Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
stattdessen nieste er. Ein kleiner Blitz traf Charlies Kette.
»Vielleicht könnten wir bis auf fünfzehntausend gehen«, sagte Herr Nadel. »Aber das zusätzliche Geld kommt aus unserem Anteil.«
»Ja, gut…«, erwiderte Charlie. Er wahrte einen möglichst großen Abstand zu Herrn Tulpe, denn sein trockenes Haar hatte sich aufgerichtet.
»Aber dafür erwarten wir, dass du dich mehr anstrengst«, meinte Herr Nadel. »Und zwar ab sofort. Du brauchst nur zu sagen… Was sollst du sagen?«
»›Du bist deines Postens enthoben, guter Mann. Geh fort‹«, proklamierte Charlie.
»Aber nicht auf diese Weise, Charlie«, betonte Herr Nadel. »Du erteilst einen Befehl. Du bist der Boss. Und du musst einen hochmütigen Blick auf ihn richten. Wie soll ich es dir erklären? Nun, du bist ein Ladenbesitzer. Angenommen, jemand möchte bei dir anschreiben lassen…«
    Es war sechs Uhr morgens. Kalter Nebel hielt die Stadt im Griff.
    Durch die grauen Schwaden kamen sie, betraten die Druckerei hinter dem Eimer und verschwanden wieder im Nebel, auf unterschiedlichen Beinen, mit Krücken und Rädern.
    »Morpikarieh-tis!«
    Lord Vetinari hörte den Ruf und schickte den Bediensteten der Nachtschicht zum Tor.
    Er bemerkte den Namen. Er nahm das Motto mit einem Lächeln zur Kenntnis.
    Er las die Worte:
    ES IST DER KÄLTESTE WINTER SEIT MENSCHENGEDENKEN. UND DAS IST AMTLICH.
    Dr. Fettel Befindmichgut (132) von der Unfichtbaren Universität sagte gegenüber der Times: »Es ist so kalt, wie ich mich zurückerinnern kann. Meine Güte, heute sind die Winter nicht mehr das, was sie in meiner Jugend ^waren.«
    An hohen Dachrinnen hat man ellenbogenlange Eiszapfen gesehen, und viele Brunnen sind zugefroren.
    Dr. Befindmichgut (132) meint, dieser Winter sei noch schlimmer als der von 1902, als Wölfe in die Statt kamen. Er fügte hinzu: »Und wir waren froh darüber, denn schon seit zwei Wochen hatten wir kein frisches Fleisch mehr.«
    …
Herr Josia Wintler (45), Streitaxtstraße 12b, hat %eine lustig geformte Karotte, die er Neugierigen gegen ein kleines Entgelt zeigt. Sie ist sehr drollig.
    …
Herr Klärens Harri (39) möchte der Öffentlichkeit mitteilen, dass er seine wertvolle Uhr verloren hat, vermutlich unweit der Tollen Schwestern. Belohnung für den Finder. Bitte im Büro der Times melden.
    …
Diese Zeitung suchd einen Ikonographen miet eigener Ausrüstung. Anfragen im Büro der Times, bei der Taverne › Eimer ‹.
    …
    Ein Bösewichd stahl gestern Nachmittag beim Juwelier H. Klunker und Sohn, Nichtsostraße, Silber im Wert von mehr als 200 $. Herr Klunker (32), der mit einem Messer bedroht wurde, sagte der Times: »Ich würde den Mann bestimmt wiedererkennen, wenn ich ihn sähe, denn nicht viele Leute haben sich einen Sdrumpf über den Kopf gezogen.«
    Und Lord Vetinari lächelte.
Und jemand klopfte leise an die Tür.
Und er sah auf.
»Herein«, sagte er.
    Nichts geschah. Nach einigen Sekunden wiederholte sich das leise Klopfen.
»Herein!«
    Und wieder folgte bedeutungsvolle Stille.
    Und Lord Vetinari berührte eine ganz normal wirkende Stelle seines Schreibtischs.
    Und eine lange Schublade schob sich aus vermeintlich massivem Nussbaumholz, so geräuschlos, als glitte sie über Öl. Sie beinhaltete einige dünne Gegenstände, die auf schwarzem Samt lagen. Ihre Beschreibung hätte sicher das Wort »scharf« enthalten.
    Und er wählte ein Objekt und hielt es ruhig in der Hand, als er lautlos den Raum durchquerte, den Knauf der Tür drehte und rasch zur Seite sprang, falls sie aufgestoßen werden sollte.
    Nichts dergleichen geschah.
    Aufgrund einer Unregelmäßigkeit der Angeln schwang die Tür langsam nach innen.
    Herr Schmitzenmacher glättete die Zeitung. Die Personen am Frühstückstisch hatten sich bereits damit abgefunden, dass ihm die Zeitung nicht nur gehörte, weil er sie kaufte, sondern dass er auch ihr Priester war, der ihren Inhalt den Massen verkündete.
    »Hier steht, dass jemand in der Streitaxtstraße eine lustig geformte Karotte hat«, sagte er.
    »Die würde ich gern sehen«, ließ sich Frau Arkanum vernehmen. Etwas weiter unten am Tisch ertönten erstickte Geräusche. »Ist alles in Ordnung, Herr de Worde?«, fragte sie, als Herr Flach diesem auf den Rücken klopfte.
    »Ja, ja, alles bestens«, keuchte William. »Entschuldigung. Hab mich am Tee verschluckt.«
    »In dem Teil der Stadt ist der Boden recht gut«, meinte Herr Wagenbauer, Vertreter für Saatgut.
    William konzentrierte sich verzweifelt auf sein Brötchen,

Weitere Kostenlose Bücher