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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Weg!
    Vorsichtig balancierte er darauf zu und schwang sich in den Spalt. Die Stufen waren schlüpfrig, aber fest. Sie führten tiefer in die Mauer hinein. Aus dem Spalt wurde ein neuer Tunnel, zuweilen so schmal, daß er seitlich weitergehen mußte, aber er führte bestimmt irgendwohin. Der Gang wand sich spiralenförmig. Als er mit dem Zählen bei Dreißig angelangt war, endeten die Stufen auf einer kleinen Plattform, und der Weg wurde durch ein bronzenes Gitter versperrt.
    War das ein Dienstboteneingang für die Thesmotheten, auf den er hier zufällig gestoßen war? Wenn dem so war, dann bedeutete auch dieser Weg für ihn eine Einbahnstraße, denn das Gitter war versperrt und unbewacht. Es schien jedoch nicht nach draußen zu führen. Auf der zweiundzwanzigsten Stufe der Leiter von unten, was genau der Zahl der Großen Arkanen des Tarotspiels entsprach, erschien der Weg nur, wenn der Bewerber von seiner vergeblichen Suche vom Abgrund zurückkehrte. Sicher kein Zufall! Aber wie war nun die Bedeutung der dreißig alternativen Stufen hier? Diese Gänge schienen durchgehend in Einheiten von dreißig oder hundert eingeteilt zu sein, und das ähnelte keinem ihm bekannten Tarotspiel. Es gab hier also eine numerische Konstante, die er noch nicht ergründet hatte.
    Bruder Paul spähte durch das Gitter. Vor ihm erstreckte sich eine lange Galerie, zu beiden Seiten von Sphinxstatuen gesäumt. Auf jeder Seite waren es genau fünfzehn Stück. Dreißig insgesamt. Zwischen den Skulpturen waren die Wände mit rätselhaften Fresken bemalt. Aus diesem Blickwinkel konnte er sie nicht genau erkennen, aber sie strahlten eine unheilvolle Vertrautheit aus. Fünfzehn Lampen, die in Dreiarmen ruhten, standen in einer Reihe in der Mitte der Halle, und eine jede Lampe war geformt wie eine Sphinx.
    Langsam schritt ein Magus die Halle hinab auf ihn zu. Nein – es war der weibliche Thesmothet, Amaranth, wie eine Priesterin gewandet. Ihr Gesicht war verschleiert, und das Gewand bedeckte den Körper vollständig, doch er erkannte ihren pro Vokativen Gang, wie sie die Hüften und die Brust unauffällig, aber typisch weiblich vorschob.
    „Sohn der Erde“, sagte sie lächelnd. „Du bist der Grube entkommen, weil du den Pfad der Weisheit gefunden hast. Nur wenige Anwärter auf die Weisheit haben diesen Test bestanden – die meisten sind verschwunden.“ Das erklärte auch, was jenen passierte, die sich dem Abgrund anvertrauten.
    „Du stehst unter dem Schutz der Göttin Isis“, fuhr sie fort. Bruder Paul erinnerte sich an die ägyptische Isis, die die Göttin der Liebe sein sollte. „Sie wird dich sicher ins Heiligtum führen, wo die Tugend gekrönt werden soll.“ Tugend unter dem Schutz der Liebesgöttin? Als würde man den Bock zum Gärtner machen! „Ich muß dich noch vor weiteren Gefahren warnen, aber ich werde dir auch helfen, indem ich dir diese heiligen Symbole erkläre, welche dir den Verstand mit unverletzlicher Kraft umhüllen.“ Keine Frage: Amaranth war nun Isis. Diese Rolle paßte zu ihr!
    Isis öffnete das Gitter mit einem weiteren verborgenen Mechanismus. Sie nahm Bruder Paul bei der Hand und führte ihn den Gang entlang. Sie bewegte sich nur langsam, fast zögernd, aber selbst dieses Tempo war für ihn zu rasch, um alle Porträts an den Wänden erkennen zu können. Alle Weisheit der Alten lag hier ausgebreitet – und er mußte daran vorbeischießen wie ein ignoranter Tourist!
    Aber vielleicht war genau das der Punkt. Er sah sich alles nur an, wollte nichts kaufen. Wenn er unendlich lange hierbleiben wollte, wenn er all ihre Tests bestand, dann konnte er bei jedem Symbol so lange verweilen, wie er nur wollte. Jahre, falls dies notwendig sein sollte.
    „Zuerst betrachten wir den Aspekt der Natur“, murmelte Isis. „Hier ist das Krokodil.“ Sie machte eine Handbewegung auf das nächste Bild kurz vor der ersten Sphinx zu. Es zeigte einen ägyptischen Bauern, der an einem Fluß entlangging und zwei Beutel auf der Schulter trug, während ein Krokodil ihn im Wasser verfolgte. „Es symbolisiert die Dummheit.“
    Arkan Null des Tarot! Tarot war also doch die Wurzel all dessen hier! Nun besaß er einen ausgezeichneten Bezugsrahmen, und dies erleichterte das Verständnis ungeheuer.
    „Der Magus“, sagte sie und deutete auf die Gestalt am anderen Ende der Halle, „der die Fähigkeit darstellt.“ Es war ein ägyptischer Magier, abgesehen von der Kleidung einem Europäer aber sehr ähnlich.
    „Verschleierte Isis“, sagte sie

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