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Die Wahlverwandtschaften

Die Wahlverwandtschaften

Titel: Die Wahlverwandtschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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er gern von allem absteht, was er verlangen oder wünschen möchte.
    Sehen Sie jemals diese Gebärde, gnädige Frau, wie es bei Ihrer Behandlung nicht wahrscheinlich ist, so gedenken Sie meiner und schonen Ottilien«.
    Eduard hatte diese Briefe vorgelesen, nicht ohne Lächeln und Kopfschütteln.
    Auch konnte es an Bemerkungen über die Personen und über die Lage der Sache nicht fehlen.
    »Genug!« rief Eduard endlich aus; »es ist entschieden, sie kommt!
    Für dich wäre gesorgt, meine Liebe, und wir dürfen nun auch mit unserm Vorschlag hervorrücken.
    Es wird höchst nötig, daß ich zu dem Hauptmann auf den rechten Flügel hinüberziehe.
    Sowohl abends als morgens ist erst die rechte Zeit, zusammen zu arbeiten.
    Du erhältst dagegen für dich und Ottilien auf deiner Seite den schönsten Raum«.
    Charlotte ließ sichs gefallen, und Eduard schilderte ihre künftige Lebensart.
    Unter andern rief er aus: »es ist doch recht zuvorkommend von der Nichte, ein wenig Kopfweh auf der linken Seite zu haben; ich habe es manchmal auf der rechten.
    Trifft es zusammen und wir sitzen gegeneinander, ich auf den rechten Ellbogen, sie auf den linken gestützt und die Köpfe nach verschiedenen Seiten in die Hand gelegt, so muß das ein Paar artige Gegenbilder geben«.
    Der Hauptmann wollte das gefährlich finden.
    Eduard hingegen rief aus: »nehmen Sie sich nur, lieber Freund, vor dem D in acht!
    Was sollte B denn anfangen, wenn ihm C entrissen würde?«
    »Nun, ich dächte doch«, versetzte Charlotte, »das verstünde sich von selbst«.
    »Freilich«, rief Eduard; »es kehrte zu seinem A zurück, zu seinem A und O!« rief er, indem er aufsprang und Charlotten fest an seine Brust drückte.
    Ein Wagen, der Ottilien brachte, war angefahren.
    Charlotte ging ihr entgegen; das liebe Kind eilte, sich ihr zu nähern, warf sich ihr zu Füßen und umfaßte ihre Kniee.
    »Wozu die Demütigung!« sagte Charlotte, die einigermaßen verlegen war und sie aufheben wollte.
    »Es ist so demütig nicht gemeint«, versetzte Ottilie, die in ihrer vorigen Stellung blieb.
    »Ich mag mich nur so gern jener Zeit erinnern, da ich noch nicht höher reichte als bis an Ihre Kniee und Ihrer Liebe schon so gewiß war«.
    Sie stand auf, und Charlotte umarmte sie herzlich.
    Sie ward den Männern vorgestellt und gleich mit besonderer Achtung als Gast behandelt.
    Schönheit ist überall ein gar willkommener Gast.
    Sie schien aufmerksam auf das Gespräch, ohne daß sie daran teilgenommen hätte.
    Den andern Morgen sagte Eduard zu Charlotten: »es ist ein angenehmes, unterhaltendes Mädchen«.
    »Unterhaltend?« versetzte Charlotte mit Lächeln;» sie hat ja den Mund noch nicht aufgetan«.
    »So?« erwiderte Eduard, indem er sich zu besinnen schien, »das wäre doch wunderbar!« Charlotte gab dem neuen Ankömmling nur wenig Winke, wie es mit dem Hausgeschäfte zu halten sei.
    Ottilie hatte schnell die ganze Ordnung eingesehen, ja, was noch mehr ist, empfunden.
    Was sie für alle, für einen jeden insbesondre zu besorgen hatte, begriff sie leicht.
    Alles geschah pünktlich.
    Sie wußte anzuordnen, ohne daß sie zu befehlen schien, und wo jemand säumte, verrichtete sie das Geschäft gleich selbst.
    Sobald sie gewahr wurde, wieviel Zeit ihr übrigblieb, bat sie Charlotten, ihre Stunden einteilen zu dürfen, die nun genau beobachtet wurden.
    Sie arbeitete das Vorgesetzte auf eine Art, von der Charlotte durch den Gehülfen unterrichtet war.
    Man ließ sie gewähren.
    Nur zuweilen suchte Charlotte sie anzuregen.
    So schob sie ihr manchmal abgeschriebene Federn unter, um sie auf einen freieren Zug der Handschrift zu leiten; aber auch diese waren bald wieder scharf geschnitten.
    Die Frauenzimmer hatten untereinander festgesetzt, französisch zu reden, wenn sie allein wären, und Charlotte beharrte um so mehr dabei, als Ottilie gesprächiger in der fremden Sprache war, indem man ihr die Übung derselben zur Pflicht gemacht hatte.
    Hier sagte sie oft mehr, als sie zu wollen schien.
    Besonders ergetzte sich Charlotte an einer zufälligen, zwar genauen, aber doch liebevollen Schilderung der ganzen Pensionsanstalt.
    Ottilie ward ihr eine liebe Gesellschafterin, und sie hoffte, dereinst an ihr eine zuverlässige Freundin zu finden.
    Charlotte nahm indes die älteren Papiere wieder vor, die sich auf Ottilien bezogen, um sich in Erinnerung zu bringen, was die Vorsteherin, was der Gehülfe über das gute Kind geurteilt, um es mit ihrer Persönlichkeit selbst zu vergleichen.
    Denn

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