hatte.
    Drizzt, der ebenso voller Vorfreude war wie Catti-brie, grinste über das ganze Gesicht. »Ein Freund, ein blinder alter Waldläufer, erzählte mir einst, daß die Sonne niemals für dich untergehen wird, wenn du ausdauernd und schnell genug immer weiter nach Westen reitest.«
    Noch bevor er diesen Satz ganz beendet hatte, hatte Catti-brie ihren Rotschimmel bereits herumgerissen und galoppierte über die winterliche Ebene nach Westen, in die Richtung, in der Nesme und Langsattel lagen, und hinter diesen das mächtige

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