Die verlorenen Welten von Cronus
nächsten Expedition begleitet, sind wir arbeitslos. Ohne Cherry gibt es kein Holo-Theater.«
Carli, Cherrys Assistentin, rümpfte angewidert die Nase. »Mit ihm hat das Theater auch keine Zukunft. Der senile alte Idiot hatte einen guten Platz im Solaren Zirkus, bevor er alles vermasselt hat, um sein pickliges Ego zu befriedigen. Aber hier auf der Straße der Tausend ist er ein Fisch auf dem Trockenen. Was sollen wir tun, Tez?«
»Maq will wieder dieselbe Mannschaft zusammenstellen, die nach der Sonne gesucht hat. Wenn er Sine Anura überreden kann, wie wäre es dann, wenn wir uns ebenfalls anschlössen?«
»In dem winzigen Schiff… in dieser bescheuerten Kombüse! Und ich koche den lieben langen Tag für euch. Sei mal ehrlich, Tez, ist das alles, was dir für mich vorschwebt?«
»Der Flug war das Abenteuer unseres Lebens. Wir haben Dinge und Orte gesehen, die niemand vor uns gesehen hat. Und bei unserer Rückkehr hat man uns auch nicht gerade schlecht behandelt.«
»Ich bin dagegen. Du weißt, was ich will, Tez. Ein Haus, Kinder… nur du und ich.«
»Natürlich weiß ich das, Carli. Aber Häuser kosten Geld, und wir können uns noch keines leisten. Und wenn Cherry das Holo-Theater zumacht, können wir uns wahrscheinlich nie eines leisten. Und seit es Senso-Theater gibt, ist die Nachfrage nach Vorführern und Assistentinnen von Illusionisten nicht gerade überwältigend. Außer natürlich, wenn du dich als Senso-Puppe ausgibst und deine Nächte in dem ›Sklaven-Schiff‹ nebenan verbringst, wo dich schleimige, alte Lustmolche angeifern.«
»Das reicht!« fuhr sie ihm ins Wort. Ihr war klar, daß er sie nur ärgerte, aber gleichzeitig konnte sie mit keiner vernünftigen Alternative kontern. Das sensorische Element der neuen Art des Theaters hatte es schnell und unweigerlich in die Untiefen der Pornographie abgleiten lassen, und keine andere Form der Unterhaltung konnte dagegen ankommen. Die einzigen Jobs in der Unterhaltungsbranche, die noch vergeben wurden, waren in den Senso-Theatern, und für Tez und Carli sah die Zukunft düster aus.
»Laß uns nicht darüber streiten, Tez«, sagte Carli schließlich. »Wir warten ab und hören uns an, was Cherry zu sagen hat. Vielleicht geht er ja nicht auf die Expedition.«
Cherry kam erst spät zurück. Er war betrunken. Sein Gesicht war blutverschmiert und seine Toga zerrissen, weil er einem Schuldeneintreiber in die Arme gelaufen war, den einer seiner ungeduldigeren Gläubiger geschickt hatte. Carli wischte seine Augenbrauen mit einem Schwamm ab, und nachdem er eine weitere Flasche Schnaps zur Hälfte geleert hatte, war er wieder ansprechbar, auch wenn er sich hinterher nicht an das Gespräch erinnern sollte. Carli drängte ihn auf einen Stuhl in der Ecke, von dem er sich ohne Hilfe nicht mehr erheben konnte, und begann mit dem Verhör.
»Hör mir zu, Cherry, du besoffener, alter Nörgler, begleitest du Maq oder nicht?«
»I… ich bi…«
»Ein einfaches Ja oder Nein genügt, danke.«
»Ja.« Cherry hatte sich entschieden, die Angelegenheit schnell hinter sich zu bringen.
»Auch wenn das bedeutet, daß Tez und ich wieder auf der Straße stehen?« Ihr Tonfall war eisig.
»So ist das nicht, Carli. Das Holo-Theater ist sowieso am Ende. Ich mußte von Maq Geld leihen, um euch die Löhne zu zahlen. Und der größte Teil des Geräts wird morgen gepfändet. Das verfluchte Sen… Senso-Theater mit seinen Plastik-Huren hat uns ruiniert. Ich, Cherry…«
»Du, Cherry, bist ein seniler Verrückter! Was, zum Teufel, soll aus Tez und mir werden?«
Cherry umging die schwierige Aufgabe, beide Augen gleichzeitig scharf zu stellen, indem er sie abwechselnd öffnete. Er wirkte einer Eule zum Verwechseln ähnlich und bedachte sie mit einem finsteren Blick, weil er offenbar etwas vergessen hatte.
»Aber ihr kommt doch mit…«, sagte er schließlich.
»Tun wir das? Wie kommst du darauf, du dumme, alte Vogelscheuche?«
»Maq denkt das.« Cherry langte in eine versteckte Tasche und zog ein verschlissenes Kochbuch heraus. »Das soll ich dir geben«, murmelte er und schlief auf der Stelle ein, was ihm Carlis Tirade ersparte.
Kapitel 5
Nach vierundsechzig angsterfüllten Wochen stoppte endlich Niklas Boxas Shuttle. Die Tatsache, daß er seine Einzelhaft, ohne verrückt zu werden, überstanden hatte, war ein Beweis seiner mentalen Stabilität. Die reichen Schätze seiner Gedankenwelt hatten ihm viel Stoff zum Nachdenken gegeben, und der Zufall hatte es gewollt, daß er
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