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0490 - Höllen-See

0490 - Höllen-See

Titel: 0490 - Höllen-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Romy zitterte nicht einmal. Sie hockte verkrampft auf dem Boden, hörte den Lärm des Hubschraubermotors und stellte fest, daß die Maschine an Höhe verlor.
    Manchmal schielte Romy durch ein Fenster. Graue Nebelschleier huschten vorbei, Wolkenfetzen, die wie zerrissene Tücher aussahen. Gespenstische Gebilde. Sie kamen Romy vor wie Gesichter, die ihr höhnisch zugrinsten, als wollten sie ihr schon jetzt beweisen, wie willkommen sie im Reich der Geister war.
    Für die Kapuzenträger war es nicht mehr als ein Routineflug, für Romy wurde es eine Reise in den Tod. - Sie hatte einen Fehler gemacht, und Fehler bestrafte der Prophet mit dem Tod. - Er war der Mann der Wahrheit, das hatte er seinen Gefolgsleuten immer wieder erklärt und eingehämmert. Nur seine Wahrheit zählte, sonst keine. Die Mädchen mußten sich an die Regeln halten. Romy hatte sie durchbrochen. Sie wußte nicht genau, wo die Reise hinging. Man hatte ihr versprochen, daß sie einen Blick ins Paradies werfen konnte. Das die Worte begleitende Grinsen war an sich Antwort genug gewesen. Das Paradies würde der Tod sein!
    Sie schaute in die Augen ihrer drei Bewacher. Alles hätte sie in diesen Augenblicken getan, um sie umzustimmen, aber sie waren ihrem Herrn und Meister blind ergeben. Was der Prophet vom blutigen Schwert befahl, war ein Dogma.
    Schatten fielen durch die Verglasung. Sie wurden von den Bergwänden geworfen, die den Hubschrauber einschlossen. Wuchtige, zackige, schwarzgraue Grate, mächtige Formationen aus Fels.
    Manchmal bewaldet, an anderen Stellen wiederum nur aus nacktem Gestein bestehend.
    Einer der Männer bewegte sich und schaute nach draußen. Sein Kumpan, der Waffennarr, schob die Rechte vor und strich mit der Mündung über das Gesicht des Mädchens.
    Er begann an der Stirn, ließ die Mündung über den Nasenrücken gleiten und zeichnete auch die Lippen nach. Romy Parker saß unbeweglich. Sie verkrampfte. Die Kälte des Metalls breitete sich in ihrem Körper aus.
    Der Mann am Fenster drehte sich um. Unter seiner Kapuze hörte Romy das Räuspern.
    Auch die anderen beiden hatten es wahrgenommen, während der Pilot allmählich in eine große Kurve flog. Er setzte sie in einem weiten Bogen an. Diese Kursänderung war gleichzeitig ein Zeichen.
    Der Waffenfan griff an Romys linke Schulter. Er riß das Mädchen herum. Romy wehrte sich nicht.
    Sie mußte hinknien. Sekunden später spürte sie die Mündung im Nacken.
    Plötzlich begann sie zu weinen. Es war die furchtbare Angst und diese so demütige und menschenunwürdige Haltung, die ihr die Tränen in die Augen trieben. Der Boden war schmutzig. Dicht vor sich sah sie die beiden schwarzen Schuhe. Breite Treter, die ihr brutal vorkamen.
    »Was wollt ihr denn?« keuchte sie und wunderte sich selbst darüber, daß sie den Mut fand, diese Frage zu stellen.
    »Deinen Tod«
    Romy lachte. Sie holte tief Luft und konnte sich auch nicht erklären, weshalb sie so reagierte. Aber ihr fiel ein, worüber man nur flüsternd sprach.
    Der Prophet hatte gesagt, daß zwischen den häufig nebelverhangenen Bergen der tiefe gläserne See liegen würde. Wo die Verräter begraben wurden und für alle Zeiten das Grauen der Dunklen Welt erlebten, als Warnung für die anderen.
    Keines der Mädchen hatte den See gesehen, sie hatten nur von ihm gehört. Denn wer ihn sah, kehrte nicht mehr zurück.
    Einer der Maskierten bewegte sich auf den Ausstieg zu. Der Hubschrauber flog zwar noch immer, er hatte jedoch seine Geschwindigkeit verringert, fast stand er schon in der Luft.
    Der Maskierte sprach mit dem Piloten, gab ihm ein Kommando. Der Mann in der Kanzel nickte. Ein Ruck lief durch die Maschine. Plötzlich »stand« sie, dann ließ der Pilot sie noch tiefer sacken, und erst als sie wieder zur Ruhe gekommen war, riß der Maskierte den Ausstieg auf.
    Romy hatte zu ihm hingeschaut. Sie hörte das ratternde Geräusch, als die Klappe zur Seite glitt.
    Dann konnte sie nach draußen schauen, wo der Nebel sich gelichtet hatte und nur mehr dünne Dunstschleier wie Tücher vorbeiglitten.
    Der Kerl mit der Waffe griff plötzlich zu. Romy schrie, als seine harten Hände ihren Oberarm packten. Sie wurde hochgerissen und blieb schwankend stehen.
    Der Mann schaute sie kalt an. Seine Augen waren ohne Leben, als würden sie einem Toten gehören.
    Ein zweiter Kerl griff zu. Sie beide waren wie zwei Henker, die einen Verurteilten zum Schafott führten. An Widerstand war nicht zu denken. Romy hätte es auch nicht gekonnt. Sie besaß

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