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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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gebotenen Kürze. Theophils Gesicht wirkte daraufhin bekümmert. Er wackelte mit dem Kopf. »Ob die Kabbala etwas für einen Tempelritter ist, der sich seiner Feinde erwehren will, das weiß ich wirklich nicht. Ein solcher Wunsch ist noch nie an mich herangetragen worden. Aber ich werde mir Mühe geben, dir alles zu erklären. Das bin ich dir nach den Vorfällen in Speyer schuldig. Nur – das braucht Zeit! Du darfst nicht ungeduldig werden! Und auf keinen Fall darfst du die Schritte abbrechen. Wenn du anfängst, musst du bis ans Ende gehen – alles andere wäre verhängnisvoll.«
    »Ich habe alle Zeit der Welt. Denn siehe, Theophil, in Frankreich will man mich nicht haben. Ich bin beinahe wie Ahasver, der verlorene Jude, der um die Welt irrt. Ich habe im Moment keine Heimat.«
    »Das ist schlecht. Übrigens gibt es noch einen anderen Christen an dieser Schule, der die Geheimnisse des jüdischen Glaubens lernen will. Er heißt Ferrand de Tours – kennst du ihn?«
    »Das ist ein Zufall – nein, ich kenne ihn nicht.«
    »Er ist vor einigen Tagen angekommen. Ein Templer scheint er nicht zu sein, aber treu im Glauben. Obwohl…«
    »Was denn?«
    »Ich traue ihm nicht.«
    »Hat er etwas getan?«
    »Es ist eher der Blick seiner Augen. Aber urteile selbst. Da ihr beide neue Schüler seid, werdet ihr Gelegenheit genug haben, euch kennen zu lernen.«
    »Wo finde ich ihn?«
    »Er wohnt im Haus der Studenten. Ich bringe dich hin. Du kannst auch dort wohnen, wenn du willst.«
    »Ich bleibe lieber in einem Gasthof in der Nähe.«
    »Wie du willst.«
    Als Henri dem französischen Christen gegenüberstand, verstand er sofort, was Theophil gemeint hatte. Ferrand de Tours konnte keinem Blick standhalten, seine Augen waren in ständiger Bewegung, und er wirkte unstet. Henri schüttelte dem etwa gleich alten blonden Franzosen, der ein auffälliges Gewand aus teurem grauen Tuch trug, die Hand und fragte unbefangen:
    »Was hofft Ihr hier zu lernen, Ferrand?«
    »Eine allzu direkte Frage! Hier haben die Wände Ohren, ich hüte gern meine privaten Motive.«
    »Nun – habt Ihr etwas zu verbergen?«
    »Auch dies ist keine Frage für die Begrüßung, ich zöge es vor, Ihr könntet diesbezüglich etwas dezenter sein.«
    Theophil zog sich mit einem Stirnrunzeln zurück. »Ich erwarte dich morgen früh um acht Uhr zur ersten Stunde, Henri! Und dich am Nachmittag zur Talmud-Lesung, Ferrand. Und verpulvert eure Streitlust nicht schon vorher!«
    Henri blieb unschlüssig mit Ferrand zurück. Er blickte den Franzosen an.
    »Was seid Ihr?«, fragte Ferrand plötzlich. »Ein wirklicher Scholar? Oder habt Ihr andere Motive?«
    »Auch Ihr fragt unverblümt, Ferrand!«
    »Mich interessieren die Mysterien, mein Freund. Und Euch? Seid Ihr auch versessen darauf, in die Geheimnisse dieser Juden eingeweiht zu werden, wie? In das Labyrinth der Dämonen, in die Herrschaft dieser… dieser Hexenretorte von Begriffen? In die Masse der Prophezeiungen, aus denen die Juden schöpfen? Ich will alles wissen!«
    »Verzeiht, was Ihr sagt, klingt unfreundlich. Meine Erwartungen sind erheblich… freundschaftlicher.«
    »Wenn ich eines gelernt habe, dann dies, mein Freund – die Juden sind unser Untergang. Und warum? Die Juden können das in alle Ewigkeit gültige Opfer Christi, dass jeder dank der Taufe der Gnade teilhaftig werde, nicht begreifen. Sie distanzieren sich ständig durch ihr Gefühl von uns Christenmenschen. Ständig erhoffen sie einen Wunderbaren, einen Vater ihrer Zukunft. Sie faseln herum…«
    »Ich verstehe immer weniger, warum Ihr hier, an der Schule der Juden, seid!«
    »Man muss doch seine Feinde – ich meine, seine andersgläubigen Mitmenschen – kennen, nicht wahr?«
    »Ihr sprecht plötzlich ungeniert. Vorhin schien es mir so…«
    »Vor diesen langen Ohren? Nein, nur vor einem Christenmenschen kann man die Wahrheit sagen.«
    »Aber warum seid Ihr hier? Das ist doch ein Widerspruch!«
    »Mystik, Mystik, Mystik! Wegen ihrer kalten, abstrakten Mystik, ich sagte es schon! Ich will in ihre Gedanken schlüpfen und alles verstehen, denn nur so kann man sie widerlegen.«
    Henri wollte sich nicht gleich in einen Streit mit dem fremden Christen verstricken, aber er fühlte sich genötigt zu sagen: »Wir sollten nicht den feindseligen Weg gehen, sondern den Herzensweg.«
    Verdutzt erwiderte Ferrand: »Was meint Ihr damit, Henri?«
    »Nun, Spiritualität ist ein wichtiger Bestandteil unseres Glaubens, aber sie darf nicht die anderen christlichen Werte

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