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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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und noch seltener gemischtgeschlechtliche Zwillinge. Wenn wir also Kinder haben, dann treffen wir uns hier im Kindteil des Rades, tauschen sie untereinander aus und machen aus ihnen exogame Paare, die wir als Geschwisterkinder großziehen. Die Menschen sehen für die Naths mehr oder minder gleich aus; daher haben sie es noch nicht begriffen. Wenn sie wollten, können sie eine einzelne Familie schon herausfinden, so wie sie es mit uns beiden herausbekommen könnten, aber wenn wir zu vielen sind, kümmern sie sich nicht darum. So wachsen unsere Kinder auf und reproduzieren sich, ohne dem menschlichen Genfundus Schaden zuzufügen. Dann, mit dem Segen der Naths, trennen sie sich und suchen sich die Partner ihrer Wahl.“
    Bruder Paul schüttelte den Kopf. „Ich erkenne die Notwendigkeit an, aber die Mittel entsetzen mich sehr!“
    „Und nun paaren wir uns besser“, entgegnete sie. „Sie werden mißtrauisch, wenn wir noch länger warten oder gehen, ohne es getan zu haben. Wenn sie beschließen, eine allgemeine Untersuchung anzustellen, könnten sie die Wahrheit herausfinden.“
    „Aber flüchtiger Sex?“
    „Flüchtig, zur Hölle! Das hier ist ernsthaft!“
    „Ob politisch oder ökonomisch motiviert … es ist gegen meine Religion!“ protestierte er.
    „Du hast aber nicht das Recht, mit deinen irrelevanten Standards von der Erde hierherzukommen und unsere Kolonie in Gefahr zu bringen!“ ermahnte sie ihn.
    Schockiert merkte Bruder Paul, daß sie recht hatte. Diese Pseudoreligion einer Hyadeskolonie in der Zukunft hatte ein Recht auf ihre eigenen Bedingungen, so fremdartig sie auch sein mochten. Er konnte es nicht akzeptieren, aber auch nicht verdammen.
    Aber wenn er diese Art von Religion nicht aus seinen Gedanken verbannen konnte, wie konnte er überhaupt eine Religion eliminieren?
    Wer war der Gott von Tarot? Er brauchte direktere Methoden, das herauszufinden.
    Aber erst einmal mußte er mit der gegenwärtigen Situation fertig werden. Diese Animationen standen bis zu einem gewissen Ausmaß unter seiner Kontrolle, trotz des permanenten Drucks der Präzession. Vermutlich konnte er sie nach seinen Wünschen fortwischen. Aber wenn er das tat und das Spiel verließ, wenn er es leid war – welchen Wert würde dann eine durch die Animationen erhaltene Antwort letzt endlich haben? Er vermutete, er mußte alles bis zum Ende durchstehen und die Regeln sich entwickeln lassen, um ein relevantes Ergebnis zu erhalten. Was bedeutete, er mußte dieses Dilemma vor dem Gehen lösen. Wie konnte er sowohl seine Integrität als auch das Wohlergehen der Hyadeskolonie schützen?
    Ah! Er hatte es. „Ruby, du solltest mit deinem Brudermann schlafen und nicht mit mir. Du bist nicht sehr scharf auf ihn, stimmt’s?“
    Sie runzelte die hübsche Stirn und wollte keine direkte Antwort geben. „Er ist nicht hier, und die Naths …“
    „Er ist hier. Ich bin derjenige, der nicht da ist. Es gibt kein Eisschiff von der Erde. Ich bin ein Geist.“
    Sie lachte. „Ach, komm schon! Das steht aber nicht in der Rolle!“
    „Doch!“
    „Gut. Ich spiele weiter. Ich bin immer schon neugierig darauf gewesen, mit einem Geist zu schlafen.“
    „In wenigen Augenblicken werde ich meine wahre Gestalt annehmen: die deines geliebten Brudermannes, der, wie sich herausstellen wird, die ganze Zeit über bei dir gewesen ist. Bist du bereit?“
    „Aber das …“
    „Jetzt.“ Bruder Paul strengte sich an und hoffte, die Präzession würde sich nicht vereiteln – und verschwand aus dem Bild.
    Als die Szene sich auflöste, fragte er sich nur: Wer spielt nun die Rolle ihres Brudermannes?



 
IV Zeit Trumpf 12
     
    Die Sphinx, die in einiger Entfernung vom Fuß der Großen Pyramide kauert, ist aus dem Granitplateau selber gehauen; zwischen dem Felsboden und ihrem Fuß gibt es keine Unterbrechung. Die Höhe, etwa 25 Meter, vermittelt einem eine Vorstellung von der ungeheuren Arbeitskraft, die man angewendet haben muß, um sie von unerwünschten Steinen zu befreien und den Boden gleichmäßig zu behauen. Die Gesamtlänge beträgt 50 Meter, die Höhe vom Kinn bis zum Kopf 8 Meter, der Kopf umfang an den Schläfen 36 Meter, wobei das Gesicht 2,60 Meter breit und der Kopf 10 Meter lang ist. Die Granitschichten, aus denen sie herausgehauen wurde, unterteilen das Gesicht in horizontale Streifen; der Mund ist teilweise durch den Zwischenraum zwischen zwei Steinschichten gebildet. Man hat ein mehrere Meter tiefes Loch in den Kopf gebohrt, welches man wahrscheinlich

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