Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
weiß, du erwartest von Captain Duellos, dass er deine Nachfolge antritt. Aber er wird noch viel mehr Widerstand begegnen als du, und er wird scheitern.«
Jetzt wurde er auch allmählich wütend. »Willst du damit vielleicht sagen, ich sei nicht zu ersetzen? Niemand außer mir könne diese Flotte befehligen? Seit wir uns das erste Mal unterhalten haben, bekomme ich von dir zu hören, ich solle es bloß nicht wagen, so etwas jemals zu glauben! Und wenn doch, dann würde ich damit den Untergang dieser Flotte besiegeln und auch den Untergang der Allianz. Und ob du es mir glaubst oder nicht, Victoria Rione, aber ich höre dir zu und lasse mir deine Worte gründlich durch den Kopf gehen. Ich bin nicht Black Jack.«
»Doch, der bist du.« Rione kam näher und legte beide Hände an seinen Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. »Du bist Black Jack. Der bist du wirklich. Kein Mythos, sondern der einzige Mensch, der diese Flotte und die Allianz retten kann. Lange Zeit habe ich das nicht geglaubt. Ich habe nicht an diesen Mythos geglaubt. Vielleicht bist du ja auch gar nicht dieser Mythos, … aber die Legende gibt dir die Fähigkeit, andere zu inspirieren und zu führen. Diese Fähigkeit hast du nicht missbraucht. Und genauso wichtig ist, dass du das Wissen mitgebracht hast, wie man kämpft. Ein Wissen, das diese Flotte schon einige Male gerettet und den Syndiks schwere Verluste zugefügt hat. Und das kannst du wieder machen, weil so viele dich für Black Jack halten und weil du die Dinge vollbracht hast, die man nur von Black Jack erwarten konnte.«
»Ich kann nicht …«
»Du musst!« Sie wich wieder ein paar Schritt zurück. »Ich sage nicht die richtigen Dinge. Wir haben das Bett geteilt und kennen uns körperlich, während unsere Seelen voreinander verborgen geblieben sind. Du brauchst jemanden, an dessen Worte du glaubst, jemanden, der zu dir in der Form sprechen kann, die dir als Befehlshaber der Flotte vertraut ist.«
Der Zorn war verflogen, Müdigkeit machte sich wieder breit. »Worte werden nichts ändern, ganz egal, wer sie spricht.« Worte konnten nichts am Zustand der Flotte ändern, sie machten die Verluste nicht ungeschehen. Und sie änderten auch nichts an der Größe der Syndik-Streitmacht, von der sie nach Ixion verfolgt wurden.
»Das werden wir ja sehen.« Rione verließ sein Quartier, und lediglich die Automatik verhinderte, dass sie die Luke hinter sich zuschlug.
Irgendwann später wurde die Türglocke betätigt, was ihm verriet, dass es nicht Rione war, die sich an einer weiteren Motivationsrede versuchen wollte, denn sie hätte einfach hereinkommen können. »Ja, herein?«
»Captain Geary, Sir?« Captain Desjani stand in der Tür und sah ihn unsicher an.
Geary bemühte sich, gerade in seinem Sessel zu sitzen, und zog seine Uniform zurecht. »Entschuldigung, Captain Desjani.« Er sollte noch etwas sagen. »Was führt Sie zu mir?«
»Ich … Darf ich mich setzen, Sir?«
Darum hatte sie ihn noch nie gebeten, folglich war das kein routinemäßiger Besuch - aber darauf hätte er auch so kommen müssen. »Natürlich. Entspannen Sie sich.« Frag sie nach ihrem Schiff, du Idiot. »Was macht die Dauntless?«
Sie setzte sich, aber natürlich entspannte sie sich nicht. »Unsere Höllenspeer-Batterien arbeiten alle wieder. Im Munitionsdepot befindet sich nur noch eine Teilsalve Kartätschen, Phantome überhaupt keine mehr. Der Schaden an der Hülle wird bei der Ankunft im Ixion-System noch nicht vollständig behoben sein, aber wir werden alles so flicken, dass wir wieder kämpfen können.« Sie hielt inne. »Wir haben siebzehn Besatzungsmitglieder verloren, sechsundzwanzig sind so schwer verletzt, dass sie vorläufig ihren Dienst nicht verrichten können.«
Siebzehn Tote. Er fragte sich, wie viele er von ihnen wohl wiedererkannt hätte. Vermutlich die meisten. »Ich werde an der Totenfeier teilnehmen. Lassen Sie mich wissen, wann sie stattfindet.« Die Beerdigungen konnten erst nach der Ankunft bei Ixion vorgenommen werden. Niemals wurden irgendwelche sterblichen Überreste dem Sprungraum überantwortet.
»Selbstverständlich, Sir.« Desjani wandte den Blick für einen Moment ab, dann sprach sie hastig weiter: »Sir, Co-Präsidentin Rione hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen. Sie sagt, unsere Verluste bei Lakota hätten Sie schwer getroffen, und sie meint, ich sei womöglich in der Lage, mit Ihnen darüber zu reden.«
Na, großartig! Als ob es nötig war, dass Desjani ihn deprimiert erlebte! Warum
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