Die volle Wahrheit
Anschließend trafen die Trolle ein, und sie kamen etwas besser zurecht, weil die Leute nicht so viele Steine nach Geschöpfen werfen, die mehr als zwei Meter groß sind und Felsen zurückwerfen können. Dann stiegen die Zombies aus ihren Särgen. Ein oder zwei Werwölfe krochen unter der Tür durch. Trotz eines schwierigen Anfangs fanden die Gnome schnell einen Platz, denn sie waren zäh, und wenn man sie verärgerte, reagierten sie noch unangenehmer als Trolle – ein Troll kann einem wenigstens nicht am Hosenbein emporlaufen.
Es blieben kaum andere Spezies übrig.
Die Vampire schafften es nie. Sie waren nicht gesellig, nicht einmal unter sich. Sie dachten nicht als ein Volk. Sie wirkten auf unangenehme
* Was ihnen auch nicht schwer fiel, wie unfreundliche Leute bemerkten.
Weise seltsam, und natürlich hatten sie keine eigenen Lebensmittelläden.
Einigen intelligenteren von ihnen dämmerte inzwischen, dass sie von anderen Leuten nur dann als Vampire akzeptiert wurden, wenn sie aufhörten, Vampire zu sein. Das war ein hoher Preis für gesellschaftliche Akzeptanz. Aber es gab einen noch höheren, und bei diesem schlug man Vampiren den Kopf ab und streute ihre Asche in den Fluss. Ein Leben auf der Grundlage von Steak tartare war gar nicht so übel, verglichen mit dem Tod durch einen Pflock au naturel . *
»Äh, ich glaube, wir würden gern sehen, wen wir einstellen«, sagte William laut.
Otto trat langsam und nervös hinter dem Ikonographen hervor. Er war dünn, blass und trug eine dunkle Brille mit kleinen ovalen Gläsern. Das kleine schwarze Band hielt er noch immer so, als sei es ein Talisman, was vermutlich auch stimmte.
»Du brauchst keine Angst zu haben, wir beißen dich nicht«, sagte Sacharissa.
»Und eine Hand wäscht die andere, nicht wahr?«, meinte Gutenhügel.
»Das war geschmacklos, Herr Gutenhügel«, sagte Sacharissa. »Na und!« Der Zwerg wandte sich wieder dem Stein zu. »Die Leute sollen ruhig wissen, welchen Standpunkt ich vertrete.«
»Ihrr werrdet es nicht berreuen«, sagte Otto. »Ich habe überrhaupt nichts mehrr mit dem B-Worrt zu tun, das verrsicherre ich euch. Wovon soll ich Bilderr aufnehmen?«
»Von Nachrichten«, antwortete William.
»Was sind Nachrrichten?«
»Nachrichten sind…« William überlegte kurz. »Nachrichten sind das,
was wir in der Zeitung bringen…«
»Was haltet ihr hiervon, eh?«, ertönte eine fröhliche Stimme.
* Wer rohes Steak aus einem Schlachthaus von Ankh-Morpork verspeiste, begann damit ein von Gefahren und Aufregung geprägtes Leben, das selbst die abenteuerlichste Seele zufrieden stellte.
William drehte sich um. Ein schrecklich vertrautes Gesicht sah ihn über einen Karton hinweg an.
»Hallo, Herr Wintler«, sagte er. »Äh, Sacharissa, vielleicht solltest du jetzt besser gehen und…«
Er war nicht schnell genug. Herr Wintler gehörte zu den besonderen Leuten, die ein Quietschkissen für lustig halten, und allein von einem frostigen Empfang ließ er sich nicht entmutigen. »Heute Morgen habe ich in meinem Garten gegraben und dabei diese Pastinake gefunden, und ich dachte: Der junge Mann von der Zeitung lacht sich dumm und dösig, wenn er das sieht. Meine Frau konnte nicht ernst bleiben, und…«
Zu Williams Entsetzen griff der Mann bereits in den Karton. »Herr Wintler, ich glaube, du solltest besser…«
Im Karton kratzte etwas, als die Hand nach oben kam. »Ich wette, die junge Frau hier lacht gern, eh?«
William schloss die Augen.
Er hörte, wie Sacharissa nach Luft schnappte. Dann sagte sie: »Meine Güte, das ist geradezu verblüffend lebensecht!«
William öffnete die Augen. »Oh, es ist eine Nase «, sagte er. »Eine Pastinake mit einem knubbeligen Gesicht und einer großen Nase !«
»Soll ich ein Bild davon anferrtigen?«, fragte Otto.
»Ja!«, erwiderte William voller Erleichterung. »Nimm ein Bild von Herrn Wintler und seiner wundervollen Nasen-Pastinake auf, Otto! Dein erster Auftrag! Ja, nur zu!«
Herr Wintler strahlte. »Soll ich schnell die Karotte holen?« »Nein!«, sagten William und Gutenhügel wie aus einem Mund. »Möchtet ihrr das Bild jetzt soforrt?«, fragte Otto.
»Und ob!«, entgegnete William. »Je schneller wir unseren Herrn Wint
ler nach Hause schicken können, desto eher bekommt er Gelegenheit, noch ein lustig geformtes Stück Gemüse zu finden. Was steht uns als Nächstes bevor? Eine Bohne mit Ohren? Eine Rübe in der Form einer Kartoffel? Vielleicht ein Rosenkohl mit einer großen haarigen
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