Die vier Ziele des Lebens

Ihre Arbeit (oder das, was Sie gern tun würden) unter dem Gesichtspunkt Ihrer Interessen, Fähigkeiten und Wertvorstellungen zu betrachten und sich überhaupt Ihre Beziehung zu Beruf und Berufung klarzumachen.

Beruf und Berufung, eine Begriffsklärung
    Wenn Menschen sich nach Sinn und Zweck ihres Lebens fragen, zielt diese Frage meist auf ihren Beruf oder ihre Berufung. Sehen wir uns also an, was diese Begriffe eigentlich bedeuten.
    Unter Beruf verstehen wir eine Tätigkeit, die Sie dauerhaft verrichten. Sie tauschen Ihre Zeit, Ihren Aufwand, Ihre Kenntnisse, Ihre Fähigkeiten und Ihren Sachverstand gegen ein Gehalt oder Einkünfte und Vergünstigungen anderer Art. Wir gebrauchen in diesem Zusammenhang Wörter wie Anstellung, Arbeit, Lebensunterhalt, Beschäftigung, Broterwerb, Gewerbe, Beruf oder einfach Job. Es gibt sicherlich verschiedene Gründe, zur Arbeit zu gehen, aber wenn Sie nicht ohnehin wohlhabend sind, wird wohl das Einkommen der Hauptgrund sein.
    Berufung hat etwas mit Ihren persönlichen Interessen, Impulsen und Neigungen zu tun, mit etwas, das Sie anzieht, mit Leidenschaft, Drang und Engagement – und das ist meistens (aber nicht unbedingt) etwas von höherer
Art. Es ist nicht einfach etwas, das Sie gern tun möchten, sondern Sie müssen es geradezu tun, es fesselt Sie, es berührt Sie, es besetzt Sie, und vielleicht können Sie nicht einmal erklären weshalb. Ihre Berufung kann etwas sein, was auch Geld einbringt, aber es ist nicht immer so.
    Berufung kann etwas Künstlerisches oder Handwerkliches sein, irgendeine kreative Betätigung. Vielleicht schreiben Sie oder malen oder spielen ein Instrument. Oder Sie stellen sich irgendwo als freiwilliger Helfer zur Verfügung und geben möglicherweise Unterricht oder beschäftigen sich mit Kindern und alten Menschen oder verrichten irgendeinen karitativen Dienst. Manche möchten in ihrer Gemeinde oder der Welt etwas ausrichten und fühlen sich zu religiösen Diensten berufen, andere engagieren sich auf politischem oder militärischem Gebiet oder setzen sich für Umweltschutz und andere wichtige Anliegen ein. Und schließlich kann Elternschaft, die Versorgung von Heim und Kindern, eine ebenso hohe wie grundlegende Berufung sein.
    Echte Berufung ist häufig damit verbunden, dass man anderen Dienste erweist, weshalb wir persönliche Liebhabereien wie Golf, Kegeln, Jagen, Angeln, Nähen, Stricken, Lesen oder den Bau von Modellschiffen eher den Hobbys oder Nebenbeschäftigungen zurechnen. Aber wenn wir diese Tätigkeit dann unterrichten und etwas an andere weitergeben, kann sie zur Berufung und sogar zum Beruf
werden, ein beruflicher Weg des Lernens und der Entwicklung, der uns gänzlich in Anspruch nimmt.
    Die Begeisterung für Zauberkunststücke kann bei einem Kind mit der ersten zaghaften Liebe oder irgendeiner neuen Begeisterung verblassen, während aus einem anderen vielleicht ein professioneller Zauberkünstler wird. Sogar die Faszination für Videospiele kann bei manchen jungen Leuten mit der Zeit nachlassen, aber manche entwickeln sich auch zu begabten Entwicklern solcher Spiele. Ähnlich interessieren sich viele für Yoga, Kampfkünste und andere Fitnesspraktiken, aber für viele Lehrer auf diesen Gebieten ist die anfängliche Faszination schließlich Berufung und Beruf eines ganzen Lebens geworden.
    Der Hauptunterschied zwischen Beruf und Berufung liegt darin, dass wir einem Beruf vor allem wegen des Einkommens und einer Berufung überwiegend wegen der in ihr liegenden Befriedigung nachgehen. Sollten Sie allerdings Ihren Beruf so sehr lieben, dass Sie ihn auch unentgeltlich ausüben würden (sofern Sie sich das leisten könnten), dann dürfte es sich gleichzeitig um Ihre Berufung handeln. Und wenn eine Berufung anfängt, Einkommen abzuwerfen, ist sie außerdem zu Ihrem Beruf geworden.
    Weshalb ist dieser Unterschied wichtig? Weil viele einer Berufung treu bleiben, aber finanziell nie so recht auf einen grünen Zweig kommen, da sie die Notwendigkeit einer für ein regelmäßiges Einkommen sorgenden Arbeit nicht sehen oder nicht sehen wollen und stattdessen
darauf beharren, dass sie frei sein müssen, ihrem Herzen zu folgen und ihrer Kunst zu dienen. Andere sind so ausschließlich darauf aus, Karriere zu machen, dass sie ihre wahre Berufung preisgeben, die ihrem Leben vielleicht noch mehr Freude und Sinn geben würde.
    Für manche von uns verschmelzen Beruf und Berufung, für andere bleiben sie zweierlei und daher getrennt. Das eine muss nicht