Die Verschwörung des Bösen
Gehilfe hatte starkes Fieber und konnte deshalb nicht zur Arbeit kommen.
Der Fleischer bat Iker zu sich, der gerade damit beschäftigt war, Tinte aufzulösen.
»Heute Abend ist der König allein, und ich kümmere mich um sein Abendessen«, erklärte er. »Wärest du bereit, länger zu arbeiten und meinen Gehilfen zu vertreten, der krank geworden ist?«
Mit Mühe unterdrückte Iker einen Ausruf der Begeisterung.
»Ja, schon, aber ich fürchte, dass ich das nicht kann.«
»Mach dir keine Sorgen, es ist ganz einfach! Ich trage den ersten Gang, du den zweiten.«
»Im Palast kennt mich aber niemand. Die Wachen werden mich nicht hineinlassen.«
»Mich kennen sie aber! Außerdem sind die
Sicherheitsvorkehrungen nicht mehr so streng. In meiner Begleitung kommst du ohne weiteres durch, glaub mir. Oder hast du etwa Angst vor dem König?«
»Nun, ich gebe zu…«
»Nur keine Aufregung! Ich klopfe an seine Tür. Wenn er mit seiner alles durchdringenden Stimme ›herein‹ gerufen hat, betreten wir gesenkten Hauptes sein Zimmer und stellen die Speisen auf einen niedrigen Tisch, rechts im Vorraum. Entweder ist der Pharao in seine Arbeit vertieft, dann gehen wir einfach sofort wieder; oder er fragt mich, ob in der Metzgerei alles in Ordnung ist. Da ihm auffallen wird, dass mich jemand anders begleitet, würde ich dich dann vorstellen. Ich kann deine Bedenken gut verstehen. Sogar im Sitzen wirkt der König wie ein Riese! Und wenn er dich ansieht, verschlägt es dir die Sprache. Auch wenn man ihn schon kennt, ist man immer wieder von ihm beeindruckt. Aber jetzt haben wir genug geschwatzt, ab an die Arbeit. Vermerke die Anzahl und die Güte der Fleischstücke, die für den Tempel bestimmt sind. Danach gönnen wir uns eine Stärkung, ich habe noch etwas von gestern da.«
Als der Metzgermeister gegangen war, verschüttete Iker die Tinte, weil seine Hände zitterten.
Verlor ihn jetzt, so nah vor dem Ziel, etwa der nötige Mut?
Der Libyer war nicht bei der Sache. Umso mehr als ihm die anderen Hafenarbeiter auf einmal die kalte Schulter zeigten. Zwei von ihnen, mit denen er gerade einen Getreidefrachter entlud, konnten sein Heimatland nicht leiden. Er wagte aber auch nicht, sie nach den Gründen für ihre Ablehnung zu fragen; ohne Widerspruch übernahm er Lasten, die viel schwerer waren als sonst, wobei er die ganze Zeit an seinen Bruder denken musste. Hoffentlich hatte er ihn überzeugen können, dass er da mitmachen musste? Mit dem komischen Kerl, der sie in der Hand hatte, war bestimmt nicht zu spaßen. Seine Forderungen konnte man unmöglich ablehnen. Der nächste Sack war so schwer, dass er beinahe unter seinem Gewicht zusammengebrochen wäre.
»He, Leute, den kann ich wirklich nicht allein tragen!«
»Als du das kleine Mädchen vergewaltigt hast, warst du doch auch allein, oder?«, fragte ihn einer der beiden Arbeiter und warf ihm einen hasserfüllten Blick zu.
»Was redest du denn da?«
»Wir wissen alles, du mieses Schwein.«
»Das ist ein Irrtum, ich habe niemandem was getan!«
»Wir wissen alles, gib dir keine Mühe. Dreckskerle wie du verdienen kein Verfahren, und die Strafe wird jetzt verhängt.«
Damit stieß der Hafenarbeiter den Libyer ins Wasser. Weil dieser nicht schwimmen konnte, schlug er wie wild um sich, aber vergebens. Als er um Hilfe rufen wollte, bekam er einen schweren Sack auf den Kopf und ging unter.
Gergu hatte das Schauspiel aus der Ferne beobachtet. Die Hafenarbeiter hatten ihm seine Vergewaltigungsgeschichte abgenommen und sich anständig dafür bezahlen lassen, das Ungeheuer so zu beseitigen, dass es nach einem Unfall aussah. Dabei hatten sie ganze Arbeit geleistet.
Gergu hinterließ keine Spuren, so wie es ihm Medes befohlen hatte.
Zu Beginn der Versammlung des Königlichen Rats teilte Sehotep Medes verschiedene Einzelheiten mit, die es ihm erlaubten, neue Bestimmungen zu verfassen. Diese sollten die Lage der Handwerker verbessern und starre
Verwaltungsvorschriften abschaffen, die den Handel zwischen den einzelnen Provinzen behinderten.
»Sesostris wünscht, dass diese neuen Vorgaben so schnell wie möglich verbreitet werden«, ergänzte Sehotep. »Mit anderen Worten, die Sache ist mehr als eilig.«
»Noch heute Abend werde ich dem Pharao entsprechende Vorschläge machen.«
»Nein, nicht heute Abend. Sesostris speist heute allein, um mehrere Erlasse fertig zu stellen. Aber morgen früh, gleich nach dem Morgenritual, wäre ein sehr günstiger Zeitpunkt. Gib dich also nicht nur mit
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