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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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zurück. »In Frankreich hat man sie schmählich vertrieben.«
    »Schmählich vertrieben? Ihr wisst nicht, was Ihr sagt, Henri! Ich schreibe diese Annahme Eurer Unwissenheit zu. Sie haben Christenmenschen verspottet, Brunnen vergiftet, Kinder geschändet und ermordet! Sie sind an allen Seuchen schuld, denn sie verkehren mit Tieren!«
    »Ferrand! Das glaubt Ihr selbst nicht!«
    »Lest die ins Kastilische übersetzte Hebräergeißel des Josua de Lorca! Er weist den Juden ihre Perfidie nach und fordert sie auf, die Wand, die sie von uns trennt, zu durchstoßen, um endlich Menschen zu werden. Er hat bereits fünftausend Juden zur Taufe veranlasst!«
    »Ich komme allmählich zu dem Schluss, dass Ihr ein Judenhasser seid, Ferrand.«
    »Hört einmal! Obwohl ihre Rabbanen vor Propheten warnen – das gebe ich zu –, trotzdem ihr Talmud keine Extragnade kennt und jeden, der Gott gesprochen haben will, zum Betrüger erklärt, verfallen sie den banalsten Wundermännern. Sie sind wie Kinder oder Schwachsinnige. Der Judaskuss ist ihre höchste kulturelle Leistung!«
    »Ferrand, Ihr solltet wissen, dass auch wir Christen nicht unfehlbar sind.«
    »Vielleicht. Aber die Juden? Pah! Dass der Schöpfer des Himmels und der Erden in einer Jüdin Leib zu Fleisch wurde, als Säugling zur Welt kam, heranwuchs, um seinen Feinden überliefert und zum Tod verurteilt zu werden, nur damit er schließlich aufersteht und wieder in seinen göttlichen Zustand zurückkehrt, das alles sind für die kindliche Vernunft der Juden unvorstellbare Dinge! Und für uns Christenmenschen ist es die Offenbarung!«
    Henri war es leid, den Franzosen zu besänftigen. Er dachte aber, dass die Juden in ihm einen erbitterten Feind haben mussten. Und plötzlich spürte er eine innere Unruhe, die ihm sagte, dass von diesem Mann eine Gefahr ausging. Gleichzeitig schalt sich Henri einen Narren. Sicher übertrieb er. Ferrand wirkte so jungenhaft, und er schien sogar Humor zu besitzen. Denn plötzlich sagte er:
    »Aber ich bin auch nicht der Weisheit letzter Schluss! Ich muss noch viel lernen. Und deshalb bin ich hier.«
    Als sie aus der Kirche traten, merkten sie, dass es ein besonders heißer und drückender Tag werden würde. Im Schulhof trennten sich die Männer im Bewusstsein, dass sie sich bald wieder begegneten.
    Henri de Roslin begab sich sofort zu Theophil von Speyer. Es tat ihm körperlich wohl, die Gegenwart Ferrands abzuschütteln, der eine feindselige Stimmung verbreitete. Henri kannte solch anklagendes Pathos aus der Zeit der Kreuzzüge. Noch einmal fragte sich Henri, warum der Franzose ausgerechnet an dieser jüdischen Jeschiva war. Auch Theophil konnte ihm diese Frage nicht beantworten, nahm Ferrand aber in Schutz.
    »Er fühlt sich unsicher in Toledo. Hier leben die Kulturen noch, anders als im übrigen Iberien, miteinander.
    Noch! Ferrand weiß nicht genau, was er davon halten und wie er sich orientieren soll.«
    »Aber warum lässt du ihn hier studieren? Er ist nicht wirklich am Judentum interessiert, das weiß ich mittlerweile.«
    »Auch mich lässt man hier lehren«, erwiderte Theophil, »obwohl ich, wie du weißt, aus Deutschland bin.«
    »Aber Ferrand beschreibt die Kabbala als dämonischen Unsinn!«
    Theophil winkte ab. Er führte Henri vor dem Unterricht in der Schule herum, zeigte ihm Hörsäle, die Bibliotheken und ein großes Bad für den Lehrkörper. »Ihr seid die einzigen nichtspanischen und die einzigen nichtjüdischen Studenten hier. Es gibt dreihundert Schüler aller Altersklassen und dreißig Dozenten. Die Ausbildungszeit ist lang, die meisten schaffen den Abschluss nicht. Aber sie bekommen immer wieder ihre Möglichkeiten, wir kennen keinen Ausschluss von Studenten.«
    »Rabbi, verzeih mir, meine Interessen sind sehr beschränkt. Sie liegen auf…«
    »Ich habe verstanden. Lass uns in den Unterrichtsraum zurückkehren und beginnen.«
    Henri war so gespannt auf das, was ihn erwartete, dass er Hitze in sich aufsteigen spürte. Er wusste, die Kabbala hielt viele Überraschungen bereit. Aber er war nicht auf das vorbereitet, was ihm in den nächsten Tagen widerfuhr.
    Sein Lehrer Theophil begann vorsichtig und ganz allgemein.
    »Die Kabbala gehört uns Juden. Sie behandelt die ersten fünf Bücher Moses. Aber auch alle anderen Gelehrten des Abendlands lehnen sich an die Kabbala an.«
    »Auch die Alchemisten sind Kabbalisten. Und ich sehe sie mit Misstrauen«, sagte Henri.
    »Aber hat nicht ein Alchemist mit seinen Formeln ein Gift

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