Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
derjenigen Zivilisten, die als Experten für intelligentes nichtmenschliches Leben mitgereist waren.
Einige andere konnten nur von Geary und Desjani gesehen und gehört werden. Diesen wenigen – ehemalige Kriegsgefangene, die nun an Bord der Mistral und der Typhoon untergebracht waren – war es gestattet, Zeuge der Besprechung zu werden. Hätten die anderen hochrangigen und von sich eingenommenen ehemaligen Gefangenen davon gewusst, dann hätten sie alle darauf bestanden, ebenfalls teilnehmen zu dürfen, und sie wären überdies noch auf die Idee gekommen, darauf zu pochen, dass sie sich im Rahmen der Konferenz zu Wort melden durften. Das durfte auf keinen Fall geschehen.
Seit Geary das Kommando über die Flotte übernommen hatte, waren in diesem Raum für sein Empfinden schon zu viele Konferenzen abgehalten worden, die einen dramatischen Verlauf genommen hatten. Im Verlauf seiner hundert Jahre im Kälteschlaf waren die Flottenkonferenzen in politische Debatten verwandelt worden, bei denen die Flottenkommandanten um die Gunst ihrer Untergebenen buhlten, anstatt ihnen Befehle zu erteilen, die sie auszuführen hatten.
Als man Geary aus dem Kälteschlaf geholt hatte, stellte sich heraus, dass er bei Weitem der dienstälteste Captain der gesamten Allianz-Flotte war, hatte man ihn doch vor gut einem Jahrhundert in diesen Rang befördert. Ihm selbst war das zunächst egal gewesen, doch nach dem Tod von Admiral Bloch, der ihm vorübergehend das Kommando über die Flotte übertragen hatte, war Geary nicht nur per Befehl, sondern auch vom Dienstalter her derjenige, dem das Recht zustand, Blochs Nachfolge anzutreten. Eine ausreichende Anzahl der damaligen Commander der Flotte war dieser Argumentation gefolgt und hatte zugestimmt, dass Geary tatsächlich das Kommando über die Flotte übernehmen sollte. Dieser gesamte Prozess, bei dem er als Befehlshaber nicht nur die Meinung seiner Untergebenen anhören, sondern dafür sorgen sollte, dass seine Entscheidung eine Mehrheit fand, war ihm als skandalös verkehrt vorgekommen, doch da hatte er auch nicht gewusst, wie grundlegend ein Jahrhundert Krieg und Blutvergießen die Struktur der Flotte und den Charakter der Offiziere beschädigt hatten.
Er hatte sofort begonnen, zu den Verhältnissen zurückzukehren, wie er sie noch gekannt hatte, und auch wenn es ein langwieriger und allzu oft schmerzhafter Prozess gewesen war, ging es inzwischen doch deutlich gesitteter und professioneller zu. »Als Erstes«, begann er, »möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ich sehr schätze, mit welchem Geschick sich diese Flotte in unserer letzten Schlacht geschlagen hat. Gut gemacht.«
Es wäre für ihn deutlich schwieriger gewesen, diese Worte auszusprechen, wäre Captain Vente von der Invincible anwesend gewesen. Doch dessen Schiff war inzwischen nur noch ein sich rasch ausdehnender Ball aus Staub, da man die Antriebseinheit kontrolliert gesprengt hatte. Da Vente selbst nicht länger Befehlshaber über ein Schiff war, besaß er auch kein Recht, an dieser Besprechung teilzunehmen.
In diesem Augenblick saß Vente in einem Behelfsquartier an Bord der Tanuki und wusste nicht einmal, dass eine Konferenz einberufen worden war.
»Bedauerlicherweise sind auch einige Verluste zu beklagen«, fuhr Geary fort. »Mögen die Vorfahren die Toten mit allen Ehren empfangen, die ihnen zustehen.«
Captain Badaya saß mit finsterer Miene da und starrte auf die Tischplatte. »Wir werden die Invincible rächen. Und vielleicht hört die Allianz ja jetzt endlich auf, neue Schlachtkreuzer auf diesen unheilvollen Namen zu taufen.«
»Das ist wohl nicht zu befürchten«, meldete sich Captain Vitali von der Daring . »Mit dem Ende des Krieges hat man aufgehört, neue Schiffe zu bauen. Es befinden sich keine Schlachtkreuzer im Bau, denen man diesen Namen noch geben könnte.«
Geary schaute zu Captain Smythe, der weder eine Miene verzog noch irgendeine Geste machte, der aber dennoch zu vermitteln verstand, dass sie beide das Gleiche dachten. Wenn das stimmte, was Smythe und seine Leute herausgefunden hatten, dann wurden sehr wohl neue Kriegsschiffe gebaut. Diese Tatsache wurde lediglich vor Geary und jedem anderen Mitglied dieser Flotte geheimgehalten. Warum dem so war, das stellte für Geary nur eine von vielen Fragen dar, die er zu klären hatte. Im Augenblick war es aber besser, wenn er die Unterhaltung auf andere Themen lenkte. »Ich möchte vor allem das Agieren der Orion in dieser jüngsten Konfrontation
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